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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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»Requisiten« und die verschiedenen Rollen, in die sie in Sekundenschnelle schlüpfen können.
    »Was ist passiert, Harry?«
    »Er ist zur üblichen Zeit aus dem Ministerium gekommen. Wir hinter ihm her. Doch statt die übliche Richtung einzuschlagen, ist er zum Trafalgar Square gegangen und hat dort ein Taxi genommen. Unsere Schicht war zu Ende. Wir haben unseren Kumpeln von der Ablösung gesagt, sie sollen Gewehr bei Fuß bleiben, und sind dem Taxi nachgefahren.
    Er ist bei Panzer's Delikatessenladen in der Bayswater Road ausgestiegen und in Richtung Clanricarde Gardens verduftet. Auf halbem Weg ist er in einen Vorgarten geschossen und die Treppe zum Souterrain hinuntergegangen. Einer meiner Leute hat sich herangepirscht und festgestellt, daß am Ende der Treppe weiter nichts war als die Tür der Souterrainwohnung. Da war er hineingeschossen. Dann mußte mein Mann wieder weg - Joe ist aus der Wohnung und die Treppen heraufgekommen. Er ist zur Bayswater Road zurückgegangen, in ein Taxi gestiegen und wieder ins West End gefahren. Danach war alles wieder wie gehabt. Wir haben ihn am Ende der Park Lane der nächsten
    Schicht übergeben.«
    »Wie lange war er verschwunden?«
    »Dreißig, vierzig Sekunden«, sagte Burkinshaw. »Entweder hat man ihn verdammt schnell reingelassen, oder er hat seinen eigenen Schlüssel gehabt. Drinnen brannte kein Licht. Vielleicht wollte er Post abholen oder nachsehen, ob welche da ist.«
    »Was für eine Art Haus?«
    »Schmutzig aussehendes Haus, schmutzig aussehendes Souterrain. Steht morgen alles im Bericht. Was dagegen, wenn ich abhau'? Kann kaum mehr stehen.«
    Preston dachte den ganzen Abend über den Vorfall nach. Warum um alles in der Welt besuchte Sir Richard Peters eine schäbige Wohnung in Bayswater? Vierzig Sekunden lang? Doch nicht, um dort jemanden zu treffen. Dazu war die Zeit zu knapp. Um Post abzuholen? Oder um eine Nachricht zu hinterlegen?
    Er veranlaßte, daß das Haus unter Überwachung gestellt wurde. Innerhalb einer Stunde stand ein Wagen davor, und in dem Wagen saß ein Mann mit einer Kamera.
    Wochenende ist Wochenende. Preston hätte die Zivilbehörden über Samstag und Sonntag auf die Wohnung hetzen können, doch das hätte Wirbel gemacht. Dies war eine absolut geheime Überwachung. Er beschloß, bis Montag zu warten.
    Der Albion-Ausschuß hatte sich auf Professor Krilow als Vorsitzenden und Sprecher geeinigt, und Professor Krilow ließ Major Pawlow wissen, daß der Ausschuß bereit sei, seine Überlegungen dem Generalsekretär vorzutragen. Das war am Samstagmorgen. Innerhalb von ein paar Stunden wurde jedem der vier Ausschußmitglieder mitgeteilt, es solle sich in der Wochenenddatscha des Genossen Generalsekretär in Usowo einfinden.
    Drei kamen in ihren eigenen Wagen. Philby wurde von Major Pawlow persönlich gefahren, so daß er den Fahrer Gregoriew aus der Fahrbereitschaft des KGB, der ihn während der letzten zwei Wochen herumkutschiert hatte, nicht benötigte.
    Im Westen Moskaus, jenseits der Uspenskojebrücke, liegt nahe an den Ufern der Moskwa ein Komplex von künstlich geschaffenen Dörfern, um die die Wochenenddatschas der sowjetischen Nomenklatura gruppiert sind. Selbst hier herrscht eiserne hierarchische Ordnung. In Peredelkino sind die Datschas der Künstler, Akademiemitglieder und Militärs; in Zhukowka die des Zentralkomitees und anderer Organe direkt unter dem Politbüro; die Mitglieder des allmächtigen Politbüros aber haben ihre Datschas rund um Usowo, dem exklusivsten dieser Dörfer.
    Eigentlich sind die russischen Datschas Landhäuser, doch die der Oberen sind luxuriöse Herrensitze inmitten von ausgedehnten Föhren- und Birkenwäldern. Sie werden Tag und Nacht von Kohorten von Leibwächtern des Neunten Direktorats bewacht, die für die Sicherheit und Ungestörtheit der Wlasti sorgen.
    Philby wußte, daß jedem Mitglied des Politbüros vier Wohnsitze zustanden. Erstens die Wohnung am Kutuzowskij- Prospekt, die, sofern der Hierarch nicht in Ungnade fällt, für immer im Besitz der Familie bleibt. Dann die offizielle, mit reichlichem Komfort und Dienstpersonal ausgestattete Villa in den Leninbergen, die unvermeidlich »verwanzt« ist und deshalb kaum für etwas anderes als den Empfang von ausländischen Würdenträgern benutzt wird. Drittens die Datscha in den Wäldern westlich von Moskau, welche die frisch beförderten hohen Tiere nach ihrem eigenen Geschmack planen und bauen lassen können. Schließlich die Sommerresidenz, oft auf der Krim

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