Das vielfarbene Land
eine einfache Fraktur des Oberarmknochens, die auch Amateure leicht behandeln konnten. Doch bis Amerie versorgt war und ein Beruhigungsmittel erhalten hatte, war der Nachmittag schon weit fortgeschritten. Richard überzeugte Claude und Felice davon, daß es trotz drohender Verfolgung sinnlos war, jetzt noch weiterzumarschieren. Sie entfernten sich ein kurzes Stück vom Ufer und verbargen sich in einem Hain dicker Eichen. Dort stellte Richard zwei Dekamol-Hütten auf, Felice ging und erlegte einen großen fetten Rehbock, und Claude grub an einer sumpfigen Stelle nahrhafte Knollen aus.
Als ihre Mägen voll, die Betten auf höchste Weichheit eingestellt und die insektensicheren Schirmtüren geschlossen waren, fielen sie in Schlaf, noch bevor die Dunkelheit hereinbrach. Sie hörten weder die Stimmen der Eulen und Nachtigallen und Baumfrösche noch das verklingende Heulen der Bärenhunde, die weit im Süden einer kalten und irreführenden Spur folgten. Sie sahen nicht, wie Nebel von den Stromschnellen aufstieg, als die Sterne heller wurden. und sie sahen nichts von den glühenden, grotesken Gestalten der Fir-vulag, die herbeikamen und auf dem anderen Ufer des Flusses tanzten, bis die Sterne in der Morgendämmerung verblaßten.
Am folgenden Morgen war Amerie fieberig und schwach. Alle waren dafür, ihr Medikamente aus ihrem begrenzten Vorrat zu geben, es ihr in der einen Hütte bequem zu machen und sich in die andere zurückzuziehen, damit sie schlafen und wieder gesund werden konnte. Alle brauchten sie Erholung, und sie hielten es kaum für möglich, daß Verfolger den von Klippen gesäumten Strom zu überqueren vermochten, ohne daß sie etwas davon merkten.
Felice war überzeugt, sie hätten die Fährtensucher vollständig abgeschüttelt. »Vielleicht finden sie sogar weiter unten Gegenstände aus Ameries Rucksack und glauben, wir seien im Fluß ertrunken.«
Also schliefen sie, aßen kaltes Wildbret und Algenprotein und setzten sich dann in den Schatten einer alten Eiche. Sie tranken kostbaren Instant-Kaffee aus kleinen Tassen und versuchten sich darüber klar zu werden, was sie jetzt tun sollten.
»Ich habe einen neuen Plan ausgearbeitet«, sagte Felice. »Ich habe verschiedene Möglichkeiten gegeneinander abgewogen und bin zu dem Schluß gekommen, der geeignetste Ort, um mir einen anderen Ring , zu besorgen, wird in der Nähe von Finiah sein, wo es eine Menge Tanu gibt. Vielleicht haben sie da sogar ein Lagerhaus oder eine Fabrik für die Dinger. Wir müssen verborgen bleiben, bis Amerie wieder gesund ist, dann die Vogesen überqueren und uns außerhalb der Stadt ein Versteck suchen. Vorräte können wir von Karawanen oder einsam liegenden Siedlungen organisieren.«
Richard erstickte fast an seinem Kaffee.
Felice fuhr seelenruhig fort: »und dann, wenn wir ihre Verteidigungsanlagen analysiert und mehr über diese Ring-Technik erfahren haben, können wir Pläne für einen Angriff machen.«
Richard setzte sein Täßchen mit großer Sorgfalt auf einer Baumwurzel ab. »Kind, du hast uns durch Tricks und Einschüchterung soweit gebracht, daß wir bis jetzt getan haben w as du wolltest, und ich will auch keineswegs behaupten, du hättest nicht verdammt gute Arbeit geleistet, als du uns von Epone und ihren Marionetten befreit hast. Aber es ist ganz ausgeschlossen, daß du mich zu einer Vier-Mann-Invasion gegen eine ganze Stadt voller fremder Gehirnquirler zwingst!«
»Du würdest es vorziehen, dich im Wald zu verstecken, bis sie dich erwischen?« höhnte Felice. »Sie werden mit dem Suchen nie aufhören, verstehst du. und die Tanu werden selbst kommen, statt ihre menschlichen Sklaven zu schicken. Wenn wir meinem Plan folgen wenn ich einen goldenen Ring erhalte bin ich jedem von ihnen gewachsen!«
»Das sagst du. Woher sollen wir wissen, ob es dir gelingt? und was springt für uns dabei heraus? Sollen wir deine loyalen Speerträger werden, während du die Kommandeuse spielst? Einer dieser verdammten goldenen Ringe wird keinem von uns Normalen etwas nützen. und ob du deinen privaten Guerilla-Krieg gewinnst oder verlierst, diese Mißgeburten haben, bis er vorbei ist, einige von uns niedergemetzelt. Willst du wissen, was für einen Plan ich habe, Miß Großmaul?«
Sie trank mit gesenkten Lidern ihren Kaffee.
»Ich will es dir sagen!« polterte Richard los. »Ich werde mich hier noch einen oder zwei Tage ausruhen und mein Schuhwerk reparieren, und dann wandere ich nordwärts zu den großen Flüssen und dem Meer, wie
Weitere Kostenlose Bücher