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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Frühstück studierte er das Programm für den heutigen Tag. Einführung in Überlebenspack A-6*. Unterkunft und Feuer. Minimierung der umweltbedingten Risiken (haha!). Orientierung. Angeln und Fallenstellen.
    Er seufzte, trank den köstlichen Kaffee und aß ein knuspriges, lockeres Croissant. Es würde ein langer Tag werden.

16
    Schwester Annamaria Roccaro hatte einige Erfahrung im Camping, aber die teure neue Dekamol-Ausrüstung, die zu Pack A-6* gehörte, bedeutete für sie eine begeisternde Offen barung
    Sie und die anderen Mitglieder der Gruppe Grün waren zuerst im unterrichtsraum gewesen, wo eine handfeste Instruktorin sie informierte. Dann hatten sie sich in Paaren aufgeteilt und waren in eine Höhle hinabgestiegen, die 200 Meter unter den Kellern der Auberge aus dem gewachsenen Fels herausgehauen war. Sie wurden auf eine sonnige Wiese mit einem sich schlängelnden Bach losgelassen und angewiesen, sich mit der uberlebensausrüstung bekanntzumachen.
    Die stimulierte Sonne machte ihnen heiß, obwohl ihre Körper-Thermostate mit der steigenden Temperatur mühelos Schritt hielten. Nachdem Amerie und Felice ein kurzes Stück weitergewandert waren, entschied die Nonne, daß sie auf die Sandalen, die sie sich als Fußbekleidung für das Pliozän ausgesucht hatte, würde verzichten müssen. Sie sahen recht klösterlich aus und waren luftig, aber sie ließen auch Zweige und Steinchen ein. Halbstiefel oder sogar modernes Schuhwerk würden für Reisen über Land zweckmäßiger sein. Außerdem kam sie zu dem Schluß, daß das weiße WildlederHabit zu warm war, auch wenn es abnehmbare Ärmel hatte. Handgewebtes Tuch war besser. Als Wetterschutz konnte sie ein Skapulier und einen Kapuzenmantel aus Wildleder tragen.
    »Ist dir nicht heiß in deinem Kostüm, Felice?« fragte sie ihre Gefährtin. Landry hatte die grün und schwarze Ringhockey-uniform angelegt, die offensichtlich ihre Wahl für das Pliozän darstellte.
    »Mir ist es angenehm«, antwortete das Mädchen. »Ich bin es gewöhnt, darin zu arbeiten, und mein Planet war viel wärmer als die Erde. Das Wildleder-Gewand sieht ganz nach Hoherpriesterin aus, Amerie. Es gefällt mir.«
    Die Nonne fühlte sich merkwürdig verwirrt. Felice wirkte so unpassend in dem Krieger-Küraß, den Beinschienen und dem griechischen Helm mit den wackeren grünen Federn, der auf ihrem Hinterkopf thronte. Stein und Richard hatten sie am Morgen, als sie in dieser Aufmachung erschien, aufziehen wollen, aber aus irgendeinem Grund hatten sie fast sofort wieder damit aufgehört.
    »Sollen wir unser Lager hier errichten?« schlug die Nonne vor. Eine große Korkeiche wuchs neben dem Bach und beschattete eine flache Stelle, die nach einem guten Platz für die Hütte aussah. Die beiden Frauen legten ihre Rucksäcke ab. Amerie holte aus ihrem den faustgroßen Inflator hervor und betrachtete ihn. Ihre Instruktorin hatte gesagt, der versiegelte Energiespeicher werde zwanzig Jahre vorhalten. »Hier sind zwei Düsen, die eine, um Luft einzublasen, und die andere, um sie abzusaugen. Da steht: UNBENUTZTE DOSE UNBEDINGT VERSCHLIESSEN.«

    »Versuch es mit meinem Hütten-Pack.« Felice hielt ihr ein Päckchen ungefähr von der Größe eines Butterbrots hin. »Ich kann nicht glauben, daß es zu einem vier mal vier Meter großen Haus wachsen wird.«
    Schwester Roccaro befestigte die von dem Päckchen baumelnde flache Röhre an dem Inflator und drückte auf den Aktivierungsknopf. Komprimierte Luft strömte ein und verwandelte das Butterbrot in ein großes silbriges Viereck. Die beiden Frauen legten es auf den für die Hütte vorgesehenen Platz und beobachteten, wie es wuchs. Der Fußboden verdickte sich zu etwa neun Zentimetern und wurde ganz hart, als Luft die komplizierte Mikroporen-Strukturen zwischen den Folienschichten füllte. Die Wände, der Isolierung wegen etwas dicker, stiegen in die Höhe, komplett mit durchsichtigen Fenstern, die durch Reißverschlüsse zu öffnen waren und auf der Innenseite Scheibengardinen hatten. Ein steil gegiebeltes silbriges Dach, das über der Eingangstür vorsprang, wurde als letztes aufgeblasen.
    Felice lugte in den türlosen Eingang. »Sieh mal! Aus dem Fußboden sprießen feststehende Möbel.«
    Da gab es Kojen für zwei Personen mit an einer Seite festhängenden Kissen, einen Tisch, Regale und an der Rückwand einen silbrigen Kasten, aus dem ein Rohr zum Dach führte. Felice las laut vor: »OFEN MIT SAND BESCHWEREN, ANDERNFALLS WIRD EINHEIT BEIM ABKÜHLEN

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