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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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dem Tal durch einen Gürtel schütteren Nadelwalds hinauf, ungefähr zehn Minuten Autofahrt, und dann parkte er vor den Mauern, überlegte, ob es sich hier vielleicht um ein altes Sanatorium handelte... die Luft war frisch und voller Sauerstoff, und es fiel ihm überhaupt nicht schwer, die Zigarette stecken zu lassen, als er durch das Tor trat.
     
    Erich Meisse war lang und dünn und hatte eine bereits früh auftretende Halbglatze, was es schwer machte, sein Alter zu schätzen. Vermutlich ist er nicht älter als fünfunddreißig, dachte Van Veeteren, der natürlich die korrekten Angaben irgendwo hatte, falls es wichtig sein sollte. Meisse gab ihm die Hand, lachte breit und bat den Kommissar, in einem der Kramersessel Platz zu nehmen, die vor den Verandatüren standen.
    »Tee oder Kaffee?« fragte er.
    »Kaffee«, sagte Van Veeteren.
    Der Arzt verschwand. Der Hauptkommissar setzte sich und schaute auf den Park hinaus, ein großer, gepflegter und etwas buckliger Rasen mit alten, verkrüppelten Obstbäumen hier und da. Geharkte Kieswege und weiß getünchte, solide Bänke. An der Mauer ein paar kleine Treibhäuser. Ein Gärtner oder so etwas ähnliches kam mit einer Schubkarre voll Kompost oder so etwas ähnlichem angefahren. Und weiter links, von einem niedrigen, gelben Holzpavillon her, näherten sich zwei schwarzgekleidete Schwestern mit einer Art Equipage... fast einer Art Leiterwagen.
    Er schluckte.
    In dem Leiterwagen saßen zwei Gestalten, und er brauchte einige Sekunden, um sich darüber klarzuwerden, daß es sich hierbei wirklich um zwei Menschen handelte.

    »Nicht jeder kommt hier herein«, erklärte Doktor Meisse. »Wir nehmen nur die schwersten Fälle auf. Wir haben keine Ambitionen, jemanden zu heilen, wir wollen ihnen nur ein menschenwürdiges Leben bieten. So weit das möglich ist.«
    Van Veeteren nickte.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Wie viele Patienten haben Sie?«
    »Das variiert«, antwortete Meisse. »Zwischen fünfundzwanzig und dreißig ungefähr. Die meisten bleiben ihr Leben lang hier, und das ist auch so geplant.«
    »Sie sind dann also die letzte Zuflucht?«
    »So kann man es wohl sagen, ja. Wir haben eine Philosophie... ich weiß nicht, ob Sie die Ideen von Professor Seldon kennen?«
    Van Veeteren schüttelte den Kopf.
    »Nun ja«, lachte Meisse, »dann lassen wir das lieber für heute. Sie sind ja sicher nicht hergekommen, um die Behandlungsformen für psychisch Schwerstbehinderte zu diskutieren.«
    »Nein.« Der Kommissar räusperte sich und zog den Notizblock aus seiner Aktentasche. »Sie waren ein guter Freund von Maurice Rühme... schon seit seiner Zeit in Aarlach, wenn ich das richtig verstanden habe?«
    Meisse nickte.
    »Ja, ich habe ihn vor... vor ungefähr fünf Jahren kennengelernt, durch meine Frau. Sie und Beatrice, Beatrice Linckx, sind Sandkastenfreundinnen, na, jedenfalls seit der Schulzeit.«
    »Frau Linckx arbeitet auch hier draußen, oder?«
    »Ja, seit einem halben Jahr ungefähr...«
    Der Hauptkommissar machte eine kleine Pause.
    »Haben Sie ihr diesen Posten besorgt?«
    Aber Doktor Meisse lachte nur laut auf.
    »Nein, nein«, sagte er. »So großen Einfluß habe ich leider nicht. Ich habe natürlich ein gutes Wort für sie eingelegt, aber... warum fragen Sie danach?«

    Van Veeteren zuckte mit den Schultern, antwortete aber nicht.
    »Was wissen Sie über Rühmes Kokainmißbrauch in Aarlach?«
    Meisse war wieder ernst geworden und strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel.
    »Nicht besonders viel«, sagte er. »Jedenfalls keine Einzelheiten, Maurice wollte nicht darüber reden. Er hat mir nur einmal eines Nachts, als wir ziemlich viel getrunken hatten, einiges anvertraut. Ich glaube, das war das einzige Mal, daß wir darüber geredet haben. Außerdem hatte er ja damals schon damit aufgehört... und dann war es ja auch sein Recht, einen Strich darunter zu ziehen, nicht wahr?«
    »Kannten Sie Ernst Simmel und Heinz Eggers?«
    Der Arzt zuckte zusammen.
    »Was? Die anderen beiden? Nein, natürlich nicht. Ich verstehe nicht...«
    »Und wie war das mit Rühme?« unterbrach ihn der Hauptkommissar. »Können Sie sich irgendeinen Zusammenhang zwischen ihm und den beiden anderen vorstellen?«
    Doktor Meisse zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn ab, während er nachdachte.
    »Nein«, sagte er nach einer Weile. »Ich habe darüber natürlich auch schon nachgedacht, aber ich habe nicht die geringste Verbindung gefunden.«
    Van Veeteren seufzte und schaute

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