Das vierte Opfer - Roman
vollem Bauch... zumindest denkt man damit am besten.«
»Ich bin auch nicht von gestern«, pflichtete Bausen ihm bei.
»Jetzt kann ich nicht mehr«, stöhnte Beate Moerk. »Wenn ich nur noch mit einem einzigen weiteren Arzt reden muß, erwürge ich ihn.«
»Geh lieber raus und warte so lange im Auto«, sagte Münster. »Ich werde mir diesen Mandrijn noch vornehmen, er soll in fünf Minuten hier sein.«
»Ist das der, der bei Simmel gewohnt hat?«
Münster nickte.
»Okay«, sagte Beate Moerk. »Gib ihm, was ihm zusteht. Ich leg mich solange unter die Wolldecke auf den Rücksitz.«
»In Ordnung«, sagte Münster.
»Mein Name ist Polizeiinspektor Kropke«, sagte Kropke.
»Sonderbarer Vorname«, sagte die Frau gähnend. »Aber kommen Sie nur rein.«
»Sie haben also neben dem Ehepaar Simmel in Las Brochas gewohnt?«
»Ja, sicher.«
»Hatten Sie auch Kontakt?«
»Das würde ich nicht behaupten.«
»Warum nicht?«
Sie hob die Augenbrauen ein Stück.
»Warum nicht? Weil wir keinerlei Interesse daran hatten, mit denen Kontakt zu haben, natürlich. Wir haben uns zwar auf der ein oder anderen Party gesehen, aber sie hatten einfach keinen Stil. Mein Mann hatte zwar einiges mit Ernst zu tun, aber mit ihr hatte ich nichts zu schaffen.«
»Mit ihr?«
»Ja, mit der Frau... Grete oder wie sie hieß.«
»Gab es irgendwelche... Unregelmäßigkeiten bei Familie Simmel?«
»Unregelmäßigkeiten? Was meinen Sie denn damit?«
»Ja, ob Sie vielleicht gehört haben, daß über etwas geredet wurde, ob es Feinde der Familie gab, etwas Ungesetzliches oder so... Wir suchen immer noch nach einem Motiv, verstehen Sie...«
»Mein lieber Inspektor, wir kümmern uns in Las Brochas nicht um so was. Dort lassen wir einander in Ruhe. Viele sind ja gerade deshalb dorthingezogen, um solch neunmalklugen Beamten zu entgehen, die ihre Nase überall reinstecken.«
Die redet von Stil? dachte Kropke.
»Ach so«, sagte er. »Sie sind also der Meinung, wir sollten uns einfach nicht mehr drum kümmern, den Mörder zu suchen, oder?«
»Nein, nein. Tun Sie nur Ihren Job. Dafür werden Sie ja bezahlt. Aber lassen Sie unbescholtene Leute in Ruhe. Sonst noch was?«
»Nein danke«, sagte Kropke. »Ich glaube, mir reicht’s.«
»Namen und Adresse?« fragte Bang.
»Warum das denn?« fragte der Zwölfjährige zurück.
»Das hier ist eine Ermittlung«, sagte Bang.
»Uwe Klejmert«, sagte der Junge. »Adresse ist hier.«
Bang notierte.
»Wo warst du am Mittwoch abend, dem 8. September?«
»War das letzte Woche?«
»Ja.«
»Als der Henker Maurice Rühme umgebracht hat?«
»Ja.«
»Da war ich zu Hause.«
»Hier?«
»Ja. Ich habe bis zehn Clint Eastwood gesehen. Und dann bin ich schlafen gegangen.«
»Ist dir irgend etwas Außergewöhnliches aufgefallen?«
»Ja, meine Schwester hatte mein Bett gemacht.«
»Sonst nichts?«
»Nein. Hat er geschrien?«
»Wer?«
»Rühme.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Bang. »Jedenfalls habe ich nichts gehört, und ich war der erste am Tatort. Sind deine Eltern nicht zu Hause?«
»Nein«, sagte der Junge. »Die arbeiten.«
»Aha«, sagte Bang. »Dann sag ihnen bitte, sie sollen sich an die Polizei wenden, wenn sie glauben, sie hätten irgend etwas Signifikantes zu sagen.«
»Signi ... ?«
»Signifikantes. Wenn sie irgendwas Merkwürdiges gesehen oder gehört haben, meine ich.«
»Damit ihr den Henker fassen könnt?«
»Genau.«
»Das verspreche ich«, sagte Uwe Klejmert.
Bang schob seinen Notizblock in die Innentasche und verabschiedete sich.
»Willst du gar nicht fragen, warum meine Schwester mein Bett gemacht hat?«
»Okay«, sagte Bang. »Warum hat sie das gemacht? Ich habe noch nie gehört, daß eine Schwester ihrem Bruder das Bett gemacht hat.«
»Sie hatte sich meinen Walkman ausgeliehen und hat die Kopfhörer kaputtgemacht.«
»Typisch Mädchen«, sagte Polizeianwärter Bang.
»Habt ihr es abends gemütlich im Hotel, du und der Hauptkommissar?« fragte Beate Moerk.
»Wahnsinnig gemütlich«, sagte Münster.
»Sonst könnte ich dich ja mal zu einer Kleinigkeit zu essen und einem Glas Wein einladen.«
»Heute abend?«
»Zum Beispiel«, sagte Beate Moerk. »Aber ich fürchte, ich kann dir nicht versprechen, daß ich nicht über die Arbeit reden werde.«
»Das macht nichts«, sagte Münster. »Ich habe so das dumpfe Gefühl, daß wir zusehen sollten, diesen Fall so schnell wie möglich zu lösen.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Beate Moerk.
25
Sie stieß
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