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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Richard zynisch. Er und Martha stiegen die Leiter zu dem unbeschädigten Flugzeug hinauf, öffneten das einfache Lukenschloß und verschwanden im Innern.

8
    Sie brauchten drei Tage, um den Flieger in die Luft zu bekommen.
    Richard hatte in dem Augenblick, als er in die erste Maschine blickte, erkannt, daß diese fremden Flugzeuge gravo-magnetisch angetrieben wurden. Flugdeck und Passagierabteil des dreißig Meter langen Vogels hatten einfache Sessel keine Andruckliegen. Ergo ein »trägheitsloser« Antrieb, die universale Energie für Flugzeuge und Unterlicht-Raumschiffe des Galaktischen Milieus, die unter scheinbarer Aufhebung der Trägheit fast augenblickliches Beschleunigen und Abbremsen ermöglichte. Es bestand eine ziemliche Wahrscheinlichkeit dafür, daß diese Aliens die Schlüsselkräfte des Universums auf ziemlich die gleiche »Cable-car«-Methode angezapft hatten wie die Ingenieure des Milieus. Richard und Martha hatten vorsichtig und unter Benutzung der Bordwerkzeuge einen der sechzehn Module des Apparats geöffnet, von dem sie hofften, daß er der Anzapf-Generator sei. Zu ihrer Erleichterung stellten sie fest, daß die Flüssigkeit darin tatsächlich Wasser war. Es spielte keine Rolle, daß die Dinger, die das Rhofeldnetz erzeugten, konzentrische Kugeln innerhalb von Kugeln statt der gestapelten kristallinen Plättchen der analogen Milieu-Erfindung waren; das Prinzip und die Funktionsweise mußten die gleichen sein. Wenn sie den Generator mit gutem altem aqua pura füllten, würde dieser fremde Vogel höchstwahrscheinlich fliegen.
    Claude bastelte einen Destillier-Apparat zusammen und bewachte den emsig brodelnden Dekamol-Topf, während Richard und Martha den Kontrollschaltungen nachspürten und sich mit dem merkwürdigen Lebenserhaltungssystem vertraut machten, das imstande war, sich selbst wieder aufzuladen, sobald ein bißchen Wasser in das Energie-Aggregat eingespeist war. Nachdem Richard einen Tag mit den fremdartigen Kontrollen herumgespielt hatte, traute er sich zu, mit der Analyse allein weiterzukommen, so daß Martha ihre Zeit ganz auf den Speer verwenden konnte. Der Eventualität wegen, daß der Flieger während eines Bodentests explodierte, wurde das Lager aus Sicherheitsgründen auf eine ebene Lichtung im Maquis verlegt. Sie lag mehrere Kilometer tiefer am Hang als die Maschine, und es entsprang dort eine Quelle aus der Kraterwand.
    Am Abend des dritten Tages verkündete Richard, als sie sich um das Lagerfeuer versammelten, die alte Maschine sei für ihren ersten Testflug bereit.
    »Ich habe die meisten Flechten abgekratzt und alle Vogel-und Insektennester aus den Triebwerken entfernt. Sie sieht so gut wie neu aus, auch wenn sie tausend Jahre lang am Boden gehockt hat.«
    »und die Kontrollen?« fragte Claude. »Bist du sicher, daß du sie ausklamüsiert hast?«
    »Ich habe natürlich alle Stimmkontrollen abgeschaltet, da sie meine Sprache nicht kennen. Glücklicherweise haben die Fluginstrumente zumeist Bildkontrollen, so daß ich damit zurechtkomme. Den Höhenmesser kann ich nicht lesen. Es ist jedoch ein Bodenabstand- und Positionsmonitor vorhanden, der hübsche Bilder liefert und Augäpfel sind sowieso vor Digitalanzeigen erfunden worden. Es ist hoffnungslos, das Zahlensystem entziffern zu wollen. Aber jede Anzeige ist mit drei Idiotenlampen ausgestattet - zyan, bernstein und violett für "los", "paß auf" und "lebewohl". Deshalb dürften auch sie mir keine Schwierigkeiten machen. Das große Problem stellen die Tragflächen dar. Es ist verrückt, einem gravo-magnetischen Flugzeug Flügel anzukleben! Sie müssen ein kulturelles Relikt sein. Vielleicht hatten diese Leute einfach Spaß am Segeln!«
    »Richard«, bat Martha atemlos, »nimm mich morgen mit!«
    »Oh, Marty-Baby ...«, begann er.
    Madame fuhr dazwischen: »Sie dürfen nicht, Martha! Es ist ein Risiko, auch wenn Richard zuversichtlich ist.«
    »Madame hat recht.« Richard ergriff Marthas Hand. Sie war kalt, trotz des warmen Abends. Das Licht des Feuers warf grausame Schatten auf die Augen und eingesunkenen Wangen der Ingenieurin. »Sobald ich die Maschine durchgecheckt habe, fliegen wir zusammen. Versprochen. Wir müssen aufpassen, daß dir nichts zustößt, Kind ... Wer soll den verdammten Speer sonst wieder zusammensetzen?«
    Martha rückte näher an Richard heran und blickte ins Feuer. »Ich glaube, der Speer wird funktionieren. Das Energie-Aggregat ist halb aufgeladen, was wirklich bemerkenswert ist, und von den kleinen

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