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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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hat.«
    »Du kannst es den Leuten nicht zum Vorwurf machen, wenn sie dich ansehen. Du bist sehr schön. Ich habe gehört, daß du auf deiner Heimatwelt eine berühmte Sportlerin warst.«

Die Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem bitteren kleinen Lächeln. »Acadie. Ich war die beste Ring-HockeySpielerin aller Zeiten. Aber sie hatten Angst vor mir. Schließlich weigerten sich die anderen Spieler die Männer -, gegen mich anzutreten. Sie machten mir allen möglichen Ärger. Als dann zwei Spieler behaupteten, ich hätte absichtlich versucht, sie schwer zu verletzen, wurde ich disqualifiziert.«
    »Hattest du es versucht?«
    Felice senkte den Blick. Sie verdrehte die Finger ihrer Handschuhe, und die Röte stieg ihr vom Hals in die Wangen. »Mag sein. Ich glaube schon. Sie waren mir verhaßt.« Trotzig hob sie ihr spitzes Kinn. Der auf den Hinterkopf geschobene Hopliten-Helm gab ihr das Aussehen einer Pallas Athene en miniature. »Sie wollten keine Frau dabei haben, weißt du. Sie wollten nichts als mich verletzen, mich ruinieren. Sie waren neidisch auf meine Kraft, und sie hatten Angst. Die Leute haben immer Angst vor mir gehabt, schon als ich noch ein Kind war. Kannst du dir vorstellen, wie das für mich war?«
    »Oh, Felice.« Amerie zögerte. »Wie ... wie bist du überhaupt dazu gekommen, an diesem brutalen Spiel teilzunehmen?«
    »Ich war gut im Umgang mit Tieren. Meine Eltern waren Bodenwissenschaftler, und sie zogen immerfort auf Feldexpeditionen herum. Neu erschlossene Gebiete, noch voll von Wildleben. Wenn die Kinder der Siedler nicht mit mir spielen wollten, legte ich mir Tiere als Freunde zu. Anfangs waren es kleine dann größere und gefährlichere. und auf Acadie gibt es da ein paar Schönheiten, das kann ich dir versichern! Schließlich, als ich fünfzehn war, zähmte ich ein Verrul. Das ist etwas Ähnliches wie ein sehr großes irdisches Nashorn. Ein Tierhändler der Gegend wollte es mir abkaufen, um es für Ring-Hockey trainieren zu lassen. Bis dahin hatte ich nicht viel Interesse an dem Spiel gehabt, aber es erwachte, nachdem ich das Tier verkauft hatte. Mir ging auf, daß ich bei meinen speziellen Talenten dabei viel Geld verdienen konnte.«
    »Aber wie kann sich ein junges Mädchen im Profi-Sport durchsetzen?«
    »Ich sagte meinen Eltern, ich wolle eine Lehre als Verrul-Trainerin und -Pflegerin machen. Dagegen hatten sie nichts. Ich war immer ein überflüssiges Gepäckstück gewesen. Sie bestanden nur darauf, daß ich die Schule beendete; dann ließen sie mich gehen. Sie sagten: "Viel Glück, Baby.«"
    Sie hielt inne und sah Amerie ausdruckslos an. »Ich war nur so lange Pflegerin, bis der Team-Manager sah, wie ich die Tiere kontrollieren konnte. Das ist das Geheimnis bei diesem Spiel, weißt du. Das Verrul muß die Tore machen und die Manöver ausführen, die einen davor bewahren, von den nur auf kurze Entfernung wirksamen Betäubungsgewehren der gegnerischen Spieler getroffen zu werden. Man setzte mich in der Vorsaison als Neuheit ein, um Zuschauer an die Kassen der Grünen zu locken. Die Mannschaft war drei Jahre hintereinander ganz unten gewesen. Als sich herausstellte, daß ich mehr war als ein Werbegag, stellten sie mich für das Eröffnungspiel der Vorsaison auf. Die Kerle aus meiner Mannschaft gerieten so ins Schäumen, um mich zu übertreffen, daß wir das verdammte Spiel gewannen. und alle folgenden ... und die Siegesfahne auch.«
    »Großartig!«
    »Es hätte großartig sein sollen. Aber ich hatte keine Freunde. Ich unterschied mich zu sehr von den übrigen Spielern. War zu fremdartig. und im zweiten Jahr ... als sie begannen, mich wirklich zu hassen, und ich erkannte, daß sie mich hinausdrängen wollten, da ... da ...«
    Sie schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch, und ihr Kindergesicht verzog sich vor Qual. Amerie wartete auf die Tränen, doch es kamen keine. Das kurz enthüllte Verletztsein wurde beinahe ebenso schnell wieder maskiert, wie es sich gezeigt hatte. Felice, die der Nonne gegenüber am Tisch saß, entspannte sich und lächelte die andere Frau an.
    »Ich will Jägerin werden, weißt du. Auf der anderen Seite. Ich könnte viel besser für dich sorgen als der alte Mann, Amerie.«
    Die Nonne stand auf. Das Blut pochte ihr in den Schläfen. Sie wandte sich von Felice ab und verließ die Hütte.
    »Ich glaube, jede von uns braucht die andere«, sagte das Mädchen.

17
    Auberge du Portail, FrankrEur, Erde
    24. August 2110

    Meine liebe Varya,
    wir haben unsere Überlebens

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