Das vielfarbene Land
Schultertasche. »Er bläht sich fünf Stockwerke hoch auf, hat eine doppelte Hülle und ist halb lenkbar. Feuerrot wie mein Anzug. Ich habe eine Energiequelle, um Heißluft zu injizieren. Natürlich hält die Energie für nicht mehr als ein paar Flugwochen vor, so daß ich letzten Endes auf Holzkohle übergehen muß. Eine dreckige Arbeit, die herzustellen. Aber es ist der einzige verfügbare Brennstoff des Pliozän es sei denn, ich kann Kohle finden.«
»Mach dir darüber keine Gedanken, Püppchen«, sagte Aiken. »Halt dich nur an mich und meine geologischen Karten.«
Stein lachte verächtlich auf. »und wie willst du das Zeug abbauen? Schneewittchen und die sieben Zwerge anheuern? Die nächste Kohle liegt hundert Kilometer weiter nördlich um Le Creusot und Montceau und auf halbem Weg zur Hölle unter der Oberfläche. Selbst wenn du ohne Sprengungen herankommst, wie willst du das Zeug an einen Ort verfrachten, wo es dir von Nutzen ist?«
»Dann brauche ich eben eine oder zwei Wochen, um die verdammten Einzelheiten auszuarbeiten!« schoß Aiken zurück.
»Es muß viel näher andere Kohlenlager geben«, erklärte Claude Majewski. »Deine modernen Karten sind trügerisch, Aiken. Sie zeigen die Strata und Lager, wie sie heute, im zweiundzwanzigsten Jahrhundert, existieren nicht so, wie sie vor sechs Millionen Jahren waren. Es hat im ganzen Massif Central kleine limnische Kohlenbecken und eine richtig große Ablagerung bei Saint-Etienne gegeben, aber sie sind Ende des zwanzigsten Jahrhunderts alle abgebaut worden. Geh zurück ins Pliozän, und du wirst wahrscheinlich nur ein paar Kilometer südlich von hier leicht zugängliche Kohle finden. Such welche in der Nähe eines Vulkans, vielleicht hast du dann das Glück, auf natürlichen Koks zu stoßen.«
»Warte lieber damit, die Pliozän-Bergbaugesellschaft mit unbeschränkter Haftung zu gründen, bis du das Territorium beaugapfelt hast«, riet Richard mit einer säuerlichen Grimasse. »Die örtlichen Bosse mögen ihre eigenen Vorstellungen darüber haben, ob wir uns der natürlichen Hilfsquellen bedienen dürfen.«
»Durchaus möglich«, stimmte Bryan zu.
»Wir könnten sie überreden, uns ein Stück vom Kuchen abzugeben«, meinte Felice. Sie lächelte. »Auf die eine oder andere Weise.«
»Wir könnten auch versuchen, Konflikte zu vermeiden«, sagte die Nonne, »indem wir in ein unbesiedeltes Gebiet gehen.«
»Ich glaube nicht, daß das Felices Stil ist«, fiel Aiken ein. »Sie freut sich schon auf ein bißchen Keilerei mit Schneegestöber nicht wahr, Baby?«
Landrys helles, krauses Haar stand ihr in einer aufgelade nen Wolke vom Kopf ab. Sie trug wieder das einfache Cheongsam. »Auf was ich mich auch freuen mag, ich werde es finden. Im Augenblick möchte ich nichts anderes als noch ein Glas. Kommt jemand mit?« Sie schlenderte in die Auberge zurück, gefolgt von Stein und Richard.
»Irgend jemand sollte den beiden sagen, daß sie ihre Zeit verschwenden«, murmelte der alte Mann.
»Arme Felice«, bemerkte Amerie. »Es ist ein so unpassender Name für sie, wo sie doch so furchtbar unglücklich ist. Diese aggressive Pose ist nur eine andere Form der Rüstung, wie die Hockey-uniform.«
»und darunter weint sie wohl nach Liebe?« fragte Elizabeth, die Augen fast geschlossen und ein schwaches Lächeln auf den Lippen. »Sei vorsichtig, Schwester. Die da hat es nötig, daß für sie gebetet wird, o ja. Aber sie hat mehr von einem Schwarzen Loch als von einem Schwarzen Schaf an sich.«
»Diese Augen fressen einen bei lebendigem Leib«, sagte Aiken. »Da drin geht etwas vor, das verdammt unmenschlich ist.«
»Es ist nicht einmal normal homophil«, sagte Majewski. »Aber darin, daß es verdammt ist, gebe ich dir recht.«
»Es ist grausam und zynisch, das zu sagen, Claude!« rief die Nonne aus. »Du weißt gar nichts über die Vergangenheit des Mädchens, nichts über die Dinge, die ihren Geist verstümmelt haben. Du redest, als sei sie ein ungeheuer und dabei ist sie nichts als ein rührendes, stolzes Kind, das niemals gelernt hat zu lieben.« Sie holte tief Atem. »Ich bin Medizinerin ebenso wie Nonne. Eins meiner Gelübde ist, den Leidenden zu helfen. Ich weiß nicht, ob ich Felice helfen kann, aber versuchen werde ich es bestimmt.«
Ein Windstoß hob Ameries Schleier, und sie hielt ihn ungeduldig mit einer starken Hand fest. »Bleibt nicht zu lange auf, Leute! Wir haben morgen früh etwas vor.« Sie eilte von der Terrasse und verschwand in dem dunkel
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