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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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»Hatte er auf dem Rückweg das Bündel nicht mehr dabei?«
    »Daran kann Moen sich nicht mehr erinnern. Überhaupt war er bei fast jedem Detail unsicher, anfangs sogar, an welchem Tag das Ganze war, aber als wir es mit den Nachrichten verknüpften, fiel es ihm wieder ein, daß es sich auf jeden Fall um den Mittwoch abend handeln mußte. Ja, die Frage ist also, ob das der Mörder war, den er gesehen hat. Ich muß sagen, daß ich da starke Zweifel habe.«
    »Und selbst wenn es der Henker war«, wandte Van Veeteren ein, »wird uns das wahrscheinlich auch nicht viel weiterhelfen. Inspektor Moerk?«
    »Ja«, sagte Beate Moerk, während sie an ihrem Bleistift sog, »ich weiß nicht. Ich habe ja mit ihm heute morgen noch einmal geredet. Zwar erschien er mir auch etwas verwirrt in seinen Gedanken zu sein, aber als wir aufs richtige Gleis gekommen waren, wurde er klarer... ist das nicht immer so? Die alten Leute sind sich doch meistens sicherer, was die Details betrifft, als was das Gesamte angeht, sozusagen. Mein Vater hat inzwischen so eine Art frühzeitiger Demenz bekommen, deshalb kann ich da mitreden.«
    »Ja, ja«, sagte Kropke. »Was hatte er denn nun zu berichten ?«
    »Anfangs das gleiche, was er dem Kommissar schon erzählt hatte«, sagte Beate Moerk. »Die Zeitpunkte stimmen überein, das Bündel ebenso... nur die Beschreibung weicht ab.«
    »Was hat er denn diesmal gesagt?« wollte Mooser wissen.
    »Daß es sich um eine ziemlich kleine, gedrungene oder kräftige Person gehandelt hat. An dem Trainingsanzug hält er fest, aber von dem Haar sagt er nichts, weil die betreffende Person eine Mütze tief über die Ohren gezogen hatte.«

    »Hast du ihn an seine frühere Aussage erinnert?« fragte Kropke.
    »Ja, aber er erinnerte sich nicht mehr so recht daran, was er damals gesagt hatte. Es war mitten in der Nacht, und er war müde. Ja, ich denke, der Hauptkommissar hat recht... besonders viel Nutzen können wir aus seiner Aussage wohl nicht ziehen.«
    »Was uns nicht daran hindern sollte, die Augen nach Joggern mit oder ohne Bündel offen zu halten«, sagte Van Veeteren.
    »Kleine und große. Übrigens hat Meuritz ja den Todeszeitpunkt noch nicht genau festgelegt, wir werden dann sehen, ob er während der Nachrichten starb oder nicht. Was Simmel betraf, hat er ja bis auf die Minute ins Schwarze getroffen, vergeßt das nicht!«
    Er brach einen Zahnstocher in der Mitte durch und warf einen sehnsüchtigen Blick auf Bausens Zigarettenschachtel.
    »Nun gut«, sagte Bausen. »Wer hat eine Idee? Immer raus damit. Wir werden die Strategie nach der Mittagspause besprechen, jetzt laßt uns erst einmal frei spekulieren. Nun, was denkt ihr?«
    Bang rülpste. Kropke warf ihm einen Blick zu, der eine sehr deutliche Vorstellung davon gab, wie es dem Polizeianwärter ergehen würde, wenn Bausens Regime beendet war – falls dann wirklich Kropke an der Reihe war, heißt das. Van Veeteren lehnte sich auf dem Stuhl zurück, daß dieser knackte. Münster seufzte.
    »Eine Sache ist jedenfalls klar«, sagte Inspektor Moerk schließlich. »Was das Motiv betrifft, meine ich. Maurice Rühme ist das dritte Opfer des Henkers, und er ist der dritte, der dieses Jahr nach Kaalbringen gezogen ist. Da soll mir keiner kommen und behaupten, das hätte nichts zu sagen.«

19
    Es hatte eigentlich vielversprechend angefangen, aber nach zehn Minuten war es wieder die alte Leier. Die 5:1-Führung des Hauptkommissars verwandelte sich in 6: 6 und 7:10 bis zu normalen, beruhigenden 9:15. In den folgenden Sätzen kamen Münsters größere Beweglichkeit und seine präzisere Plazierung zu ihrem Recht. Seine kurzen, schrägen Bälle im Wechsel mit seinen langen, hohen feierten ihre Triumphe. Es war wie immer... Vielleicht stand es ja auch mit der Kondition des Hauptkommissars nach den Wein- und Zigaretten-Exzessen der letzten Tage nicht gerade zum besten. Nach weiteren 6:15, 8:15, 5:15 hatte er jedenfalls genug, und man überließ den Platz zwei Jugendlichen, die die beiden während der letzten Minuten bereits mit einem gewissen Lächeln betrachtet hatten.
    »Schlechtes Licht hier in der Halle«, murmelte Van Veeteren, als sie zum Umkleideraum trotteten.
    »Stimmt«, sagte Münster.
    »Und nicht der richtige Boden. Man stolpert.«
    »Genau«, sagte Münster.
    »Außerdem ist es schwer, mit geliehenen Schlägern zu spielen.«
    »Bringt gar nichts«, sagte Münster.
    »Aber übermorgen probieren wir es trotzdem noch mal«, beschloß Van Veeteren. »Wir müssen in

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