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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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geändert«, schrie der Generalsekretär. Dann nahm seine Stimme wieder ihren gleichmütigen Klang an. »Vor fünf Jahren und vor vier Jahren haben alle unsere Experten im Zentralkomitee und an den Universitäten sowie die analytischen Forschungsgruppen des KGB uns im Politbüro erzählt, die Bewegungen für einseitige nukleare Abrüstung seien so mächtig, daß sie die Aufstellung der Cruise Missiles und der Pershing II verhindern könnten. Wir glaubten ihnen. Zu unserem Schaden. In Genf haben wir gemauert, weil wir uns unter dem Einfluß unserer eigenen Propaganda eingeredet hatten, die westeuropäischen Regierungen würden, wenn wir das Spiel nur lange genug hinzögen, unter dem Druck der heimlich von uns unterstützten riesigen >Friedensdemonstrationen< die Aufstellung von Cruise und Pershing verweigern. Aber sie haben sie aufgestellt, und wir mußten abziehen.«
    Philby nickte, wobei er sich um angemessene Bescheidenheit bemühte. Damals, 1983, hatte er sich mit einem Bericht hervorgewagt, in dem er behauptete, die westliche Friedensbewegung werde trotz lärmender Massendemonstrationen keine wichtige Wahl beeinflussen oder irgendeine Regierung zu einem Meinungswechsel veranlassen. Er hatte recht behalten. Die Dinge, vermutete er, liefen in seinem Sinne.
    »Das kränkt mich, Genossen, das kränkt mich immer noch«, sagte der Generalsekretär. »Und nun schlagen Sie mir dasselbe, nur in größerem Rahmen, vor. Genosse Oberst Philby, wie sehen die letzten britischen Meinungsumfragen zu diesem Thema aus?«
    »Leider nicht gut«, sagte Philby. »Die letzte zeigt, daß zwanzig Prozent der Briten für einseitige nukleare Abrüstung sind. Aber auch das ist mit Vorsicht zu genießen. Bei den Werktätigen, die traditionell für Labour stimmen, ist der Anteil noch kleiner. Es ist nun mal eine traurige Tatsache, daß die britische Arbeiterklasse mit zu den konservativsten der Welt zählt. Umfragen zeigen auch, daß sie mit zu den patriotischsten gehört, patriotisch auf traditionelle Art.
    Während der Falkland-Affäre haben hartgesottene Gewerkschaftler Tarifordnung und Arbeitsregelungen über Bord geworfen und rund um die Uhr gearbeitet, um die Kriegsschiffe seetüchtig zu machen.
    Wir müssen uns damit abfinden, daß der britische Arbeiter nie erkennen wollte, wo seine Interessen liegen: in einer Zusammenarbeit mit uns oder zumindest in einer Schwächung des britischen Verteidigungspotentials. Und nichts deutet darauf hin, daß er nun plötzlich seine Meinung ändern wird.«
    »Der harten Wirklichkeit ins Auge sehen, das habe ich von diesem Ausschuß verlangt«, sagte der Generalsekretär. Er schwieg einige Minuten.
    »Gehen Sie jetzt, Genossen. Nehmen Sie Ihre Beratungen wieder auf. Und bringen Sie mir den Plan für eine konkrete Maßnahme, mittels deren die Massenfurcht, von der Sie gesprochen haben, besser als je zuvor ausgebeutet werden kann; etwas, das selbst stockvernünftige Männer und Frauen dazu bringt, für eine Ächtung der Kernwaffen in ihrem Land, das heißt also für Labour, zu stimmen.«
    Als sie fort waren, stand der alte Russe auf und ging, auf einen Stock gestützt, langsam zum Fenster. Er schaute auf den tief verschneiten Birkenwald. Bei seinem Machtantritt hatte er sich vorgenommen, in der ihm noch verbleibenden Zeit fünf Ziele zu erreichen.
    Er hatte in die Geschichte eingehen wollen als der Mann, der die Nahrungsmittelproduktion steigerte und die Verteilung rationalisierte; der durch eine Generalüberholung der chronisch leistungsschwachen Industrie die Konsumgüterherstellung verdoppelte; der die Parteidisziplin auf allen Ebenen wieder festigte; der die Korruption, die an den lebenswichtigen Organen des Staates nagte, mit Stumpf und Stiel ausrottete; und der schließlich seinem Land die endgültige Überlegenheit in puncto Waffen- und Truppenstärke über die geschlossene Phalanx der Feinde sicherte. Vier Jahre später erkannte er, daß er nichts von alledem erreicht hatte.
    Er war alt und krank und wußte, daß seine Tage gezählt waren. Er hatte sich immer viel darauf zugute getan, im Rahmen der streng marxistischen Orthodoxie ein Pragmatiker, ein Realist zu sein. Doch selbst Pragmatiker haben ihre Träume und alte Männer ihre Eitelkeiten. Sein Traum war einfach: Er wollte einen einzigen, gigantischen Triumph, ein einziges Riesendenkmal für sich und nur für sich allein. Wie glühend er sich dies wünschte, das wußte in dieser bitterkalten Winternacht nur er allein.
    Am Sonntag schlenderte

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