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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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regulären Schlüsseln versehen, zwei Handwerker in einer Wohnung im achten Stock von Fontenoy House. Sie waren den ganzen Tag damit beschäftigt, den beschädigten Hamber-Safe aus der Mauer zu entfernen und durch ein vollkommen gleiches Modell zu ersetzen. Bis zum Abend sah die Wand wieder genauso aus wie vor dem Einbruch. Die Männer gingen.

 
5. Kapitel
     
    Preston saß im Büro eines sehr sorgenvollen Bertie Capstick, hatte vor sich auf dem Schreibtisch die zehn fotokopierten Blätter ausgebreitet und las jedes einzelne genau durch.
    »Wie viele Personen hatten den Briefumschlag in der Hand?« fragte er.
    »Der Briefträger, selbstverständlich. Gott weiß, wie viele Sortierer in der Verteilerstelle. Hier im Haus die Leute am Empfang, der Bote, der die Morgenpost in die Büros bringt, und ich. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie an dem Umschlag viel Freude haben werden.«
    »Und die Papiere, die drinnen waren?«
    »Nur ich, Johnny. Natürlich wußte ich nicht, worum's ging, bis ich sie herausgenommen hatte.«
    Preston überlegte eine Weile.
    »Abgesehen von der Person, die sie zur Post gab, könnten sie vielleicht die Fingerabdrücke desjenigen tragen, der die Papiere entwendet hat. Ich muß Scotland Yard bitten, sie auf Abdrücke zu untersuchen. Obwohl ich mir, ehrlich gesagt, keine großen Hoffnungen mache. Und jetzt zum Inhalt. Sieht nach einer hochrahmigen Sache aus.«
    »Hoch, höher, am höchsten«, sagte Capstick düster. »Einiges davon ist äußerst sicherheitsempfindlich, betrifft unsere NATO- Verbündeten: Sofortmaßnahmen der NATO zur Abwehr verschiedener Bedrohungen durch die Sowjets - so in dieser Tonart.«
    »All right«, sagte Preston, »gehen wir mal die Möglichkeiten durch. Ein Geduldsspiel. Angenommen, die Papiere wurden von einem verantwortungsbewußten Bürger an uns zurückgeschickt, der aus irgendeinem Grund nicht identifiziert werden möchte. Das gibt's; die Leute wollen einfach in nichts hineingezogen werden. Wo könnte unser Bürger sie gefunden haben? In einer Aktentasche, die in der Garderobe liegenblieb? In einem Taxi? In einem Club?«
    Capstick schüttelte den Kopf.
    »Nicht auf legale Weise, Johnny. Das Zeug da hätte unter gar keinen Umständen aus dem Haus gelangen dürfen, außer vielleicht in dem versiegelten Beutel hinüber ins Auswärtige Amt oder ins Cabinet Office. Es liegen keine Meldungen vor, daß sich jemand an einem solchen Beutel zu schaffen gemacht hat. Außerdem tragen die Papiere keinen Empfängervermerk, den sie haben müßten, wenn sie auf legalem Weg außer Haus gebracht worden wären. Selbst jemand, der zum erstenmal Zugang zu solchem Material hat, kennt die Regeln. Niemand, absolut niemand darf solches Material zur Durchsicht mit nach Hause nehmen. Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Mehr als genügend«, sagte Preston. »Das Zeug ist von außerhalb wieder ins Ministerium gekommen. Also muß es hinausgeschafft worden sein. Illegal. Grobe Nachlässigkeit oder eindeutiger Versuch des Geheimnisverrats?«
    »Sehen Sie sich die jeweiligen Abfassungsdaten an«, sagte Capstick. »Diese zehn Blätter decken einen vollen Monat ab. Unmöglich, daß sie alle zusammen an einem bestimmten Tag auf einem bestimmten Schreibtisch gelandet sind. Sie müssen eine ganze Weile gesammelt worden sein.«
    Preston steckte unter Zuhilfenahme seines Taschentuchs die zehn Dokumente vorsichtig wieder in den Umschlag, in dem sie gekommen waren.
    »Ich muß sie in die Charles Street mitnehmen, Bertie. Darf ich mal telefonieren?«
    Er rief in der Charles Street an und verlangte, sofort mit Sir Bernard Hemmings verbunden zu werden. Der Generaldirektor war im Haus, und nach einer Weile und einigem Drängen von seiten Prestons nahm er den Anruf persönlich entgegen. Preston bat nur um die Erlaubnis, sofort vorsprechen zu dürfen, und erhielt sie. Er legte den Hörer auf und wandte sich an Brigadegeneral Capstick.
    »Bertie, tun Sie zunächst gar nichts, und sagen Sie kein Wort. Zu niemandem. Machen Sie Ihren Dienst wie an jedem anderen Tag. Ich melde mich wieder.«
    Es kam nicht in Frage, daß er das Ministerium mit diesen Dokumenten, aber ohne Begleiter verließ. Brigadegeneral Capstick gab ihm einen seiner Wachmänner vom Eingang mit, einen stämmigen ehemaligen Gardesoldaten.
    Preston trug die Dokumente in seiner Aktentasche aus dem Ministerium, nahm ein Taxi bis zu den Clarges Apartments und sah dem Fahrzeug nach, bis es verschwunden war. Dann erst ging er die letzten zweihundert Yards

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