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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Preston am Haus in Clanricarde Gardens vorbei, einer Straße nördlich der Bayswater Road. Burkinshaw hatte recht gehabt; es war eines jener fünfstöckigen ehemaligen Herrschaftshäuser im viktorianischen Stil, total verkommen und in Einzimmerabsteigen unterteilt. Der kleine Vorgarten war von Unkraut überwuchert; fünf Stufen führten zu einer vergammelten Haustür. Vom Vorgarten gingen ein paar Stufen zu einem winzigen Vorplatz hinunter, und über dem Schacht war das Oberteil einer Tür zu sehen - die Souterrainwohnung. Preston rätselte wieder, was wohl ein hoher geadelter Beamter in einem so schäbigen Haus suchen mochte.
    Irgendwo in Sichtweite war der Observant, wahrscheinlich in einem parkenden Auto, auf dem Schoß eine schußbereite Kamera mit Teleobjektiv. Preston machte keinen Versuch, den Mann zu orten, wußte aber, daß er selbst beobachtet wurde. (Am Montag erschien er im Bericht als »nicht identifizierbares Individuum, das um elf Uhr einundzwanzig am Haus vorbeiging und es interessiert betrachtete«. Danke für die Blumen, dachte er.)
    Am Montagmorgen ging er zum Rathaus und warf einen Blick auf die Liste der Kommunalsteuerzahler in dieser Straße. Er fand unter der gesuchten Adresse nur einen einzigen Hauptmieter, Mr. Michael Z. Mifsud. Preston war dankbar für das Z; unwahrscheinlich, daß es noch viele von dieser Art in der Gegend gab. Er setzte sich über Sprechfunk mit dem Observanten in Clanricarde Gardens in Verbindung, und der Mann ging über die Straße und schaute auf die Klingelschilder. M. Mifsud wohnte im Erdgeschoß.
    Wahrscheinlich der Besitzer, der den Rest des Hauses möbliert vermietete; Mieter nicht möblierter Wohnungen mußten ihre eigenen Kommunalsteuern bezahlen.
    Am späten Vormittag ließ Preston Michael Z. Mifsud durch den Immigrationscomputer in Croydon laufen. Mifsud war aus Malta, wie sein Name anzeigte, und seit dreißig Jahren im Land. Keine weiteren Angaben, außer einem Fragezeichen, das fünfzehn Jahre zurücklag. Ohne weitere Erklärungen. Der Vorstrafencomputer von Scotland Yard enträtselte das Fragezeichen; der Mann wäre beinahe abgeschoben worden. Stattdessen hatte er eine zweijährige Haftstrafe wegen gewerbsmäßiger Kuppelei verbüßt. Nach dem Lunch ging Preston zu Armstrong von der Finanzabteilung in der Charles Street.
    »Kann ich morgen als Finanzinspektor auftreten?« fragte er. Armstrong seufzte.
    »Ich werd's versuchen. Rufen Sie mich vor Büroschluß an.«
    Dann ging Preston zum Rechtsberater.
    »Könnten Sie Special Branch bitten, mir für diese Adresse einen Hausdurchsuchungsbefehl auszustellen? Außerdem brauche ich noch einen Sergeant von Special Branch, der auf Abruf zu meiner Deckung verfügbar ist.«
    MI5 hat in England keine Verhaftungsbefugnis. Nur ein Polizeibeamter kann eine Verhaftung vornehmen, ausgenommen in Notfällen, wenn eine »Festnahme durch Bürger« möglich ist. Wenn MI5 jemanden kassieren will, zeigt sich Special Branch normalerweise gefällig.
    »Sie wollen doch keinen Einbruch begehen?« fragte der Rechtsberater argwöhnisch.
    »Bestimmt nicht«, sagte Preston. »Ich möchte warten, bis der Mieter dieser Wohnung auftaucht, dann reingehen und durchsuchen. Eine Verhaftung kann sich, je nach Durchsuchungsergebnis, als notwendig erweisen. Dazu brauche ich den Sergeant.«
    »All right«, seufzte der Rechtsberater. »Ich werde mich mit unserem entgegenkommendsten Richter ins Benehmen setzen. Sie kriegen beides morgen früh.«
    Kurz vor siebzehn Uhr holte sich Preston seinen Steuerinspektorausweis. Armstrong gab ihm noch eine Karte mit einer Telefonnummer.
    »Sollte es Stunk geben, lassen Sie den Verdächtigen diese Nummer anrufen. Es ist das Finanzamt in Willesden Green. Verlangen Sie Mr. Charnley. Er wird für Sie bürgen. Sie heißen übrigens Brent.«
    »Hab' ich gesehen«, sagte Preston.
    Mr. Michael Z. Mifsud, den Preston am nächsten Morgen aufsuchte, war kein angenehmer Zeitgenosse. Unrasiert, im Netzhemd, selbstsicher und abweisend. Er führte Preston in sein schmuddeliges Wohnzimmer.
    »Was erzählen Sie da?« protestierte Mifsud. »Was für 'n Einkommen? Is alles in der Steuererklärung.«
    »Mr. Mifsud, es handelt sich um eine Routinestichprobe. Ganz alltägliche Sache. Sie geben alle Ihre Mieteinkommen an, Sie haben nichts zu verbergen?«
    »Ich hab' nichts zu verbergen. Erledigen Sie das mit meinem Steuerberater«, sagte Mifsud herausfordernd.
    »Kann ich, wenn Sie meinen«, sagte Preston. »Aber glauben Sie mir, wir

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