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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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konnte Police Constable Craig es nicht glauben, auch nicht, nachdem er das dumpfe Klatschen gehört hatte, mit dem der Körper hundert Fuß weiter unten auf dem Angestelltenparkplatz aufgeschlagen war.
    »Herrje«, keuchte er. »Jetzt sitz' ich in der Tinte.«
    Mit zitternden Fingern griff er nach seinem Funkgerät und rief das Revier.
    Hundert Yards hinter der BP-Tankstelle, eine halbe Meile von der Busstation entfernt, liegt der Bootsteich mit dem Hotel Pond. Von der Straße führen ein paar Steinstufen hinunter zum Spazierweg rings um den Teich, und am Fuß der Stufen stehen zwei Holzbänke.
    Die stumme Gestalt im schwarzledernen Motorradanzug blickte auf die Uhr. Drei Uhr. Der Treff hätte um zwei sein sollen. Die höchste zulässige Verspätung betrug eine Stunde. Ein Ausweichtreff war vereinbart; an einer anderen Stelle, vierundzwanzig Stunden später. Er würde dort sein. Sollte der Kontaktmann nicht auftauchen, so würde er nochmals das Funkgerät benützen müssen. Er stand auf und entfernte sich. Police Constable Hugh McBain hatte, als die wilde Jagd durch das Wartezimmer der Unfallstation raste, seine Schreibarbeit gerade unterbrochen, um im Streifenwagen die genauen Zeiten des Überfalls und der notierten Notrufe zu überprüfen. Er sah seinen Partner Craig erst wieder, als dieser bleich und verstört ins Wartezimmer herunterkam.
    »Alistair, hast du jetzt den Namen und die Adresse?« fragte McBain.
    »Er ist... er war... ein russischer Matrose«, sagte Craig.
    »O Mist, hat uns grade noch gefehlt. Wie heißt er?«
    »Hughie, er ist vor ein paar Minuten.. vom Dach gesprungen.«
    McBain ließ den Stift sinken und starrte seinen Partner ungläubig an. Dann entsann er sich seiner Ausbildung. Jeder Polizist weiß, wenn es brenzlig wird, gibt es nur eines: Man hält sich bedeckt und befolgt die Vorschriften bis zum letzten I- Punkt - keine Husarenstreiche, keine superschlauen Alleingänge.
    »Hast du das Präsidium verständigt?«
    »Aye, kommt schon einer rüber.«
    »Holen wir den Doktor«, sagte McBain.
    Sie fanden Dr. Mehta, den die Neuzugänge in dieser Nacht bereits an den Rand der Erschöpfung gebracht hatten. Er ging mit ihnen zum Parkplatz, beugte sich keine zwei Minuten lang über den unförmigen zerschmetterten Körper, erklärte ihn für tot und sich daher für nicht mehr zuständig und kehrte zu seinen Pflichten zurück. Zwei Wärter brachten eine Decke, und eine halbe Stunde später fuhr ein Ambulanzwagen das Ding zum städtischen Leichenhaus am Jocelyn Square nahe dem Salt Market. Dort würden andere Hände den Rest der Kleidung entfernen - Schuhe, Socken, Hose, Unterhose, Gürtel und Armbanduhr -, alles mit Anhängern versehen und zur Aufbewahrung geben.
    Im Krankenhaus waren noch weitere Formulare auszufüllen - auch die Einlieferungsformulare wurden zu den Akten genommen, obwohl sie jetzt keinem praktischen Zweck mehr dienen konnten -, und die beiden Polizisten registrierten und konfiszierten die übrigen Besitztümer des Toten. Die Liste lautete: 1 Anorak, 1 Rollkragenpullover, 1 Jutesack, 1 dicker Wollpullover (zusammengerollt), 1 runde Tabaksdose.
    Noch ehe sie fertig waren, etwa eine Viertelstunde nach Craigs erster Meldung, erschienen ein Inspector und ein Sergeant vom Revier, beide in Uniform, und ersuchten um einen Arbeitsraum. Man stellte ihnen ein leeres Verwaltungsbüro zur Verfügung, wo sie die Berichte der beiden Constables entgegennahmen. Nach zehn Minuten schickte der Inspector den Sergeant zum Wagen, damit er den diensthabenden Chief Superintendent anfordere. Es war Donnerstag, der 9. April, vier Uhr morgens. In Moskau war es bereits acht.
    General Jewgenij Karpow wartete, bis sie den Hauptverkehr von Südmoskau hinter sich hatten und zügig auf der Straße nach Jasjenewo dahinrollten, ehe er anfing, mit Gregoriew zu plaudern. Der dreißig Jahre alte Fahrer wußte offenbar, daß der General ihn ausdrücklich angefordert hatte, und zeigte sich beflissen.
    »Na, fahren Sie gern für uns?«
    »Sehr gern, Genosse General.« »Ja, da kommen Sie viel in der Gegend herum, wie? Besser, als in einem muffigen Büro zu sitzen.«
    »Jawohl, Genosse General.«
    »Unlängst meinen Freund Oberst Philby gefahren, wie ich höre.«
    Kurzes Zögern. Verdammt, er hat Befehl, nicht darüber zu sprechen, dachte Karpow.
    »Äh - jawohl, Genosse General.«
    »Ist früher selbst gefahren, vor dem Schlaganfall.«
    »Hat er mir gesagt, Genosse General.«
    Am besten weitermachen.
    »Wo haben Sie ihn denn

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