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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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könnte reichen, wenn wir deine ach so heißgeliebten Kräutersträuße in der Höhle schwenken, um das Böse zusammen mit üblen Gerüchen zu vertreiben? Was glaubst du denn, wer in dieser Quelle jetzt haust? Die liebenswerte Salia, die Häuser für die Armen baute? Sieh dir das trübe Wasser an, denke an die Toten des Krieges und die Schattenkrieger! Wohl nicht einmal Palema kann sich so vieler Opfer rühmen. Was also gedenkst du zu tun?«
    Sein Ausdruck und seine ganze Haltung waren derart feindselig, dass sie zusammenzuckte und unwillkürlich vor ihm zurückwich.
    »Rhonan!«, brachte sie nur fassungslos hervor.
    Seine Augen funkelten wild. Er senkte seine Stimme, aber sie klang frostiger als zuvor. »Oh, entschuldige! Hab ich deine Empfindsamkeit wieder einmal nicht beachtet? Soll nicht wieder vorkommen. Aber ich werde dir jetzt etwas sagen, Prinzessin: Gleichgültig, was auch immer diese bitterbösen Schwestern einmal getan haben, auch in dieser Quelle wohnt seit Jahrhunderten nur noch Hass, und deshalb werden wir sie wieder verschließen. Seit ich denken kann, werde ich vom Hass verfolgt, der seinen Ursprung letztendlich auch in dieser Höhle hat. Wenn du jetzt ausgerechnet bei mir Mitleid oder Verständnis für Salia suchst, dann suchst du vergeblich. Ich habe bisher niemals etwas von dir verlangt, aber jetzt verlange ich von dir, dass du mir hilfst, diese Quelle wieder zu versiegeln.«
    »Aber, Rhonan …«
    Weiter kam sie nicht, da er sie sofort wieder unterbrach. »Ich kann dich zu nichts zwingen, aber du hast nur die Wahl zwischen Salia und mir, denn ich habe meine Entscheidung getroffen.« Er wandte sich schroff ab und ging schon in Richtung Wolkenpfad davon.
    Caitlin fühlte sich wie gelähmt und sah ihm zunächst nur hinterher. Schließlich blickte sie hilfesuchend den Gelehrten an mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Traurigkeit. »Das kann nicht sein Ernst sein. Was ist mit ihm, Gideon? Ich erkenne ihn kaum wieder.«
    Der nickte bekümmert. »So schrecklich es auch ist, aber ganz unrecht hat er nicht. Wenn ich die Liebe suchte, würde auch ich ganz sicher nicht an diese Quelle denken. Die Kraft ihres Wassers wird immer wieder dazu führen, dass Menschen sich ihrer bedienen wollen. Um das zu verhindern, müssen wir sie wohl verschließen. Mein Innerstes sträubt sich dagegen mit aller Macht, aber ich weiß mir keinen anderen Rat. Was sollten wir denn sonst tun, Caitlin? Es ist wie mit den Schattenkriegern – für manche Dinge ist es einfach zu spät.«
    Caitlin nickte schluchzend, und er strich ihr tröstend übers Haar, obwohl er selbst den dringenden Wunsch nach Trost verspürte.
    Langsam folgten sie schließlich ihrem Begleiter.

    Ein enger, von hohen Felswänden begrenzter, steiler Pfad führte von der Schlucht hoch in die Berge.
    Kaum hatten sie den Wolkenpfad betreten, als eine beklemmende Stille und eine alles durchdringende Kälte Caitlin erschauern ließen.
    »Mir ist furchtbar kalt, und ich könnte weinen, so traurig bin ich plötzlich. Es ist, als ob das Elend und der Schmerz der Welt hier lagern würden«, hauchte sie mit erstickter Stimme.
    »Zumindest haben Elend und Schmerz hier wohl ein Nest«, grummelte Rhonan, ohne sich nach seiner Frau auch nur umzusehen.
    Gideon schüttelte verstört den Kopf. So sehr er Rhonans Begründung für die Versiegelung auch nachvollziehen konnte, so wenig konnte er dessen schroffe Art Caitlin gegenüber verstehen. Üblicherweise war er bei jedem kleinen Seufzer sofort an ihrer Seite, um sie zu trösten, aber heute behandelte er sie abweisend und kühl, fast so, als sei sie eine Fremde. Die Prinzessin starrte auf den Rücken ihres Mannes und schniefte, und der Gelehrte legte anstelle des seltsam ungefälligen Gatten den Arm um ihre Schultern.
    Sie näherten sich zwei steinernen Gebilden, die ihnen den Weg versperrten und die sie alle sofort an übergroße Horkas denken ließen.
    »Die Dämonenwächter!«, erklärte Rhonan, atmete tief durch und blickte sich zu seinen Gefährten um. »Die hatte ich mir irgendwie gewaltiger vorgestellt. Dürfte nicht schwierig werden, sie zu zerstören. Geht trotzdem besser ein Stück zurück, bis hinter die Biegung.«
    Seine Frau blickte ihn verstört an. »Warum? Du hast doch gesagt, Kahandars Blitze werden sie ganz einfach zerstören.«
    »Ich weiß, was ich kann, aber ich weiß nicht, was diese Steinhorkas können. Geht also!« Er wartete, bis seine Begleiter seiner Aufforderung nachgekommen waren, wandte sich

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