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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sir Peregrine hatte eine Zusammenfassung dieser Gespräche angefertigt und einigen »Mandarinen« innerhalb des Ministeriums zugehen lassen. Die Tatsache, daß dieses Papier, in Fotokopie, zu den gestohlenen Dokumenten gehörte, bedeutete zumindest, daß sich das Leck innerhalb des Verteidigungsministeriums befand.
    Preston arbeitete die Verteilerliste von streng geheimen Dokumenten für die letzten paar Monate durch. Daraus ging hervor, daß die anonym zurückgeschickten Papiere einen Zeitraum von vier Wochen abdeckten. Ferner ging hervor, daß jeder Mandarin, über dessen Schreibtisch alle diese Dokumente gegangen waren, auch noch weitere erhalten hatte. Der Dieb hatte also eine Auswahl getroffen.
    Wie Preston am Ende des darauffolgenden Tages festgestellt hatte, konnten vierundzwanzig Männer Zugang zu allen zehn Dokumenten gehabt haben.
    Er überprüfte die Abwesenheitslisten, Auslandsreisen, Grippefälle und strich alle, die für die Zeit des Diebstahls nicht in Frage kamen.
    Zweierlei erschwerte ihm die Arbeit: Er mußte pro forma eine Unzahl anderer Entnahmen überprüfen, um die Aufmerksamkeit nicht auf diese speziellen zehn Dokumente zu lenken. Auch Archivare klatschen, und die undichte Stelle konnte ebensogut weiter unten sein, bei den Sekretärinnen und Schreibkräften, die in der Kaffeepause einen Schwatz mit den Archivaren abhalten mochten. Zweitens konnte er nicht in den oberen Etagen auftauchen und nachprüfen, wie viele Fotokopien von den Originalen angefertigt worden waren. Wie er wußte, war es durchaus üblich, daß jemand ein streng geheimes Dokument offiziell auf seinen Namen »ausleihen« konnte, wenn er den Rat eines Kollegen einholen wollte. Dann wurde eine Fotokopie angefertigt, nummeriert und dem Kollegen gegeben. Sobald diese Fotokopie wieder zurückkam, wurde sie vernichtet - oder in diesem Fall auch nicht. Dann ging das Original wieder in die Registratur. Aber mehrere Augenpaare konnten die Fotokopie gesehen haben.
    Um das zweite Problem zu lösen, begab Preston sich, zusammen mit Capstick, nach Einbruch der Dunkelheit wiederum ins Ministerium und verbrachte zwei Nächte in den oberen Etagen, die leer waren bis auf die uninteressierten Putzfrauen, und prüfte die Anzahl der gemachten Fotokopien nach. Wieder konnte er einige Namen streichen, denn manches Dokument war auch an einen Mann gegangen, der keine Kopien hatte anfertigen lassen, ehe er es wieder ins Archiv zurückschickte. Am 27. Januar legte Preston in der Charles Street einen Zwischenbericht über seine Nachforschungen vor.
    Er wurde von Brian Harcourt-Smith empfangen.
    »Gut, daß Sie was für uns haben, John«, sagte Harcourt- Smith. »Anthony Plumb hat schon zweimal angerufen. Die Leute von Paragon setzen ihm zu, wie's scheint. Schießen Sie los.«
    »Erstens«, sagte Preston, »die Dokumente. Sie wurden sorgfältig ausgewählt, als habe unser Dieb nur genommen, was bei ihm bestellt wurde. Erfordert große Sachkenntnis. Ich glaube, das schließt alle unteren Ebenen endgültig aus. Die würden es machen wie die Elstern, einfach klauen, was sie erwischen können. Eine Hypothese, aber sie beschränkt die Anzahl. Es muß meiner Meinung nach jemand sein, der Erfahrung hat und den Inhalt beurteilen kann. Was Bürokräfte und Boten ausschließt. Auf keinen Fall ist das Leck im Archiv. Kein verletztes Siegel, keine unerlaubte Entnahme oder eigenmächtige Anfertigung von Fotokopien.«
    Harcourt-Smith nickte.
    »Also suchen Sie es weiter oben?«
    »Ja, Brian. Und ich habe noch einen zweiten Grund dafür. Ich habe zwei Nächte damit zugebracht, jeder einzelnen Fotokopie genau nachzugehen. Es bestehen keine Unstimmigkeiten. Bleibt folglich nur eine Möglichkeit: die Entnahme beim Vernichten. Jemand hat drei Kopien für den Reißwolf gekriegt und nur zwei hineingeworfen, die dritte hat er außer Haus geschmuggelt. Jetzt zu den leitenden Beamten, die das getan haben könnten.
    Vierundzwanzig hatten Zugang zu allen zehn Dokumenten. Ich glaube, zwölf davon kann ich streichen, weil sie nur Kopien bekommen, und zwar immer nur eine in dem Fall, daß man ihren Rat einholen will. Die Vorschriften sind eindeutig. Wer immer aus diesem Grund eine Kopie erhält, muß sie demjenigen zurückgeben, von dem er sie bekommen hat. Andernfalls würde er vorschriftswidrig handeln und Verdacht erregen. Zehn Kopien zurückzubehalten wäre unerhört. Bleiben die zwölf Männer, die die Originale aus dem Archiv bekommen haben.
    Drei von ihnen waren aus

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