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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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hatten. Ihr Vater war Pastor in der Freien Synode, und sie hätte zu dem betreffenden Zeitpunkt im sicheren Mädchenzimmer ihrer Freundin schlafen sollen [eine der anderen Jugendlichen], statt sich draußen mit Jungs im Wald herumzutreiben.)
    Wie dem auch sei, aufgrund dieser Zeugenaussage konnte der Zeitpunkt des Mordes mit großer Sicherheit auf 23.40 Uhr festgelegt werden – plus minus ein paar Minuten.
     
    »Das war wohl so ungefähr alles«, erklärte Kropke und klappte sein Notizbuch zu.
    »Meuritz hat sich eine Zigarre verdient«, sagte Van Veeteren. »Es scheint, als hätte er auf die Sekunde genau richtig gelegen. Aber wie ist der Mörder über den Marktplatz gekommen, das wüßte ich gern. Während der kritischen Minuten befanden sich dort... laß mal sehen... sechs oder sieben Personen.«
    »Acht«, korrigierte Kropke, »mindestens acht. Wahrscheinlich ist er unter den Arkaden lang gegangen, ganz einfach... an der linken Seite, am Walska Haus, gibt es eine Säulenreihe, ich weiß nicht, ob der Herr Kommissar die schon bemerkt hat. Die ist außerdem noch schlecht beleuchtet. Und keiner von unseren Zeugen ist dort entlanggegangen.«
    »Wie geschaffen für einen Mörder«, seufzte Bausen. »Tja, was meinen Sie, meine Herren? War der Tag erfolgreich?«
    Mooser kratzte sich mit einem Bleistift hinterm Ohr und gähnte.

    Kropke studierte seine Aufzeichnungen. Van Veeteren trank die letzten Tropfen aus dem Pappbecher und stellte fest, daß ein himmelweiter Unterschied zwischen altem, lauwarmem Kaffee und weißem Mersault bestand.
    »Schwer zu sagen«, erklärte er dann. »Jedenfalls sind wir weitergekommen... und morgen ist ja auch noch ein Tag.«
    »Montag, ja«, erdreistete Mooser sich, einzuwerfen.
    »Falls er nicht schon im Wald auf der Lauer gelegen hat«, sagte Kropke, der offensichtlich einen Gedanken für sich weiterverfolgt hatte. »Vielleicht sollten wir diese Möglichkeit nicht ganz ausschließen.«
    »Auf jeden Fall gedenke ich, ein paar kleine Befragungen durchzuführen«, fuhr Van Veeteren fort. »Wenn der Ermittlungsleiter keine anderen Aufgaben für mich hat, natürlich.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte Bausen. »Nur gut, wenn die Polizei sich ihre eigenen Aufgaben stellt.«
    Mooser gähnte wieder.

12
    »Sie waren sein juristischer Berater?« fragte Van Veeteren und zog einen Zahnstocher aus der Brusttasche.
    »Eher ein guter Freund der Familie«, lachte der Rechtsanwalt. »Aber das eine schließt doch das andere nicht aus?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Eugen Klingforts Büro hatte den Touch einer Luxuskajüte. Helle Teakholzverkleidung mit groben Messingbeschlägen hier und da. Eingelassene Bücherregale mit Reihen von Halblederbänden, jeder einzelne so ungelesen, wie er die Druckerei verlassen hatte. Ein lederbezogener Aktenschrank, ein Bartisch, der in den Schreibtisch eingefügt werden konnte, ein Tresor der Marke Wassermann & Frisch.
    Die Inkarnation schlechten Geschmacks, dachte Van Veeteren. Je mehr Geld sie haben, um so schlimmer wird es.

    »Und wie lange schon?« fragte er.
    »Wie lange? Ach so, Sie meinen... nun ja, so ungefähr seit fünfundzwanzig, dreißig Jahren. Ich glaube, man kann sagen, seit ich mich hier in der Stadt niedergelassen habe. Möchte der Herr Kommissar eine Zigarre?«
    »Nein danke«, sagte Van Veeteren. »Welche Geschäfte hat er gemacht?«
    »Welche Geschäfte? Wie meinen Sie das?«
    »Ich möchte wissen, von welcher Art Ernst Simmels Geschäfte waren. Sie waren doch sein finanzieller Berater, ich dachte, darin wären wir uns einig?«
    Anwalt Klingfort lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ sein Kinn auf die Brust fallen. Ein Hauch von Fettleibigkeit, dachte Van Veeteren.
    »Seine Geschäfte waren vollkommen in Ordnung.«
    »Und sein Testament?«
    »Es gibt kein Testament. Das war nicht notwendig. Grete und die Kinder bekommen ihren Erbteil, da ist nichts Außergewöhnliches.«
    »Um wieviel handelt es sich denn?«
    »Nun hören Sie mal, Kommissar Veeteren...«
    »Van Veeteren.«
    »... Van Veeteren. Ich habe schon reichlich viel Zeit mit diesem Inspektor Kropke vergeudet. Wenn Sie sich einbilden, ich würde jetzt alles noch einmal herunterbeten, nur weil Sie eine Stufe höher stehen, dann...«
    »Dann?« unterbrach Van Veeteren.
    »Dann täuschen Sie sich.«
    »Danke, Herr Rechtsanwalt. Da liegt also der Hund begraben, aber wir werden ihn auch ohne Ihre Hilfe ausbuddeln.«
    Eugen Klingfort schnaubte und zündete sich eine Zigarre an.
    »Lassen Sie mich

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