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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gerufen, und obgleich er eigentlich den Tarnjargon eines Wagenverleihs hätte benützen müssen, schlug er jede Vorsicht in den Wind und sprach im Klartext mit Sir Bernard.
    »Ich brauche die Unterstützung der Polizei von Norfolk und Suffolk«, sagte er. »Und einen Hubschrauber. Umgehend. Sonst ist es zu spät.« Er hatte die zwanzig Minuten Wartezeit mit dem Studium einer über die Kühlerhaube von Joes Wagen gebreiteten Generalstabskarte von East Anglia verbracht.
    Fünf Minuten später kam aus Thetford ein Streifenpolizist, den der Sergeant vom Polizeirevier aus dem Bett geholt hatte. Er fuhr in den Hof, stellte den Motor ab und parkte die Maschine. Er ging zu Preston hinüber, wobei er seinen Helm abnahm.
    »Sind Sie die Herren aus London?« fragte er. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Nur, wenn Sie ein Zauberer sind«, seufzte Preston.
    Barney kam vom Polizeirevier zurück.
    »Hier ist das Foto, John. Ist eingetroffen, während ich mit dem Sergeant sprach.«
    Preston betrachtete das hübsche junge Gesicht, das in einer Straße von Damaskus aufgenommen worden war.
    »Du Scheißkerl«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Niemand hörte ihn, denn in diesem Augenblick rasten zwei amerikanische F-111-Kampfbomber im Tiefflug dicht formiert über die Stadt nach Osten. Das Geheul ihrer Triebwerke durchbrach die Stille der erwachenden Ortschaft. Der Polizist sah nicht einmal auf. Barney, der neben Preston stand, blickte ihnen nach, bis sie außer Sicht waren.
    »Radaubrüder«, sagte er.
    »Die kommen immer über Thetford«, sagte der Ortspolizist. »Nach einer Weile hört man sie kaum mehr. Sind in Lakenheath stationiert.«
    »Der Londoner Flughafen ist schon schlimm genug«, sagte Barney, der in Hounslow wohnte, »aber die Linienmaschinen fliegen wenigstens nicht so tief. Ich glaube nicht, daß ich das lange aushalten würde.«
    »Hab' nichts gegen sie, solange sie in der Luft bleiben«, sagte der Polizist und wickelte eine Tafel Schokolade aus. »Wär' nur schlimm, wenn einer herunterfiele. Sie haben nämlich Atombomben bei sich. Kleine, aber immerhin.«
    Preston drehte sich langsam um.
    »Was haben Sie da gesagt?« fragte er.
    MI5 in der Cork Street hatte schnell gearbeitet. Sir Bernard Hemmings hatte unter Umgehung seines Justitiars die beiden Assistant Commissioners (AC) der Grafschaften Norfolk und Suffolk persönlich angerufen. Der Beamte in Norwich lag noch im Bett, aber sein Kollege in Ipswich war bereits im Büro, wegen der Demonstration, für die die Hälfte der Polizeikräfte von Suffolk aufgeboten worden war.
    Den AC von Norfolk erreichte er genau in dem Augenblick, als dieser auch vom Polizeirevier in Thetford informiert wurde. Er versprach volle Unterstützung. Der Papierkram könne später erledigt werden.
    Brian Harcourt-Smith war auf der Jagd nach einem Hubschrauber. Die beiden britischen Nachrichtendienste verfügen über eine Sonderstaffel von Einsatzhubschraubern, die in Northolt außerhalb London stationiert sind. Ein schneller Abruf ist möglich, doch normalerweise wird einige Zeit vorher disponiert.
    Dem stellvertretenden Generaldirektor wurde auf seine dringende Anfrage hin mitgeteilt, daß ein Chopper in vierzig Minuten abfliegen und nach weiteren vierzig Minuten in Thetford sein könne. Harcourt-Smith bat Northolt, am Apparat zu bleiben.
    »Achtzig Minuten«, sagte er zu Sir Bernard. Der Generaldirektor sprach gerade mit dem Assistant Commissioner von Suffolk.
    »Hätten Sie einen Polizeihubschrauber verfügbar? Sofort?« fragte er den Beamten.
    Es folgte eine Pause, während der AC über einen Hausanschluß bei seinem Kollegen von der Verkehrsüberwachung rückfragte.
    »Wir haben einen in der Luft über Bury St. Edmunds«, sagte er.
    »Bitte schicken Sie ihn nach Thetford und nehmen Sie einen unserer Leute an Bord«, sagte Sir Bernard. »Es geht um die nationale Sicherheit, wirklich, glauben Sie mir.«
    »Ich werde es sofort veranlassen«, sagte der AC von Suffolk.
    Preston winkte den Polizisten aus Thetford zu seinem Wagen herüber.
    »Zeigen Sie mir die amerikanischen Flugstützpunkte hier in der Gegend«, sagte er.
    Der Streifenpolizist legte einen dicken Finger auf die Landkarte.
    »Sie sind so ziemlich überall, Sir. Sculthorpe, oben in North Norfolk, Lakenheath und Mildenhall im Westen, Chicksands in Bedfordshire; allerdings glaube ich, daß dieser Flugplatz nicht mehr in Betrieb ist. Und dann noch Bentwaters, hier an der Küste von Suffolk bei Woodbridge.«
    Es war sechs

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