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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Kompaß, einen Computer-Sextanten und alle Karten, die ich brauchte, dabei. Doch vermutlich ist das alles konfisziert worden. Die einzige Route, die ich mir angesehen habe, ist die westlich zum Atlantik nach Bordeaux.«
    Felice grunzte Verächtlich. Claude drängte in friedlichem Ton: »Wir wissen, daß du Erfahrung in der Navigation hast, Sohn. Es muß eine Möglichkeit geben, wie wir uns orientieren können. Willst du den Polarstem des Pliozän für uns lokalisieren? Das wäre eine große Hilfe.«
    »Ebenso eine Fregatte der Kriegsflotte«, knurrte Richard. »Oder Robin Hood und seine munteren Gesellen.«
    Felice griff von neuem nach ihm, und er wich hastig zurück. »Kannst du es tun, Richard?« fragte sie. »Oder hast du diese Streifen an deinen Ärmel für gute Führung bekommen?«
    »Dies ist nicht mein Heimatplanet, Miß Andersrum! und die nachts leuchtenden Wolken machen die Aufgabe nicht leichter.«
    »Viel Vulkanismus«, bemerkte Claude. »Staub in der oberen Atmosphäre. Der Mond ist jedoch untergegangen, und normale Wolken sind keine da. Glaubst du, du schaffst eine Fixierung, wenn diese glühenden Flecken kommen und gehen?«
    »Vielleicht«, brummte Richard. »Aber warum, zum Teufel, ich es tun sollte, ist mir schleierhaft ... Ich möchte wissen, was mit meinem Piratenkostüm geschehen ist. Wer hat mir diesen Overall angezogen?«
    »Er war da«, antwortete Felice honigsüß, »und du brauchtest ihn. Dringend. Also taten wir dir den Gefallen. Wir tun alles, um einem Freund auszuhelfen.«
    Claude beeilte sich, hinzuzufügen: »Du warst bei irgendeinem Kampf in der Burg ganz schmutzig geworden. Ich habe dich nur ein bißchen gesäubert und deine anderen Sachen gewaschen. Sie hängen hinten an deinem Sattel. Müßten inzwischen trocken sein.«
    Richard betrachtete die grinsende Felice argwöhnisch, dann dankte er dem alten Mann. Wie, ein Kampf? War er an einem Kampf beteiligt gewesen? und wer hatte voll hochmütiger Verachtung über ihn gelacht? Eine Frau mit Augen wie Brunnen, in denen man ertrinken konnte. Aber nicht Felice ...

    Amerie sagte: »Bitte, versuch es mit dem Polarstern, falls du dich gut genug dazu fühlst. Wir haben nur n och eine
    Nacht, in der wir auf dieser hochgelegenen Nordstraße reiten. Dann werden wir links und rechts davon abweichen und bei Tageslicht unterwegs sein. Richard, es ist wichtig.«
»Okay, okay«, antwortete er mürrisch. »Ich nehme nicht an, daß jemand von euch Erdenwürmern die Breite von Lyon weiß.«
»Rund fünfundvierzig Grad nördlich, glaube ich«, sagte Claude. »Jedenfalls in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie meine Heimat in Oregon, wenn ich an den Himmel über der Auberge denke. Zu schade, daß wir Stein nicht dabei haben. Er würde es wissen.«
    »Eine grobe Schätzung ist gut genug«, meinte Richard.
    Die Nonne hob den Kopf. Der Klang eines Horns scholl von außerhalb des Zauns in den Hof herein. »Nun geht's weiter, Gruppe. Viel Glück, Richard.«
    »Tausend Dank, Schwester. Wenn wir einem Fluchtplan folgen, den das Kind da sich zusammengeträumt hat, werden wir sehr viel Glück brauchen.«
    Sie ritten über die Plateau-Straße von Signalfeuer zu Signalfeuer durch die Nacht. Das Flußtal lag zu ihrer Rechten, und die verstreuten kleinen Vulkane der Limagne flackerten gelegentlich rubinrot im Südwesten. Sternkonstellationen, die den Erdgeborenen des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts völlig unbekannt waren, drängten sich am Himmel des Exils. Viele jener Sterne waren die gleichen, die auch in der Zukunft des Planeten sichtbar sein würden, aber ihre voneinander abweichenden galaktischen Umlaufbahnen hatten die vertrauten Sternbilder bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Am Himmel standen Sterne, denen der Tod vor der Zeit des Galaktischen Milieus bestimmt war, und andere, die den Milieu-Leuten bekannt sein würden, ruhten zu dieser Zeit noch still im Mutterleib ihrer Staubwolken.
    Richard betrachtete den Himmel des Pliozän voller Gleichmut. Er hatte schon eine schreckliche Menge verschiedener Himmel gesehen. Hätte er reichlich Zeit und eine feste Basis für die Beobachtung gehabt, wäre das Auffinden des lokalen Polarsterns sogar mit bloßem Auge ein Klacks für ihn gewesen. Nur die Tatsache, daß sie auf Chaliko-Rücken da-hintrabten, und die Notwendigkeit einer schnellen Fixierung machten die Sache ein bißchen knifflig.
    Also. Falls der alte Fossilienflicker mit der ungefä hren Breite recht  hatte und falls sie sich hier, wie Claude meinte, auf einem

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