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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Dieter Gerhardt erhalten hatten - er wurde später als Sowjetspion festgenommen. Von den Briten stammte auch die Mitteilung an Südafrika, daß sowjetische »Illegale« in die Republik einreisten, was der SIS seinem umfassenden Aktenmaterial über solche Herrschaften entnahm.
    Zu einem unerfreulichen Zwischenfall kam es nur 1967, als ein Agent des BOSS, ein gewisser Norman Blackburn, der im Zambezi Club als Barkeeper arbeitete, einem »Garden Girl« den Kopf verdrehte. Die »Garden Girls« sind Sekretärinnen in der Downing Street Nr. 10 und werden so genannt, weil ihr Büro an der Gartenseite des Hauses liegt.
    Die betörte Helen (der Vorname genügt, sie hat inzwischen geheiratet und ein paar Kinder) übergab Blackburn mehrere Geheimdokumente, ehe die Affäre aufflog. Es gab Stunk, und Harold Wilson war fortan überzeugt, daß der BOSS an allen Übeln schuld sei, von Mißernten bis zum Wein, der nach dem Korken schmeckt.
    Danach hielt die Beziehung sich in zivilisierteren Bahnen.
    Die Briten haben, meist in Johannesburg, einen Residenten, was dem NIS bekannt ist, und führen auf südafrikanischem Territorium keine »operativen Maßnahmen« durch. Die Südafrikaner haben mit Wissen des SIS ein paar Geheimdienstleute in ihrer Londoner Botschaft sitzen und ein paar weitere außerhalb, auf die MI5 ein wachsames Auge hat. Letztere haben die Aufgabe, die Londoner Aktivitäten verschiedener südafrikanischer revolutionärer Organisationen wie ANC, SWAPO und so weiter zu überwachen. Solange die Südafrikaner sich auf diese Tätigkeit beschränken, läßt man sie gewähren.
    Nunmehr erbat und erhielt der britische Resident in Johannesburg eine private Unterredung mit General Henry Pienaar und meldete seinem Chef in London, was der Leiter des NIS zu sagen hatte.
    Sir Nigel berief für den 10. März eine Sitzung des Paragon-Ausschusses ein.
    »Der große und gute General Pienaar schwört bei allem, was ihm heilig ist, daß er nichts von Jan Marais wisse. Er behauptet, Marais arbeite nicht für ihn und habe nie für ihn gearbeitet.«
    »Sagt er die Wahrheit?« fragte Sir Paddy Strickland.
    »Bei diesem Spiel sollte man nie davon ausgehen«, sagte Sir Nigel. »Aber möglich wäre es. Dafür spricht, daß er andernfalls schon vor drei Tagen erfahren hätte, daß wir Marais enttarnt haben. Wenn Marais sein Mann ist, mußte er wissen, daß wir uns bitter rächen werden. Er hat keinen seiner Leute hier abgezogen, was er bestimmt getan hätte, wenn er sich schuldig fühlte.«
    »Aber was zum Teufel ist Marais dann?« fragte Sir Perry.
    »Pienaar behauptet, er wolle das ebensogern wissen wie wir«, erwiderte »C«. »Er ist sogar damit einverstanden, einen von unseren Leuten zusammen mit seinen eigenen die Jagd aufnehmen zu lassen. Ich möchte einen Mann hinunterschicken.«
    »Was läuft zur Zeit in Sachen Berenson und Marais?« wollte Sir Anthony Plumb, der die Abteilung Fünf vertrat, von Harcourt-Smith wissen.
    »Beide werden unauffällig beschattet, aber zugepackt wird noch nicht. Keine Wohnungseinbrüche. Nur Post- und Telefonüberwachung und die Observanten, rund um die Uhr«, erwiderte Harcourt-Smith.
    »Wieviel Zeit brauchen Sie noch, Nigel?« fragte Plumb.
    »Zehn Tage.«
    »All right, aber das ist wirklich das äußerste. In zehn Tagen müssen wir Berenson mit allem, was wir haben, auf die Pelle rücken und zur Schadensfeststellung schreiten, mit oder ohne seine gütige Mitwirkung.«
    Anderntags rief Sir Nigel Irvine Sir Bernard Hemmings in dessen Haus in der Nähe von Farnham an.
    »Bernard, es geht um Ihren Mann, diesen Preston. Ich weiß, es ist ungewöhnlich; könnte einen meiner eigenen Leute schicken und so weiter. Aber ich mag seine Arbeitsweise. Könnte ich ihn für den Trip nach Südafrika ausborgen?«
    Sir Bernard war einverstanden. Preston flog in der Nacht vom 12. zum 13. März nach Johannesburg. Die Maschine war bereits unterwegs, als die Nachricht auf dem Schreibtisch von Brian Harcourt-Smith landete. Er war fuchsteufelswild, aber er wußte, daß er machtlos war.
    Der Albion-Ausschuß erstattete dem Generalsekretär am Abend des 12. Bericht; die Sitzung fand in der Wohnung am Kutuzowskij-Prospekt statt.
    »Und was, bitte, haben Sie mir mitzuteilen?« fragte der Sowjetführer ruhig.
    Professor Krilow, Vorsitzender des Ausschusses, wies auf Großmeister Rogow, der die vor ihm liegende Akte aufschlug und vorzulesen begann.
    Wie immer in Gegenwart des Generalsekretärs war Philby beeindruckt, ja fasziniert von

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