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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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ZUSAMMENFALLEN ... Es muß so gut wie unmöglich sein, dies Material zu zerstören!« Sie faßte hinter ihre linke Beinschiene und zog einen glitzernden kleinen Dolch mit goldenem Heft hervor. »Man kann nicht mal hineinstechen.«
    »Wie schade, daß man es nur für zwanzig Jahre haltbar gemacht hat. Immerhin, bis dahin sollten wir eins mit unserer Umwelt geworden sein.«
    Große, eimerförmige Vertiefungen in den Ecken der Hütte mußten mit Ballast aus Steinen, Erde, Wasser, oder was sonst zur Hand war, gefüllt werden. In einer sehr kleinen Vertiefung nahe der Tür fand sich eine ganze Handvoll DekamolPillen, die gesondert aufgeblasen und mit Sand oder Wasser beschwert werden sollten. Letzteres konnte mittels eines einfachen zusammenlegbaren Kolbenhebers zwischen die Schichten eingespritzt werden. Die Pillen wuchsen zu einer Tür, Sesseln, Kochgeräten (mit dem Hinweis über den Sand-Ballast), faserigen Teppichen und Decken und anderem heran. In weniger als zehn Minuten, nachdem sie mit dem Lageraufschlagen begonnen hatten, ruhten sich die beiden Frauen in einer voll ausgestatteten Hütte aus.
    »Ich kann es kaum glauben«, begeisterte sich Schwester Roccaro und schlug gegen die Wände. »Sie fühlen sich ganz fest an. Aber wenn ein bißchen Wind wehte, würde die ganze Hütte wie eine Seifenblase davonfliegen, es sei denn, sie ist beschwert worden.«
    »Sogar Holz besteht hauptsächlich aus dünner Luft und Wasser«, meinte Felice mit einem Achselzucken. »Dies Dekamol scheint einfach die strukturell verstärkte Schale eines Dings zu reproduzieren, der man dann Masse hinzufügen muß. Wie das Zeug wohl Hitze und Druck kompensiert? Vermutlich durch irgendwelche Ventile. Offensichtlich muß man dieses Haus bei starkem Wind vertäuen, selbst wenn man die Hohlräume der Wände fast vollständig mit Wasser oder Erde gefüllt hat. Aber wieviel besser ist es als ein Zelt! Es hat sogar Ventilatoren!«
    »Sollen wir das Boot oder die Notunterkunft oder die Brückenabschnitte aufblasen?«
    »Die Wahl hat man uns überlassen. Jetzt, wo ich gesehen habe, wie Dekamol funktioniert, nehme ich den Rest der Ausrüstung auf Treu und Glauben.« Felice schlug die Beine übereinander und zog langsam ihre Handschuhe aus. Sie saß an dem kleinen Tisch. »Glauben. Darum geht es dir bei der Zeitreise, nicht wahr?«
    Die Nonne setzte sich. »In gewisser Weise. Genauer gesagt, möchte ich Eremitin werden, eine Art religiöser Einsiedlerin. Das ist eine Berufung, die im Milieu völlig in Vergessenheit geraten ist, aber im Dunklen Zeitalter hatte sie ihre Fans.«
    »Was in aller Welt wirst du tun? Nur so den ganzen Tag lang in einem fort beten?«
    Amerie lachte. »Einen Teil der Nacht auch. Ich beabsichtige, die kanonischen Stundengebete wiederzubeleben. Das ist ein alter Zyklus täglicher Gebete. Der Matutin beginnt um Mitternacht. In der Morgendämmerung spricht man die Laudes. Während des Tages liegen die Gebete in der alten ersten, dritten, sechsten und neunten Stunde. Die Vesper oder Abendandacht bei Sonnenuntergang und das Komplet vor dem Zubettgehen. Die Horae canonicae sind eine Sammlung von Psalmen und Schriftlesungen und Kirchenliedern und speziellen Gebeten und spiegeln Jahrhunderte religiöser Tradition wider. Ich finde, es ist sehr schade, daß sie niemand mehr in der ursprünglichen Form betet.«
    »und die ganze Zeit sprichst du nur diese Gebete?«
    »Du meine Güte, nein! Ein Stundengebet dauert ja keine ganze Stunde. Ich werde auch die Messe zelebrieren und Buße tun und mich der tiefen Meditation, ein bißchen beeinflußt vom Zen-Buddhismus, widmen. und wenn ich Unkraut jäte oder andere Arbeiten verrichte, habe ich immer den Rosenkranz dabei. Es ist beinahe wie ein Mantra, wenn man es auf die alte Weise tut. Sehr beruhigend.«
    Felice betrachtete sie mit brunnentiefen Augen. »Es hört sich sehr seltsam an. und auch einsam. Hast du gar keine Angst dabei, wenn du planst, ganz allein mit niemandem als deinem Gott zu leben?«
    »Der liebe alte Claude sagt, er will stilgerecht für mich sorgen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich ihn ernstnehmen darf. Wenn er mir etwas Essen bringt, finde ich vielleicht Zeit, Dinge zu basteln, mit denen wir Tauschhandel treiben können.«
    »Claude!« rief Landry verächtlich aus. »Der weiß, wo es langgeht, dieser alte Mann. Er ist kein so klarer Fall von Irrsinn wie die beiden kostümierten Heinis, aber ich habe ihn dabei erwischt, daß er mich auf schmutzige Weise angesehen

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