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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hingefahren?«
    Längere Pause. Karpow konnte das Gesicht des Fahrers im Rückspiegel sehen. Er war unsicher, in der Klemme. »Ach, bloß in die Nähe von Moskau, Genosse General.« »An einen bestimmten Ort in der Nähe von Moskau?« »Nein, Genosse General. Bloß in die Nähe.« »Anhalten, Gregoriew.«
    Der Tschaika scherte aus der reservierten Innenspur aus, suchte sich seinen Weg durch den nach Süden rollenden Verkehr und hielt schließlich in einer Parkbucht. Karpow beugte sich vor.
    »Sie wissen, wer ich bin, Fahrer?« »Jawohl, Genosse General.« »Und Sie kennen meinen Rang im KGB?« »Jawohl, Genosse General. Generalleutnant.« »Dann lassen Sie gefälligst die Mätzchen, junger Mann. Wohin genau haben Sie ihn gefahren?«
    Gregoriew schluckte. Karpow konnte sehen, daß er mit sich kämpfte. Die Frage war: Wer hatte ihm befohlen, über Philbys Fahrtziel Stillschweigen zu bewahren? Philby selber? Dann war er, Karpow, der Ranghöhere. Wenn jedoch der Befehl von weiter oben kam? In Wahrheit hatte Major Pawlow den Befehl erteilt und Gregoriew zu Tode erschreckt. Pawlow war nur Major, aber für einen Russen sind die Leute vom Ersten Hauptdirektorat unbekannte Größen, während ein Major der Kremlgarde... Trotzdem, General war General.
    »Hauptsächlich zu irgendwelchen Besprechungen, Genosse General. Ein paar in Moskauer Wohnungen, aber ich bin nie hineingekommen und habe daher nicht gesehen, zu wem Oberst Philby gegangen ist.«
    »Ein paar in Moskau.. Und die anderen?« »Meistens, nein, ich glaube immer in einer Datscha draußen in Zhukowka.«
    Gehege des Zentralkomitees, dachte Karpow. »Wissen Sie, wessen Datscha das war?« »Nein, Genosse General. Ehrlich nicht. Er hat nur gesagt, wohin ich fahren soll. Dann habe ich immer im Wagen gewartet.«
    »Wer ist sonst noch zu diesen Besprechungen erschienen?«
    »Einmal, Genosse General, sind zwei Wagen gleichzeitig angekommen. Ich habe gesehen, wie der Mann aus dem anderen Wagen ausgestiegen und in die Datscha gegangen ist... «
    »Und haben Sie ihn erkannt?«
    »Jawohl, Genosse General. Bevor ich zur Fahrbereitschaft des KGB gekommen bin, war ich Fahrer bei der Armee. 1985 habe ich häufig einen Oberst vom GRU gefahren. Wir waren in Kandahar in Afghanistan stationiert. Dieser Offizier saß einmal bei meinem Oberst auf dem Rücksitz. Es war General Martschenko.«
    Na, sieh mal an, dachte Karpow, mein alter Freund Pyotr Martschenko, Fachmann für Destabilisierung.
    »Noch jemand bei diesen Besprechungen?«
    »Nur noch ein Wagen, Genosse General. Wir Fahrer haben uns ein bißchen unterhalten - das stundenlange Warten und so. Aber der Kerl war zugeknöpft. Habe nur erfahren, daß er ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften herumkutschiert. Ehrlich, Genosse General, das ist alles, was ich weiß.«
    »Weiterfahren, Gregoriew.«
    Karpow lehnte sich zurück und sah zu, wie die Bäume vorüberflogen. Es waren also vier, und sie trafen sich, um irgend etwas für den Generalsekretär zu planen. Gastgeber war das Zentralkomitee, und die drei anderen waren Philby, Martschenko und ein nicht genanntes Mitglied der Akademie.
    Morgen war Freitag, und die Wlasti würden so früh wie möglich Schluß machen und zu ihren Datschas fahren. Er wußte, daß Martschenko ein Landhaus in der Nähe von Peredelkino hatte, nicht weit von seinem eigenen entfernt. Er kannte auch Martschenkos schwache Seite und seufzte. Er würde eine größere Ladung Schnaps mitnehmen müssen. Und sich auf eine schwere Sitzung gefaßt machen.
    Chief Superintendent Charlie Forbes hörte sich gelassen und genau an, was die Police Constables Craig und McBain ihm berichteten, nur dann und wann stellte er mit leiser Stimme eine Zwischenfrage. Er war überzeugt, daß die beiden die Wahrheit sagten, aber er war lang genug beim Bau, um zu wissen, daß auch die Wahrheit folgenschwer sein konnte.
    Es war eine üble Geschichte. Technisch gesehen hatte der Russe sich in polizeilichem Gewahrsam befunden, auch wenn er im Krankenhaus lag. Police Constable Craig war mit ihm allein auf dem Dach gewesen. Es gab keinen einleuchtenden Grund, warum der Mann in die Tiefe gesprungen sein sollte. Forbes nahm wie alle übrigen an, daß der Mann infolge einer schweren Gehirnerschütterung zeitweilig geistesverwirrt und in Panik geraten war. Die ganze Sorge des Chief Superintendent galt den möglichen Konsequenzen für die Polizei von Strathclyde.
    Man würde das Schiff suchen müssen, den Kapitän vernehmen, die Leiche formell

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