Das vierte Opfer - Roman
du?«
»Hm«, sagte Van Veeteren. »Das ist zweifellos etwas prekär. Wäre vielleicht das beste, wir würden ihn bis zum Ersten haben, oder?«
»Ganz meine Ansicht«, sagte Bausen. »Aber ich muß diesem blöden Keysenholt trotzdem etwas antworten. Er ruft morgen wieder an...«
»Ist danach Kropke dran?«
»Jedenfalls bis Jahresende. Man wird das erst im Januar entscheiden.«
Van Veeteren nickte. Zündete sich eine Zigarette an und überlegte eine Weile.
»Dann sag doch Keysenholt, du würdest gar nicht verstehen, wovon er da redet«, sagte er schließlich. »Der Henker wird doch in ungefähr sechs bis acht Tagen gefaßt sein.«
»Wie, zum Teufel, kannst du so etwas behaupten?« fragte Bausen und schaute ihn zweifelnd an.
»Ich habe versprochen, es bis dahin zu schaffen.«
»Wahnsinn! Na, dann bin ich natürlich ziemlich beruhigt. Und hast du auch schon eine Ahnung, wie du es schaffen willst?«
»Das weiß ich noch nicht«, sagte Van Veeteren. »Aber wenn du einen ... warte mal... einen anständigen Merlot holst, dann stelle ich in der Zwischenzeit die Figuren wieder auf. Wir werden schon eine Eröffnung finden.«
Bausen lachte.
»Eine hausgemachte?« fragte er, während er aufstand.
»Das wäre wohl am besten.«
Bausen verschwand im Keller.
So einfach ist es also, einen ehrenwerten, alten Polizeikommissar zu betrügen, dachte Van Veeteren. Was mache ich bloß?
26
»Wenn nun aber...«, sagte Beate Moerk und kratzte einen Wachsfleck von der Decke. »Wenn nun aber Rühme die Tür aufgemacht hat, weil er den Mörder wiedererkannte, dann bedeutet das doch, daß sein Name irgendwo auf unseren Listen steht.«
»Ein guter Freund oder ein Kollege, ja«, sagte Münster. »Hast du da etwas Bestimmtes im Auge?«
»Ich muß nur mal eben meine Unterlagen holen... bist du fertig mit Essen?«
»Pappsatt«, sagte Münster. »Das war wirklich delikat... eine Schande, daß du allein lebst.«
»Weil ich in der Lage bin, ein paar Brote zu überbacken, meinst du?«
Münster wurde rot.
»Nein... nein, ganz allgemein gesehen. Eine Schande für die Männer, meine ich, daß dich noch keiner geschnappt hat...«
»Papperlapapp«, sagte Beate Moerk und verschwand im Arbeitszimmer.
Meine Güte, was bin ich doch für ein begnadeter Entertainer, dachte Münster.
»Wenn wir also sagen, es war ein Mann, dann bleiben genau zehn Stück übrig.«
»Mehr nicht?« fragte Münster. »Und wie viele sind es noch, wenn wir davon ausgehen, daß er hier im Ort wohnt?«
Beate Moerk rechnete.
»Sechs«, sagte sie. »Sechs männliche Bekannte... bißchen wenig eigentlich.«
»Sie sind ja erst neu hergezogen«, sagte Münster. »Haben wohl noch nicht so viele Kontakte. Wer sind die sechs?«
»Drei Kollegen, mit denen sie sich ab und zu trafen... und dann noch drei Paare.«
»Namen«, sagte Münster.
»Genner, Sopinski und Kreutz, das sind die Ärzte. Die Freunde heißen Erich Meisse, auch ein Arzt übrigens, und... warte mal. Kesserling und Teuvers. Ja, das sind alle. Was meinst du? Ich glaube, Meisse ist ein Kollege von Frau Linckx...«
Münster schaute sich die Notizen an und dachte nach.
»Ich habe mit allen gesprochen, außer mit Teuvers und Meisse. Und ich glaube nicht, daß es einer von denen gewesen ist, die ich schon befragt habe, aber das heißt ja nichts. Dann würden wir also sagen, es war... Teuvers.«
»Okay«, sagte Beate Moerk. »Dann haben wir den Fall gelöst. Da gibt es nur einen kleinen Haken...«
»Und welchen?«
»Er war drei Wochen verreist. Irgendwo in Südamerika, wenn ich mich nicht irre.«
»Ach so«, sagte Münster.
»Und wenn wir davon ausgehen, daß es jemand war, den er nicht kannte?«
»Ist vielleicht genauso gut. Jedenfalls keiner von denen hier. Es kann ja auch irgendeine Berühmtheit gewesen sein. Jemand, den alle kennen, meine ich. Der Finanzminister oder Meryl Streep oder so...«
»Würdest du Meryl Streep die Tür öffnen?« fragte Beate Moerk.
»Ich denke schon«, sagte Münster.
Beate Moerk seufzte.
»So kommen wir nicht weiter. Willst du einen Kaffee?«
»Gern«, sagte Münster. »Währenddessen kann ich ja abwaschen.«
»Ausgezeichnet«, lächelte Beate Moerk. »Du hast doch wohl nicht gehofft, ich würde dankend ablehnen, oder?«
»Nicht eine Sekunde lang«, sagte Münster.
»Bist du so was gewohnt?«
»Was heißt schon gewohnt«, erwiderte Münster.
»Wie viele Mörder fangt ihr so im Laufe eines Jahres?«
Münster dachte nach.
»So um die zehn,
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