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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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und des Kabinetts.
    »Ich sehe vier verschiedene Möglichkeiten. Wir können Berenson hochnehmen und ihn im Rahmen der Official Secrets Act formell unter Anklage stellen, was wir auch tun müssen, wenn wir ihn verhaften. Aber haben wir wirklich einen Fall, der vor Gericht standhält? Wir wissen, daß wir recht haben, aber können wir es einer erstklassigen Verteidigung beweisen? Abgesehen von allem anderen würde eine formelle Festnahme und Anklage einen Riesenskandal auslösen, der unweigerlich auf die Regierung zurückschlagen müßte.«
    Sir Martin Flannery, der Cabinet Secretary, begriff, worum es ging. Er wußte als einziger unter den Anwesenden von dem Vorhaben, im Frühsommer kurzfristig eine Neuwahl anzuberaumen. Als Beamter der alten Schule diente Sir Martin der jetzigen Regierung mit ganzer Loyalität, wie er bereits drei vorhergegangenen Regierungen, darunter zwei der Labour Party, gedient hatte. Mit gleicher Loyalität würde er auch in Zukunft jeder demokratisch gewählten Regierung dienen.
    »Zweitens«, fuhr Sir Nigel fort, »könnten wir Berenson und Marais ungeschoren lassen, aber Berenson gefälschte Dokumente zuspielen, die er nach Moskau weitergeben würde. Lange könnte das allerdings licht funktionieren. Berenson ist ein so hochrangiger und erfahrener Mann, daß man ihn nicht auf Dauer hinters Licht führen kann.«
    Sir Peregrine Jones nickte. Er wußte, daß Sir Nigel in diesem Punkt recht hatte.
    »Oder wir könnten Berenson hochnehmen und versuchen, uns seine Mitarbeit zu sichern, indem wir ihm Immunität von Strafverfolgung garantieren. Mir persönlich geht Immunität für Verräter gegen den Strich. Man weiß nie, ob sie die ganze Wahrheit gesagt oder einen ausgetrickst haben, wie Blunt damals. Und es kann möglicherweise zu einem sogar noch übleren Skandal führen.«
    Sir Hubert Villiers, dessen Ministerium auch die Kronanwälte unterstanden, machte ein finsteres Gesicht. Auch ihm war ein Kuhhandel mit Immunitäten höchst zuwider, und alle Anwesenden wußten, daß die Premierministerin ebenso dachte.
    »Bleibt offenbar nur noch viertens«, sagte der Chef des SIS bedächtig, »will heißen Gewahrsam ohne Gerichtsverfahren, und scharfes Verhör. Mit einem Wort, dritter Grad. Vielleicht bin ich einfach altmodisch, aber ich habe nie viel davon gehalten. Er könnte fünfzig Dokumente zugeben, aber keiner von uns würde bis an sein Lebensende wissen, ob es nicht noch weitere fünfzig waren.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Alles recht unerfreuliche Lösungen«, meinte Sir Anthony Plumb dann, »aber es sieht aus, als müßten wir uns für Brians Vorschlag entscheiden, wenn nicht noch ein besserer auftaucht.«
    »Eine Möglichkeit gibt es noch«, sagte Sir Nigel milde. »Es könnte sein, ich sage, könnte, daß Berenson unter falscher Flagge angelaufen wurde.«
    Die meisten Anwesenden wußten, was »Anlaufen unter falscher Flagge« bedeutete, nur Sir Hubert Villiers und Sir Martin Flannery zeigten sich verdutzt. Sir Nigel erklärte.
    »Man versteht darunter die Anwerbung einer Quelle durch Leute, die vorgeben, für ein dem Betreffenden sympathisches Land zu arbeiten, während sie in Wahrheit für ein anderes Land tätig sind. Der israelische Geheimdienst Mossad ist in dieser Technik besonders bewandert. Da die Israelis Agenten aus so ziemlich jeder Nation der Welt einsetzen können, haben sie mit solchen falschen Flaggen ein paar bemerkenswerte Coups gelandet.
    Zum Beispiel: Ein loyaler Bürger der Bundesrepublik Deutschland, der in Nahost arbeitet, wird während eines Heimaturlaubs von zwei Landsleuten angelaufen, die ihn mittels einwandfreien Beweismaterials überzeugen, daß sie vom BND, dem Bundesnachrichtendienst, seien. Sie tischen ihm eine Geschichte auf, wonach die Franzosen, die im Irak an demselben Projekt arbeiten wie er, streng geheime und von der NATO in aller Form gesperrte Technologien weitergeben, um für Frankreich fette Aufträge hereinzuholen. Ob er, der Deutsche, seinem Land helfen wolle, indem er melde, was dort unten vorgehe? Der Mann erklärt sich als guter Deutscher dazu bereit und arbeitet jahrelang für Jerusalem. Das ist schon häufig passiert.
    Und es würde auf unseren Fall passen«, fuhr Sir Nigel fort. »Wir alle haben Berensons Akte durchgeackert bis zum Überdruß. Aber nach dem, was wir wissen, könnte die falsche Flagge< die Lösung sein.«
    Die Ausschußmitglieder riefen sich Berensons Akte wieder ins Gedächtnis, und einige nickten. Er hatte seine

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