Das vielfarbene Land
Dutzend Feuerpünktchen wie Stecknadelspitzen von dem großen Feuer unten und näherten sich der Karawane in Schlangenlinien: Reiter mit Fackeln, die sie eskortieren sollten.
Als sich die Gruppen trafen, sahen Claude und Richard, daß das letzte Signalfeuer außerhalb einer Umzäunung brannte, die einem amerikanischen Präriefort ähnelte. Dieses Fort erhob sich auf einem Felsen über einem baumbestandenen Wasserlauf, der in die Saöne münden mußte. Die Karawane machte kurz halt, und Lady Epone und Waldemar ritten vor, um die Eskorte zu begrüßen. Im Fackellicht bewunderte Richard unbekümmert die stattliche Tanu-Frau, die ein weißes Chalicotherium von außergewöhnlicher Größe ritt und einen dunkelblauen Kapuzenmantel trug, der sich hinter ihr bauschte.
Nach einer kurzen Besprechung ritten zwei der Soldaten aus dem Fort zur Seite und riefen irgendwie die Amphicyonen-Meute zusammen. Die Bärenhunde wurden auf einem Seitenpfad weggeführt. Die übrige Begleitmannschaft schloß sich für den letzten Teil der Reise der Karawane an. Ein Tor im Palisadenzaun öffnete sich, und sie zogen in Zweierreihen ein. Die Tiere der Gefangenen wurden was ein vertrauter Vorgang werden sollte an Pfosten vor Doppeltrögen mit Futter und Wasser gebunden. Links von jedem Chaliko stand ein Podest zum Absteigen. Die Soldaten schlössen die Ketten auf. Mit steifen Gliedern kletterten die Gefangenen hinab und versammelten sich zu einer unordentlichen Gruppe, während Waldemar ihnen eine neue Ansprache hielt.
»Ihr Reisenden! Wir werden hier eine Stunde lang ausruhen und dann bis zum frühen Morgen weitere acht Stunden reiten.« Alles stöhnte. »Latrinen in dem kleinen Gebäude hinter euch. Holt euch Essen und Trinken in dem größeren Gebäude nebenan. Wer krank ist oder eine Beschwerde vorzubringen hat, bei mir melden! Haltet euch zum Aufbruch bereit, wenn ihr das Horn hört! Niemand geht in das Gebiet hinter den Pfosten! Das ist alles.«
Epone, die noch auf ihrem Chaliko saß, lenkte das Tier anmutig durch die Menge, bis sie über Richard aufragte.
»Ich freue mich, daß du dich erholst.«
Er maß sie mit einem spöttischen Blick. »Mir geht es ausgezeichnet. und es ist schön, zu wissen, daß Sie eine Dame sind, die sich um die Gesundheit ihres Viehs kümmert.«
Sie warf den Kopf zurück und lachte, Geräuschkaskaden wie die tiefen Töne einer Harfe. Ihr teilweise bedecktes Haar schimmerte im Fackellicht. »Es ist wirklich zu schade um dich«, sagte sie. »Du hast bestimmt mehr Geist als dieser dumme Geschichtsforscher.«
Sie lenkte ihr Tier fort und ritt zur gegenüberliegenden Seite des Hofs. Männer in weißen Jacken halfen ihr unterwürfig aus dem Sattel.
»um was ging es da?« erkundigte sich Amarie, die mit Felice herangekommen war.
Richards Gesicht war finster. »Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« Er schlurfte zur Latrine.
Felice sah ihm nach. »Sind alle deine Patienten so dankbar?«
Die Nonne lachte. »Das ist ein gutes Zeichen. Weißt du, sie sind auf dem Weg der Besserung, wenn sie einem den Kopf abbeißen.«
»Er ist nichts weiter als ein dummer Schwächling.«
»Ich glaube, darin irrst du dich«, meinte Amerie. Aber Felice schnaubte nur und ging zum Kantinengebäude. Später, als die beiden Frauen und Claude Käse und kaltes Fleisch und Maisbrot aßen, kam Richard und entschuldigte sich.
»Denk dir nichts dabei!« sagte die Nonne. »Setz dich zu uns! Wir müssen etwas mit dir besprechen.«
Richard kniff die Augen zusammen. »Ja?«
Claude sagte leise: »Felice hat einen Fluchtplan. Aber es gibt Probleme.«
»Ihr wollt mich verscheißern!« lachte der Pirat auf.
Die kleine Ringhockey-Spielerin nahm Richards Hand und drückte zu. Seine Augen quollen hervor, und er preßte die Lippen zusammen. »Weniger Lärm!« befahl Felice. »Das Problem ist nicht die Flucht an sich, sondern das, was danach kommt. Man hat uns unsere Landkarten und Kompasse weggenommen. Claude hat sich vor mehr als hundert Jahren bei seinem Studium der Paläontologie allgemeine Kenntnisse über diesen Teil Europas erworben, aber sie nützen uns nichts, wenn wir uns nicht orientieren können. Kannst du uns helfen? Hast du in der Auberge die große Karte von Frankreich im Pliozän studiert?«
Sie ließ seine Hand fallen. Richard starrte auf das weiß gewordene Fleisch, dann warf er ihr einen Blick reinen Gifts zu. »Teufel, nein. Ich dachte, dafür sei nach unserer Ankunft noch viel Zeit. Ich hatte einen selbstausgleichenden
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