Das vierte Protokoll
würden eine Zwischenstation oder vielleicht sogar zwei einschalten. Noch ein bißchen Kaffee?«
»Schön. Ich bin Ihrer Meinung.«
Sir Bernard wartete, bis sein Kollege ihm die Tasse vollgeschenkt hatte.
»Ich folgere also, Bernard, daß Winkler nicht der Obermacher sein kann. Er ist nur ein kleiner Fisch, ein Bote, ein Kurier oder etwas Ähnliches. Das gleiche gilt für die beiden Zyprioten in dem Haus in Chesterfield. Schläfer, meinen Sie nicht?«
»Richtig«, sagte Sir Bernard, »untergeordnete Schläfer.«
»Sieht daher allmählich so aus, als sei das Haus in Chesterfield ein Zwischenlager für ankommende Pakete, ein Briefkasten, ein sicheres Haus oder der Standort des Senders. Es liegt schließlich in der richtigen Gegend; die beiden vom GCHQ aufgefangenen >Spritzer< sind aus dem Peak District von Derbyshire und von den Hügeln nördlich von Sheffield gekommen, beides Orte, die von Chesterfield aus leicht zu erreichen sind.«
»Und Winkler?«
»Was meinen Sie, Bernard? Ein Techniker, der den Sender reparieren soll, falls er Zicken macht? Jemand, der den Gang der Dinge überprüfen soll? Wie dem auch sei, ich glaube, wir sollten ihn drüben berichten lassen, daß alles in Ordnung ist.«
»Und der Obermacher, meinen Sie, daß er persönlich auftaucht?«
Sir Nigel zuckte wieder die Achseln. Er befürchtete, daß Brian Harcourt-Smith als Ersatz für die entgangene Verhaftung in Sheffield nun zum Sturm auf das Haus in Chesterfield blasen würde. Voreilig, dachte Sir Nigel.
»Ich möchte annehmen, daß irgendwo ein Kontakt stattfindet. Entweder geht er zu den Griechen, oder sie kommen zu ihm«, sagte er.
»Wissen Sie was, Nigel, ich glaube, wir sollten das Haus in Chesterfield observieren lassen, zumindest eine Zeitlang.«
Der Chef des SIS nickte ernst.
»Bernard, alter Freund, Sie sprechen mir aus der Seele. Aber Brian scheint ganz geil darauf zu sein, einige Verhaftungen vorzunehmen. Gestern abend hat er es in Sheffield versucht. Natürlich, mit Verhaftungen kann man eine Zeitlang Staat machen, aber -«
»Überlassen Sie Brian Harcourt-Smith ruhig mir, Nigel«, sagte Sir Bernard grimmig. »Ich pfeife vielleicht aus dem letzten Loch, aber ich bin immer noch gut für ein letztes Gefecht. Ich werde die Leitung dieser Operation persönlich übernehmen.«
Sir Nigel legte die Hand auf Sir Bernards Arm.
»Ich wäre wirklich froh, wenn Sie das täten, Bernard.«
Winkler verließ das Haus in der Compton Street um neun Uhr dreißig, zu Fuß. Mungo und Barney glitten durch den Hinterausgang, durchquerten die Gärten und waren an der Ecke der Ashgate Road hinter dem Tschechen. Der ging zum Bahnhof, stieg in den Zug nach London und wurde in St. Pancras von einem neuen Team übernommen. Mungo und Barney fuhren nach Derbyshire zurück.
Winkler ging nicht mehr zu seiner Pension, um dort seine Sachen zu holen, sondern fuhr direkt nach Heathrow. Er nahm das Nachmittagsflugzeug nach Wien. Irvines Residenturchef in Wien berichtete später, Winkler sei von zwei Leuten der Sowjetbotschaft abgeholt worden.
Preston verbrachte den Rest des Tages auf dem Polizeirevier und erledigte den ganzen Verwaltungskrempel, den eine Observierung in der Provinz mit sich bringt.
Die bürokratische Maschine war angelaufen; Charles Street hatte das Innenministerium aufgescheucht, das den Chief Constable von Derbyshire ermächtigte, Superintendent King dahingehend zu instruieren, daß er Preston und seinen Leuten jede nur mögliche Unterstützung gewähren solle. Mr. King war sowieso liebend gern dazu bereit, doch der Papierkram mußte in Ordnung sein.
Len Stewart kam per Auto mit einer zweiten Mannschaft und wurde in einem Junggesellenheim für Polizisten einquartiert.
Die beiden griechischen Brüder wurden mit Teleobjektiven fotografiert, als sie kurz vor Mittag die Compton Street verließen, um zu ihrer Taverne nach Holywell Cross zu fahren, und die Aufnahmen wurden per Motorrad nach London gebracht. Weitere Experten kamen von Manchester. Sie zapften im zuständigen Fernsprechamt die Telefonanschlüsse der Griechen an, zu Hause und in der Taverne, und brachten in ihrem Wagen einen Ortungssignalgeber an.
Am Spätnachmittag wurde London bei den Griechen fündig. Sie waren zwar echte Brüder, aber keine echten Zyprioten. Als Altkommunisten waren sie in der ELLAS-Bewegung tätig gewesen und vor zwanzig Jahren von Griechenland nach Zypern gegangen. Athen hatte damals London freundlicherweise informiert. Ihr wirklicher Name war
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