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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Größe einer kleinen Hütte war. Es knatterte und zischte, warf aber keine Funken. Scheinbar legte es sich längsseits mit ihm, zog an ihm vorbei und weiter fort, bis es schließlich hinter einer Gruppe schwarzer Bäume verschwand. Die Bäume waren bisher in der Nacht unsichtbar gewesen, doch jetzt leuchtete das Feuer sie von hinten an.
    Es tat seinem Hals weh, zurückzublicken. Er ließ seinen Kopf nach vorn sinken. Genau vor ihm war etwas Großes, das langes Haar hatte und sich rhythmisch bewegte. Sehr seltsam! Er selbst schaukelte, sicher gestützt von einer Art Sitz, der ihn aufrechthielt. Seine Beine wurden schräg vorwärts gestoßen; die Waden ruhten auf unsichtbaren Stützen, die Füße stemmten sich gegen breite Tritte. Seine Arme, in die vertrauten Ärmel des Overalls eines Raumschiffkapitäns gekleidet, ruhten in seinem Schoß.
    Ein komisches Sternenschiff, überlegte er, mit einer haarigen Kontrollkonsole. und die Klimaanlage muß kaputt sein, denn es ist Staub in der Luft und ein merkwürdiger Geruch.
    Bäume? und ein Feuer? Er blickte ringsum und sah Sterne nicht in den richtigen Farben, wie man sie im tiefen Raum erblickt, sondern funkelnde Pünktchen. Weit entfernt, in der Schwärze unterhalb der sternenbesetzten Schüssel, stand ein weiteres kleines Ausrufungszeichen aus Feuer.
    »Richard? Bist du wach? Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    Na so was! Wer hatte da den Kopilotensitz dieser Kiste inne? Niemand anders als der alte Knochenjäger! Hätte gedacht, er sei schon zu klapperig, um sich zu qualifizieren. Aber schließlich braucht man nicht viel Finesse, um auf dem Boden zu fliegen ...
    »Richard, wenn ich dir die Feldflasche reiche, kannst du sie dann halten?«
    Gerüche nach Tieren, stechender Vegetation, Leder. Geräusche von quietschendem Sattelzeug, schnell trampelnden Füßen, polternde Ausrufe, etwas kläffte in der Feme und die Stimme des hartnäckigen alten Mannes neben ihm.
    »Will kein Wasser«, sagte Richard.
    »Amerie sagt, du brauchst es, wenn du aufwachst. Du bist ausgetrocknet. Komm schon, Sohn!«
    Richard sah sich Claude dort in der Dunkelheit genauer an. Die Gestalt des alten Mannes war im Stemenlicht gut sichtbar. Er ritt auf einem großen, pferdeähnlichen Geschöpf, das leichtfüßig dahintrottete. und verdammt! er selbst ritt auch auf einem! Die Zügel lagen vor ihm auf dem Sattelknopf unter der haarigen Kontrollkonsole dem Hals des Tiers. und es lief unbeirrbar geradeaus, ohne irgendwie gelenkt zu werden.
    Richard versuchte, seine Füße hochzuziehen, und entdeckte, daß seine Knöchel irgendwie an den Steigbügeln befestigt waren. und er trug seine Schifferstiefel nicht, und jemand hatte sein Opernkostüm gegen seinen Raumfahrer-Overall mit den vier Streifen am Ärmel umgetauscht, den er ganz unten in seinen Rucksack gestopft hatte, und er hatte einen ganz fürchterlichen Kater.
    »Claude«, ächzte er. »Ha st du keinen Schnaps?«
    »Du darfst keinen trinken, Junge. Erst wenn die Wirkung des Medikaments, das Amerie dir gespritzt hat, nachläßt. Hier. Nimm das Wasser!«
Richard mußte sich vorbeugen, um die Feldflasche zu ergreifen, und der stemenbesetzte Himmel drehte sich. Ohne die Fesseln an den Knöcheln wäre er aus dem Sattel gerutscht.
    »Jesus, ich komme mir vor wie durchgekaut und ausgespuckt, Claude. Wo, zum Teufel, sind wir? und was ist das für ein Vieh, auf dem ich reite?«
    »Wir sind etwa fünf Stunden von der Burg entfernt und bewegen uns nach Norden und parallel zur Saöne. Soweit ich es beurteilen kann, reitest du ein hübsch großes Exemplar von Chalicotherium goldfussi, was die Einheimischen ein Chaliko nennen nicht Kaliko. Die Tiere entwickeln hier auf der Hochebene ein beträchtliches Tempo, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Kilometer die Stunde. Aber wir haben Zeit verloren, weil wir Bäche rings um einen kleinen Sumpf durchqueren mußten, deshalb schätze ich, daß wir vielleicht dreißig Kilometer oberhalb von Lyon sind wenn es Lyon gäbe.«
    Richard fluchte. »und wohin geht es, um Himmels willen?«
    »Nach einer Metropole des Pliozän, Finiah genannt. Nach dem, was sie uns erzählt haben, liegt sie am Urrhein etwa auf der Höhe von Freiburg. Wir erreichen sie in sechs Tagen.«
    Richard trank etwas Wasser und entdeckte, daß er sehr durstig war. Er erinnerte sich noch an Epones Lächeln, als sie ihn willkommen hieß, und daß er ihr in den verwirrender Innenraum der B urg gefolgt war, doch danach an nichts mehr. Er versuchte sein Gedächtnis

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