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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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können dafür sorgen, daß die Gebühren Ihres Steuerberaters ins Astronomische steigen. Ich möchte ganz ehrlich sein: Wenn die Mieten in Ordnung sind, dann zieh' ich weiter und mache anderswo eine Stichprobe. Wenn aber, was Gott verhüte, irgendeine dieser Wohnungen zu unzüchtigen Zwecken vermietet ist, dann ändert das die Lage. Mich interessiert nur die Einkommenssteuer. Ich wäre aber verpflichtet, das Ergebnis meiner Ermittlungen an die Polizei weiterzugeben. Sie wissen doch, was gewerbsmäßige Kuppelei bedeutet?«
    »Was soll 'n das?« protestierte Mifsud. »Hier gibt's keine gewerbsmäßige Kuppelei nicht. Lauter anständige Mieter. Sie zahlen Miete, ich zahl' Steuern. Alles.«
    Aber er war um eine Schattierung blasser geworden und holte maulend die Mietquittungsbücher. Preston gab vor, sich für alles zu interessieren. Er stellte fest, daß das Souterrain für vierzig Pfund pro Woche an einen gewissen Mr. Dickie vermietet war. Er brauchte eine Stunde, um alle Details zusammenzukriegen. Mifsud hatte den Mieter des Souterrains nie zu Gesicht bekommen. Er bezahlte immer bar, regelmäßig wie ein Uhrwerk. Aber es gab einen maschinengeschriebenen Mietvertrag. Er war von Mr. Dickie unterzeichnet. Preston nahm trotz Mr. Mifsuds Protesten das Schriftstück mit. Um die Mittagszeit übergab er es den Graphologen von Scotland Yard, zusammen mit handgeschriebenen Notizen und der Unterschrift von Sir Richard Peters. Kurz vor Dienstschluß hatte der Yard ihn zurückgerufen. Selbe Handschrift, nur verstellt.
    Peters, dachte Preston, hält sich also ein Pied-a-Terre. Für gemütliche Treffs mit seinem Einsatzleiter? Höchstwahrscheinlich. Er gab seine Anweisungen: Wenn Peters sich wieder auf den Weg zur Souterrainwohnung machte, sollte man ihn sofort benachrichtigen, ganz gleich wo. Die Überwachung der Wohnung sollte aufrechterhalten werden, für den Fall, daß jemand anderer auftauchte.
    Der Mittwoch verging im Schneckentempo und der Donnerstag ebenso. Dann nahm Sir Richard Peters, nachdem er das Ministerium verlassen hatte, wieder ein Taxi und fuhr damit nach Bayswater. Die Observanten benachrichtigten Preston in der Bar der Gordon Street, von wo aus er Scotland Yard anrief und den vorgesehenen Sergeant von Special Branch aus der Kantine holen ließ. Er gab dem Mann am anderen Ende der Leitung die Adresse durch.
    »Wir treffen uns auf dem Bürgersteig gegenüber, so schnell Sie können, aber kein Aufsehen.«
    In der frostigen Dunkelheit versammelten sie sich alle auf dem Trottoir gegenüber dem verdächtigen Haus. Der Mann von Special Branch war in einem als Privatwagen getarnten Dienstauto gekommen, das mit seinem Fahrer um die Ecke parkte. Detective Sergeant Lander erwies sich als ein junger und noch ein wenig grüner Mann; es war sein erster Coup mit den Leuten von MI5, und er schien beeindruckt. Harry Burkinshaw tauchte aus dem Schatten auf.
    »Seit wann ist er schon drinnen, Harry?«
    »Fünfundfünfzig Minuten«, sagte Burkinshaw.
    »Irgendwelche Besucher?«
    »Nix.«
    Preston zog seinen Hausdurchsuchungsbefehl aus der Tasche und zeigte ihn Lander.
    »O. K., gehn wir rein.«
    »Meinen Sie, daß er gewalttätig wird, Sir?« fragte Lander.
    »Oh, ich hoffe nicht«, sagte Preston. »Er ist ein Beamter mittleren Alters. Er könnte Schaden nehmen.«
    Sie gingen über die Straße hinein in den Vorgarten. Hinter den Vorhängen der Souterrainwohnung war gedämpftes Licht zu sehen. Sie stiegen schweigend die Treppe hinunter, und Preston drückte auf die Türklingel. Man hörte das Klappern von Absätzen, und die Tür ging auf. Das Licht von drinnen rahmte eine Frau ein.
    Als sie die beiden Männer sah, verschwand das Willkommenslächeln von ihren grellrot geschminkten Lippen. Sie versuchte die Tür zu schließen, aber Lander stieß sie auf, drängte die Frau mit dem Ellbogen zur Seite und rannte an ihr vorbei in die Wohnung.
    Die Frau war nicht mehr taufrisch, aber sie hatte ihr möglichstes getan. Gewelltes, dunkles, schulterlanges Haar rahmte ein heftig geschminktes Gesicht. Wimperntusche, Lidschatten, Rouge und Lippenstift, an nichts war gespart worden. Bevor sie ihren Morgenrock zusammenraffen konnte, hatte Preston einen Blick auf schwarze Strümpfe und Strumpfhalter sowie auf ein rotbebändertes, engtailliertes Mieder erhascht.
    Er führte sie am Ellbogen ins Wohnzimmer zu einem Stuhl. Sie setzte sich und starrte auf den Teppich. Sie warteten schweigend, während Lander die Wohnung durchsuchte. Lander wußte, daß

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