Das vierte Protokoll
übernehmen.«
Sie verfielen wieder in Schweigen. Barney wachte auf.
»Irgendwas in der Glotze?« fragte er.
»Nicht viel«, sagte Ginger. »Die Abendnachrichten. Der übliche Quatsch.«
Vierundzwanzig Stunden später, am Donnerstagabend zur gleichen Zeit, waren die Nachrichten interessanter. Auf ihrem kleinen Bildschirm sahen sie die Premierministerin, die auf der Treppe von Downing Street Nummer 10 in einem adretten blauen Kostüm vor einer Horde von Presse- und Fernsehjournalisten stand.
Sie verkündete, daß sie soeben vom Buckingham-Palast komme, wo sie die Königin gebeten habe, das Parlament aufzulösen. Das Land würde sich also auf die Unterhauswahlen vorbereiten, die auf den 18. Juni festgesetzt seien.
Der Rest des Abends war dieser Sensation gewidmet, wobei die Führer und Koryphäen aller Parteien ihrer Siegeszuversicht Ausdruck gaben.
Gedankenverloren sah Preston auf den Bildschirm. Schließlich sagte er: »Ich glaub', ich hab' ihn.«
»Sie haben wen, John?« fragte Harry.
»Meinen Stichtag«, sagte Preston, wollte sich aber nicht weiter darüber auslassen.
Im Jahre 1987 wiesen nur noch wenige in Europa hergestellte Autos die altmodischen runden Scheinwerfer von früher auf, und eines dieser wenigen war der unverwüstliche Austin Mini. Ein Fahrzeug dieses Typs befand sich unter den vielen Wagen, die am Abend des 2. Juni mit dem Fährschiff von Cherbourg in Southampton ankamen.
Der Wagen war vor vier Wochen in Österreich gekauft, in eine geheime Garage in Deutschland gebracht, dort geändert und wieder nach Salzburg zurückgefahren worden. Er war mit einwandfreien österreichischen Papieren versehen, ebenso wie der Tourist, der ihn fuhr, obgleich er Tscheche war, der zweite und letzte Beitrag des StB zum Transport der von Valeri Petrofski benötigten Teile.
Der Mini wurde vom Zoll durchsucht, der nichts Ungewöhnliches entdeckte. Nachdem der Fahrer die Docks von Southampton hinter sich hatte, folgte er den Richtungsschildern nach London, bis er in den nördlichen Vororten der Hafenstadt die Straße verließ und in einen großen Parkplatz einbog. Es war schon dunkel, und im hinteren Teil des Parkplatzes konnte er von den Fahrern der vorbeiflitzenden Wagen nicht mehr gesehen werden. Er stieg aus und machte sich mit einem Schraubenzieher an den Scheinwerfern zu schaffen.
Zuerst nahm er den Chromring ab, der den Spalt zwischen dem Scheinwerfergehäuse und dem Kotflügel verdeckte. Dann entfernte er mit einem größeren Schraubenzieher die Schrauben, die das Scheinwerfergehäuse fest mit dem Kotflügel verbanden, zog den Scheinwerfer heraus, machte die Anschlußschnüre ab, die von der Lichtmaschine des Wagens zur Rückseite der Lampenschale führten, und steckte das Gehäuse, das ungewöhnlich schwer zu sein schien, in eine neben ihm stehende Segeltuchtasche.
Der Ausbau der beiden Scheinwerfer dauerte fast eine Stunde. Als er fertig war, starrte der kleine Wagen aus seinen leeren Scheinwerferhöhlen blicklos vor sich hin. Am nächsten Morgen würde der Fahrer mit neuen Scheinwerfern aus Southampton zurückkommen, die Gehäuse einsetzen und wegfahren.
Er hob die schwere Segeltuchtasche auf, ging zur Straße zurück und hundert Yards weiter in Richtung Hafen. Die Bushaltestelle war genau da, wo man ihm gesagt hatte, daß sie sein werde. Er sah auf seine Armbanduhr; noch zehn Minuten bis zum Treff.
Genau zehn Minuten später kam ein Mann in Ledermontur zur Bushaltestelle. Außer ihnen beiden war niemand da. Der Neuankömmling sah die Straße hinunter und bemerkte:
»Der letzte Nachtbus läßt immer lange auf sich warten.«
Der Tscheche stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
»Ja«, antwortete er, »aber ich werde Gott sei Dank um Mitternacht zu Hause sein.«
Sie warteten schweigend, bis der Bus nach Southampton kam. Der Tscheche ließ die abgestellte Tasche stehen und stieg ein. Als die Schlußlichter in Richtung Stadt verschwanden, hob der Motorradfahrer die Tasche auf und ging die Straße entlang zur Wohnsiedlung, wo er sein Fahrzeug abgestellt hatte.
Gegen Morgen kam er, nach einem Umweg über Thetford, wo er sich umgezogen und das Fahrzeug gewechselt hatte, in Cherryhayes Close, Ipswich, an, mit dem letzten der laut Liste vorgesehenen Teile, auf die er in diesen langen Wochen gewartet hatte. Kurier Nummer neun hatte geliefert.
Zwei Tage später war die Observierung des Hauses in der Compton Street eine Woche alt und hatte absolut nichts Berichtenswertes zutage gefördert.
Die
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