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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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vorbei«, sagte Preston zu Stewart.
    An diesem Abend berichteten die Lauscher, Berenson habe in seiner Wohnung vier Telefonanrufe erhalten. In einem Fall habe der Anrufer behauptet, sich verwählt zu haben. Berenson selber habe nirgends angerufen. Alles sei auf Band. Ob Preston das Band abspielen wolle? Es sei nichts auch nur annähernd Verdächtiges darauf. Er hörte es trotzdem ab.
    Am Samstagvormittag beschloß Preston, eine minimale Chance wahrzunehmen. Mit Hilfe eines vom Technischen Dienst installierten Bandgeräts und eines Vorrats an Ausreden für seine Gesprächspartner rief er sämtliche Empfänger der Eiscremelieferungen an und fragte, wenn eine Frau das Telefon abnahm, ob er ihren Mann sprechen könne. Da Samstag war, klappte es bei allen, bis auf einen.
    Eine der Stimmen kam ihm entfernt bekannt vor. Woran lag es? An einer Spur von Akzent? Und wo konnte er sie schon gehört haben? Er stellte den Namen des Teilnehmers fest. Der Name sagte ihm nichts.
    In einem Lokal in der Nähe nahm er einen freudlosen Lunch zu sich. Beim Kaffee kam ihm die Erleuchtung. Er hastete zurück in die Cork Street und spielte die Bänder nochmals ab. Möglich; nicht sicher, aber möglich.
    Scotland Yard besitzt im gewaltigen Instrumentarium seiner kriminalwissenschaftlichen Abteilung auch ein Labor für Stimmenanalyse, das gute Dienste leistet, wenn ein mutmaßlicher Verbrecher, dessen Telefon abgehört wird, die Stimme auf dem Tonband nicht als die seine anerkennen will. Da MI5 nicht über derartige Vorrichtungen verfügt, muß man sich in solchen Fällen an Scotland Yard wenden, was im allgemeinen über Special Branch erledigt wird.
    Preston rief Sergeant Lander an, erreichte ihn zu Hause, und Lander erwirkte einen Termin noch an diesem Samstagnachmittag im Labor für Stimmanalyse in Scotland Yard. Es war nur ein Techniker erreichbar, und der riß sich höchst widerwillig von der Fernsehübertragung des Fußballspiels los, aber er tat es und kam ins Labor. Der magere junge Mann mit den dicken Brillengläsern spielte Prestons Bänder ein halbes dutzendmal ab und beobachtete dabei den Bildschirm des Oszilloskops, wo eine auf- und absteigende leuchtende Kurve die geringfügigsten Schwingungen in Klang und Modulation der Stimmen sichtbar machte.
    »Dieselbe Stimme«, sagte er schließlich. »Ganz klarer Fall.«
    Am Sonntag identifizierte Preston den Sprecher mit dem leichten Akzent anhand der Diplomatenliste. Dann rief er einen befreundeten Mitarbeiter der naturwissenschaftlichen Fakultät der Londoner Universität an und verdarb ihm durch ein recht massives Ansinnen seinen freien Tag. Schließlich klingelte er Sir Bernard Hemmings in dessen Haus in Surrey an.
    »Sieht aus, als hätten wir dem Paragon-Ausschuß etwas zu berichten, Sir«, sagte er. »Vielleicht gleich morgen vormittag.«
    Der Paragon-Ausschuß trat um elf Uhr zusammen, und Sir Anthony Plumb forderte Preston zur Berichterstattung auf. Etwas wie Erwartung lag in der Luft, Sir Bernard Hemmings' Miene war ernst.
    Preston schilderte so knapp wie möglich, was sich in den ersten beiden Tagen nach der Verteilung des Papiers über die Insel Ascension ereignet hatte. Die Erwähnung von Berensons seltsamem, sehr kurzem Anruf aus einer öffentlichen Telefonzelle am Mittwochabend rief Interesse wach.
    »Haben Sie diesen Anruf auf Band?« fragte Sir Peregrine Jones.
    »Nein, wir konnten nicht nah genug heran«, antwortete Preston.
    »Um was, glauben Sie, ging es?«
    »Ich glaube, Mr. Berenson avisierte seinem Einsatzleiter eine fällige Sendung, wobei er vermutlich einen Code für Ort und Zeitpunkt benutzte.«
    »Haben Sie dafür irgendeinen Beweis?« fragte Sir Hubert Villiers vom Innenministerium.
    »Nein, Sir.«
    Preston sprach nun vom Besuch der Eisdiele, vom liegengelassenen Daily Telegraph und davon, daß die Zeitung vom Inhaber persönlich weggeräumt wurde.
    »Konnten Sie die Zeitung sicherstellen?« fragte Sir Paddy Strickland.
    »Nein, Sir, eine Polizeiaktion in der Eisdiele zu diesem Zeitpunkt hätte die Festnahme Mr. Benottis und vielleicht Mr. Berensons zur Folge haben können, aber Benotti hätte seine Unkenntnis beschwören können, daß irgend etwas in der Zeitung steckte, und Mr. Berenson hätte behaupten können, es habe sich um eine böse Fahrlässigkeit seinerseits gehandelt.«
    »Aber Sie glauben, der Besuch der Eisdiele sei die >Zustellung< gewesen?« fragte Sir Anthony Plumb.
    »Ich bin überzeugt davon«, sagte Preston. Er beschrieb sodann die Lieferung

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