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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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identifizieren lassen, den sowjetischen Konsul informieren und natürlich die Presse, die verdammte Presse, und ein paar ihrer Vertreter würden nicht versäumen, zwischen den Zeilen ihr Lieblingsthema abzuhandeln, die Brutalität der Polizei. Verflixt, wenn die ihre gezielten Fragen stellten, könnte er ihnen nicht antworten. Warum sollte der Einfaltspinsel vom Dach gesprungen sein?
    Um halb fünf war im Krankenhaus alles erledigt. Bei Tagesanbruch würde der ganze Zirkus losgehen. Forbes schickte seine Männer zurück ins Präsidium.
    Um sechs hatten die beiden Polizisten ihre ausführlichen Rapporte fertig. Charlie Forbes saß in seinem Büro und schlug sich mit den vorschriftsmäßigen Erledigungen herum. Man versuchte, wahrscheinlich vergebens, die Dame ausfindig zu machen, die 999 gewählt hatte. Die Aussagen der beiden Sanitäter, die McBain über das Präsidium angefordert hatte, wurden zu Protokoll genommen. Wenigstens stand zweifelsfrei fest, daß die Neds den Mann mißhandelt hatten.
    Die Stationsschwester hatte angegeben, was sie wußte, der vielgeplagte Dr. Mehta hatte seine Aussage gemacht, der Portier an der Notaufnahme hatte bestätigt, daß er gesehen hatte, wie der Mann mit dem nackten Oberkörper durch das Wartezimmer gerannt war und Craig hinterher. Danach, bei ihrem Wettlauf zum Dach, hatte niemand mehr die beiden Männer gesehen.
    Forbes hatte das einzige sowjetische Schiff im Hafen als die Akademik Komarow identifiziert und einen Polizeiwagen hinausgeschickt, der den Kapitän zur Identifizierung des Toten abholen sollte; er hatte den sowjetischen Konsul aufgeweckt, der mit Sicherheit um neun Uhr im Präsidium anrücken würde, um offiziellen Protest einzulegen. Er hatte seinen eigenen Chief Constable alarmiert, desgleichen den Procurator Fiscal, der nach schottischem Recht auch das Amt des Staatsanwalts bekleidet.
    Die persönlichen Besitztümer des Toten, die »Artikel«, waren allesamt verpackt und zum Revier Partick gebracht worden (der Überfall hatte in Partick stattgefunden), um dort unter Aufsicht des Staatsanwalts, der die Autopsie für zehn Uhr vormittags genehmigt hatte, in Verwahrung genommen zu werden. Charlie Forbes streckte sich und bestellte aus der Kantine Kaffee und Brötchen.
    Während Chief Superintendent Forbes im Präsidium von Strathclyde an der Pitt Street die Schreibarbeit erledigte, unterzeichneten drüben im Revier die Police Constables Craig und McBain ihre Aussagen und begaben sich in die Kantine zum Frühstück. Beide Männer hatten Sorgen, und sie teilten diese Sorgen einem grauhaarigen Detective Sergeant von der zivilen Abteilung mit, der an ihrem Tisch saß. Nach dem Frühstück erbaten und erhielten sie die Erlaubnis, heimzugehen und zu schlafen.
    Irgend etwas, was sie gesagt hatten, veranlaßte den Detective Sergeant, an das Münztelefon in der Halle vor der Kantine zu gehen und einen Anruf zu tätigen. Der Mann, den er beim Rasieren aufscheuchte, war Detective Inspector Carmichael, der aufmerksam zuhörte und seine Rasur höchst nachdenklich beendete. D. I. Carmichael gehörte Special Branch an.
    Um halb acht stöberte Carmichael den Chief Inspector der uniformierten Abteilung auf, der der Autopsie beiwohnen würde, und fragte, ob er mitkommen könne. »Sie sind herzlich eingeladen«, sagte der Chief Inspector. »Städtisches Leichenhaus, um zehn Uhr.«
    Im selben Leichenhaus, um acht Uhr morgens, starrte der Kapitän der Akademik Komarow, begleitet von seinem unvermeidlichen Polit-Offizier, auf einen Bildschirm, auf dem sich alsbald das zerschlagene Gesicht des Leichtmatrosen Semjonow zeigte. Er nickte langsam und murmelte etwas auf russisch.
    »Ja, das ist er«, sagte der Polit-Offizier. »Wir möchten mit unserem Konsul sprechen.«
    »Er wird um neun Uhr in die Pitt Street kommen«, sagte der uniformierte Sergeant, der sie begleitete. Beide Russen wirkten erschüttert und zahm. Muß schlimm sein, wenn man einen Schiffskameraden verliert, dachte der Sergeant.
    Um neun Uhr wurde der sowjetische Konsul in das Büro von Chief Superintendent Forbes gebeten. Er sprach fließend englisch. Forbes bat ihn, Platz zu nehmen, und stürzte sich in die Schilderung der nächtlichen Ereignisse. Ehe er damit fertig war, brauste der Konsul auf.
    »Ein schwerer Verstoß«, begann er. »Ich muß mich sofort mit der Sowjetbotschaft in London in Verbindung setzen...«
    Es klopfte, und der Kapitän mit seinem Polit-Offizier wurden hereingeführt. Außer dem uniformierten Sergeant

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