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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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er derjenige war, dem es an Sprachgewandtheit fehlte, dessen Ausdrucksweise gestelzt und altmodisch wirkte. Der junge Russe sprach wie ein moderner Engländer seines Alters.
    Zwei Stunden vergingen, ehe Philby den Plan namens Aurora mit allem, was dazugehörte, umrissen hatte. Petrofski sog jedes Wort gierig in sich ein. Die Kühnheit des Plans erregte und erstaunte ihn.
    »Die nächsten Tage werden Sie in Gesellschaft von nur ver Leuten verbringen, die Sie über eine Reihe von Namen, Orten, Daten, Sendezeiten, Treffs und Ausweichtreffs instruieren werden. Das alles müssen Sie auswendig lernen. Mit hinübernehmen werden Sie nur ein Heft mit Einmalcodes. So, das wäre alles.«
    Petrofski hatte zu allem, was ihm gesagt worden war, immer nur genickt.
    »Ich habe dem Genossen Generalsekretär versichert, daß ich nicht versagen werde«, erklärte er jetzt. »Der Auftrag wird weisungsgemäß und pünktlich ausgeführt. Wenn das Zubehör eintrifft, muß es klappen.«
    Philby stand auf.
    »Gut, dann lasse ich Sie jetzt wieder nach Moskau fahren, dorthin, wo Sie die restliche Zeit bis zu Ihrem Aufbruch zubringen werden.«
    Als Philby durchs Zimmer zum Telefon ging, hörte Petrofski zu seinem Erstaunen aus einer Ecke ein lautes »Gruuu«. Als er sich umschaute, sah er einen großen Käfig und darin eine schöne Taube mit geschientem Bein, die neugierig herauslugte. Philby wandte sich mit verlegenem Lächeln um.
    »Ich nenne sie Hoppelhopp«, sagte er, während er die Nummer wählte, unter der Major Pawlow zu erreichen war. »Hab' sie im letzten Winter mit gebrochenem Flügel und einem gebrochenen Bein auf der Straße gefunden. Der Flügel ist geheilt, aber das Bein macht ihr noch zu schaffen.«
    Petrofski ging hinüber zum Käfig und kratzte mit einem Fingernagel an den Stäben entlang. Aber die Taube wich humpelnd zurück. Die Tür ging auf, und Major Pawlow erschien. Wie üblich sprach er kein Wort, sondern winkte Petrofski nur, ihm zu folgen.
    »Auf Wiedersehen. Viel Glück«, sagte Philby.
    Die Mitglieder des Paragon-Ausschusses blieben schweigend sitzen, bis alle Prestons Bericht zu Ende gelesen hatten.
    »So«, sagte Sir Anthony Plumb und eröffnete damit die Diskussion, »jetzt wissen wir wenigstens, was, wo, wann und wer. Warum, wissen wir noch immer nicht.«
    »Und wieviel auch nicht«, ergänzte Sir Patrick Strickland. »Mit der Schadensfeststellung kann noch nicht mal angefangen werden, und wir müssen jetzt einfach unsere Alliierten verständigen, auch wenn nichts Handfestes - außer einem gefälschten Dokument - seit Januar nach Moskau gegangen ist.«
    »Einverstanden«, sagte Sir Anthony. »All right, Gentlemen, ich glaube, wir gehen alle davon aus, daß die Zeit für weitere Ermittlungen vorbei ist. Was machen wir mit dem Mann? Irgendwelche Vorschläge? Brian?«
    Da Brian Harcourt-Smiths Generaldirektor nicht anwesend war, repräsentierte er allein MI5. Er wählte seine Worte sehr vorsichtig.
    »Wir neigen zu der Ansicht, daß der Agentenring ausschließlich aus Berenson, Marais und dem Strohmann Benotti besteht. Der Sicherheitsdienst hält es für unwahrscheinlich, daß dieser Ring noch weitere Agenten führt. Berenson dürfte so wichtig gewesen sein, daß man vermutlich den ganzen Ring nur für ihn aufgezogen hat.«
    Mehrere Ausschußmitglieder nickten zum Zeichen der Zustimmung.
    »Und was empfehlen Sie?« fragte Sir Anthony.
    »Daß wir sie alle hochnehmen, das ganze Netz aufrollen«, sagte Harcourt-Smith.
    »In die Sache ist ein ausländischer Diplomat verwickelt«, gab Sir Hubert Villiers vom Innenministerium zu bedenken.
    »Ich glaube, Pretoria könnte in diesem Fall bereit sein, die Immunität aufzuheben«, sagte Sir Patrick Strickland. »General Pienaar muß inzwischen Mr. Botha Bericht erstattet haben. Kein Zweifel, daß sie Marais kriegen wollen, nachdem wir uns mit ihm unterhalten haben.«
    »Well, das klingt klar genug«, sagte Sir Anthony. »Was meinen Sie, Nigel?«
    Sir Nigel hatte die ganze Zeit wie gedankenverloren zur Decke gestarrt. Die Frage schien ihn aufzuwecken.
    »Ich habe gerade überlegt«, sagte er ruhig, »wir nehmen sie hoch. Und was dann?«
    »Befragung«, sagte Harcourt-Smith. »Wir können mit der Schadensfeststellung beginnen und unseren Alliierten mitteilen, daß wir den ganzen Ring zerschlagen haben. Um die bittere Pille ein bißchen zu versüßen.«
    »Ja«, sagte Sir Nigel, »schön und gut. Aber danach?«
    Er wandte sich jetzt an die Staatssekretäre der drei Ministerien

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