Das vielfarbene Land

resultierende rosig-goldene Funke war kaum sichtbar, und der Sessel blieb fest auf dem Steinfußboden stehen.
    »Ah, zu schade. Minus acht. Entspannen Sie sich jetzt, Schwester! Beim Testen der kreativen Funktion werden wir Sie bitten, eine Illusion für uns zu erzeugen. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einen ganz gewöhnlichen Gegenstand vor vielleicht Ihren Schuh -, der vor Ihnen in der Luft schwebt. Richten Sie Ihren Willen darauf, daß dieser Gegenstand vor uns erscheint. Geben Sie sich Mühe!«
    Ein grünlicher Funke wie ein Miniatur-Stern. und war es wirklich da? ein ganz schwaches Abbild eines Wanderstiefels.
    »Sehen Sie das, Felice?« rief die Tanu-Frau aus. »Plus drei Komma fünf!«
    Amerie riß die Augen auf, und die Illusion verschwand. »Wollen Sie sagen, das war wirklich ich?«
    »Die Krone verstärkt Ihre natürliche Kreativität künstlich und verwandelt sie von latent in operant. unglücklicherweise ist Ihr psychisches Potential auf diesem Gebiet so niedrig, daß es buchstäblich nutzlos ist, selbst bei maximaler Verstärkung
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte die Nonne. »Veni creator spiritus. Ruf mich nicht, ich rufe dich.«
    »Da ist noch ein Test für die MP-Funktion, die die wichtigste von allen ist.« Epone machte sich an dem kristallinen Gerät zu schaffen, das zu flackern begonnen hatte. Als sich das Glühen der Edelsteine stabilisierte, befahl sie: »Sehen Sie mir in die Augen, Schwester. Sehen Sie tiefer, in mein Gehirn, wenn Sie dazu fähig sind. Erkennen Sie, was dort versteckt ist? Können Sie es analysieren? Die verstreuten Bruchteile zu einem Ganzen zusammenfügen? Die Wunden und Narben und Abgründe des Schmerzes heilen? Versuchen Sie es! Versuchen Sie es!«
    Oh, du Arme. Du möchtest, daß es mir gelingt, nicht wahr? Aber ... stark, zu stark. Du siehst mich an, schlägst gegen transparente Wände, so stark ... und jetzt dunkel ... dunkel ... Schwarz.
    Ein roter Funke war für einen kurzen Augenblick aufgeflackert, eine mikroskopische Nova. Er verdämmerte bis fast zur Unsichtbarkeit. Epone seufzte.
    »Letztendliche Redigierung minus sieben. Ich hätte viel darum gegeben aber genug.« Sie entfernte die Krone und wandte sich mit freundlichem Gesicht an Felice. »Wollen Sie mir jetzt erlauben, Sie zu testen, Kind?«
    Felice flüsterte: »Ich kann nicht. Bitte, zwingen Sie mich nicht!«
    »Wir können bis später warten, in Finiah«, antwortete Epone. »Sehr wahrscheinlich sind Sie eine normale Menschenfrau wie Ihre Freundin. Aber auch Ihnen, die Sie keine Metafähigkeiten besitzen, haben wir eine Welt des Glücks und der Erfüllung zu bieten. Im Vielfarbenen Land erfreuen sich alle Frauen einer privilegierten Stellung, weil so wenige durch das Zeitportal kommen. Man wird Sie anbeten.«
    Amerie hielt in der Tätigkeit, ihre Kopfbedeckung wieder anzubringen, inne und sagte: »Sie müßten durch Studium unserer Sitten wissen, daß einige unserer Priesterinnen Jungfräulichkeit gelobt haben. So ist es bei mir. und Felice ist nicht heterosexuell orientiert.«
    Epone meinte: »Das ist ein Jammer. Aber mit der Zeit werden Sie sich Ihrem neuen Status anpassen und glücklich sein.«
    Felice trat vor. Sie sprach sehr leise. »Wollen Sie uns erzählen daß die Frauen hier im Exil den Männern sexuell unter tan sind?«
    Epones Mundwinkel hoben sich. »Was ist "untertan" und was ist "Erfüllung"? Es liegt in der Natur des Weibes, ein Gefäß zu sein, das sich sehnt, gefüllt zu werden, Ernährerin und Erhalterin zu sein, sich selbst hinzugeben in der Sorge für den geliebten anderen. Wenn diese Bestimmung abgelehnt wird, ist nichts da als Leere, Weinen und Wüten ... wie ich und so viele andere Frauen meiner Rasse nur zu gut wissen. Wir Tanu kamen vor langer Zeit aus einer Galaxis, die von der Erde aus gerade eben noch sichtbar ist. Wir sind vertrieben worden, weil wir uns weigerten, unsere Lebensweise Prinzipien anzupassen, die uns widerwärtig waren. In vieler Beziehung hat sich dieser Planet als idealer Zufluchtsort erwiesen. Aber seine Atmosphäre schirmt gewisse Partikel nicht ab, die unsere Fortpflanzung beeinträchtigen. Tanu Frauen gebären selten und nur unter großen Schwierigkeiten gesunde Kinder. Trotzdem sind wir entschlossen, als Rasse zu überleben. Jahrhunderte der Hoffnungslosigkeit hindurch beteten wir, und endlich hat uns Mutter Tana geantwortet.«
    Amerie dämmerte es. Felice zeigte keine Bewegung. Die Nonne sagte: »Alle Frauen, die durch das Zeitportal kommen,