Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
keine ABC-Geschichte ist, so wäre es sicher nicht schlecht, sich zunächst nur auf den einen zu konzentrieren, so zu tun, als hätten die anderen nie stattgefunden... Klären wir einen auf, dann klären wir sicher auch die anderen auf. Drei Fliegen mit einem Streich...«
    Münster nickte.
    »Dann Maurice Rühme«, sagte er. »Dumme Idee, in alten Leichen herumzuwühlen, wenn es eine neue gibt.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Van Veeteren. »Der Herr Kommissar wird es noch einmal weit bringen.«
    »Im Augenblick reicht es mir, wenn ich es bis zum Bett schaffe«, erwiderte Münster. »Gute Nacht, Herr Hauptkommissar!«

20
    Sobald sie aufgewacht war, ging sie zum Kiosk hinunter und kaufte die Zeitungen.
    Das gehörte zu ihren sonntäglichen Ritualen, und normalerweise schaffte sie es, hinunterzulaufen und wieder zurückzukommen, bevor das Teewasser kochte. Aber heute brauchte sie viermal so lange. Frau Sorensen hielt sie vor der Tür auf und wollte beruhigt werden, Herr Markovic hatte so seine Ansichten, die er von seinem Balkon aus mitteilen wollte, und Frau deMaar aus dem Kiosk weigerte sich, ihr irgendwelche Zeitungen zu geben, bevor sie nicht offen und klar darüber informiert worden war, wie die Mörderjagd so lief. Eine neu eingezogene Familie, Mann und Frau mit zwei kleinen heulenden Kindern, begannen eine Diskussion über die Kompetenz der Polizei und deren Pflicht, normale, anständige Mitbürger zu schützen, und als es ihr endlich gelang, davonzukommen, kam es nur durch ihren Hinweis auf gewisse wichtige Vernehmungen zustande, die sie nach dem Essen in Angriff nehmen mußte.
    »Vernehmungen! Ach, wirklich?« brummte der Hausmeister Geurtze, der aus dem Nichts aufgetaucht war. »Immer das gleiche. Und wann rechnet ihr damit, das nächste Opfer zu finden?«
    Die scharfe Ironie war nicht zu überhören.
    Aber der alte Geurtze war andererseits noch nie besonders freundlich gewesen. Nicht mehr, seit jemand vor ein paar Jahren seinen Kaninchenstall im Schrebergarten angezündet hatte. An und für sich konnte sie ihn ja verstehen, in seiner Welt war das Gute ganz unter den Teppich gekehrt worden. Es gab keinen Grund, etwas anderes als Probleme und Scherereien zu erwarten ... dann wurde man jedenfalls nicht enttäuscht.
    Vielleicht gar keine so schlechte Haltung, wenn man es genau besah – zumindest nicht, wenn man ein einsamer alter
Herr geworden war, mit Harndrang, grauem Star und Nervenzittern.
    Obwohl man, solange man noch eine Frau in ihren besten Jahren war, vielleicht nach etwas anderem streben sollte, zumindest nach einem ausgewogeneren Blick auf die Dinge.
    Scheißkerl, entschied Beate Moerk und schloß die Tür hinter sich.
     
    Der Tenor der Zeitungen war insgesamt so ziemlich der gleiche bei allen. Zweieinhalb Monate waren seit dem ersten Mord vergangen, zwölf Tage seit dem zweiten, drei seit dem letzten ... Jetzt wurde es aber langsam Zeit für die Polizei, mit der Sprache herauszurücken. Welche Spuren gab es? Welchen Thesen ging man nach? Gab es konkrete Verdachtsmomente? Die Allgemeinheit hatte ein Recht, informiert zu werden!
    Immerhin war die Kritik noch nicht so scharf wie die unten am Kiosk gewesen war. Das Vertrauen in Bausen und die beiden herbeigeholten Experten schien irgendwie unerschütterlich. Offensichtlich waren dem hiesigen Polizeichef seine Dompteurtricks während der gestrigen Pressekonferenz wieder einmal gelungen.
    Um so mehr stürzte man sich auf Spekulationen und Thesen.
    Wer war der furchterregende Gewalttäter eigentlich?
    Ein Wahnsinniger? Ein psychopathischer Schlächter? Ein ganz normaler Bürger von Kaalbringen mit Frau, Kindern und geordneten Verhältnissen?
    Letzteres war natürlich aus dem Blickwinkel der Journalisten die anziehendste Theorie – daß es Herr Jedermann hätte sein können! Jemand, mit dem man in einem Bus saß. Jemand, mit dem man sich in der Schlange vor dem Postschalter unterhielt. Einer der Referendare am Gymnasium... Eine Reihe von Psychologen unterschiedlicher Schattierung gaben ihre Kommentare ab; eine Zeitung hatte in ihrer Sonntagsbeilage eine Reihe ähnlicher Fälle ausgegraben, die meisten waren
aus dem Ausland und hatten schon diverse Jährchen auf dem Buckel. Rolliers – der Nizzamörder; Günther Katz – der Sensenmann aus Vermsten; Ernie Fischer, der in den Dreißigern in Chicago Frauen abgestochen hatte – wie auch der Würger von Boston und andere Größen aus der Unterwelt.
    Mangels klarer Informationen seitens der

Weitere Kostenlose Bücher