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Das vierte Skalpell

Das vierte Skalpell

Titel: Das vierte Skalpell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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jeder geht, wann er will?«
    »Ich muß mich um die Karten kümmern.
Wiedersehen, Herr Doktor!« »Gehab dich wohl, Herzchen«, sagte ich und schloß
die Tür hinter ihr. Dann wartete ich noch eine halbe Stunde, um Lund beruhigen
zu können, wenn er aufkreuzen sollte. Aber er tat es nicht. Da ging ich auch.
    An unserem Zeitungsstand in der Halle
handelte ich mir ein paar Telefongroschen ein. Von der ersten Zelle aus, die
auf meinem Weg lag, rief ich Nogees an. Etliche der Groschen gingen drauf, bis
die Verbindung zustande kam.
    An diesem Abend hatte er keine Zeit
mehr. Wir verabredeten uns für den nächsten in einem Lokal in der Nähe der
Klinik. So war es mir recht. Bei Bier redete es sich besser, und im Krankenhaus
wollte ich nicht mit ihm zusammenkommen.
    Ich hängte ein und wanderte nach Hause.
     
     
     

XVII
     
    Am nächsten Morgen sauste Evelyn auf
mich los, kaum daß ich die Schwelle betreten hatte.
    »Ich hab’ die Karten! Es hat geklappt!
Aber die Klamotten kriege ich erst morgen. Wann bist du abends zu Hause?«
    Kopfschüttelnd betrachtete ich sie.
»Immer denkst du nur an dein Vergnügen. Dein Ziel ist Lustgewinn. Ich habe die
ganze Nacht mit mir gerungen, ob ich deiner leichtfertigen Einladung folgen
soll.«
    Sie stemmte die Arme in die Hüften.
    »Also da hört sich doch alles auf...«
    Ruschkes Eintritt unterbrach ihre
Darbietung.
    »Na«, sagte er, »schiefa Haussejen?«
    »Nein, nein«, antwortete ich. »Sie wollte
mir einen holländischen Holzschuhtanz zeigen.«
    »Na, denn mach man weita, Mädchen. Ick
brauche wat zum Uffmöbeln.«
    Evelyn ließ die Arme sinken.
»Nachtdienst gehabt?«
    »Und wie. Zwee dicke Unfälle mit ‘n
Haufen Knochensalat. Eena war so besoffen, det ihm die Prothese im Mund
rumschwamm. Zwee Stunden ha’ ick jeschlafen. Ick saje euch, ick bin wütend!«
    Wir glaubten es ihm.
    Als er fort war, sagte ich: »Komm, wann
du willst, lasterhaftes Weib. Ich werde dich mit harten Getränken weichmachen.«
    »Denkste«, sagte sie.
     
    *
     
    Der Tag verging ohne besondere
Ereignisse. Ich drückte mich rechtzeitig und saß bald darauf im Hofbräukeller.
Ich leistete mir Schmankerln zu drei Mark und saugte zwischendurch einen Liter
Bier aus dem Steinkrug.
    Als es halb sieben war, gewahrte ich
das Winnetouhaupt des Kommissars an der Tür. Ich winkte. Er kam, setzte sich
und fing sofort an zu rauchen. Ich bemerkte, daß er gelbe Nikotinfinger hatte.
    »Sie steigen nie in den Nichtraucher
ein, was?«
    »Niemals.« Er zog wie ein Staubsauger. »Sie
müßten es doch eigentlich wissen — macht nun das Rauchen Lungenkrebs oder
nicht?«
    »Die Gelehrten streiten sich darum«,
sagte ich. »Einige behaupten es...«
    »Wahrscheinlich die Nichtraucher unter
ihnen.«
    »Ja. Und einige bestreiten es.«
    »Die Raucher.«
    »Genau. Rauchen Sie ruhig weiter. Ihre
Quantitäten hält der beste Krebs nicht aus.«
    Sein Bier kam, und wir taten einen
tiefen Zug.
    »Nun«, sagte er danach, »was ficht euch
an, Gevatter?«
    »Vielleicht halten Sie mich für einen
Idioten, der seine Nase in Sachen hält, die ihn nichts angehen«, fing ich an.
»Ich habe zuviel Kriminalromane gelesen, und statt Lokomotivführer wollte ich
immer Detektiv werden.«
    »In beiden kommt ›tiv‹ vor«, sagte
Nogees.
    »Ja. Und nun wollte ich Sie fragen, was
Sie hiervon halten.«
    Ich erzählte ihm das, was ich auch
Ruschke erzählt hatte, aber ausführlicher. Ich erwähnte Bonnet, Freiburg,
Lahringer, das tote Kind und die verschwundene Krankengeschichte. Ich spann
meinen Faden kreuz und quer, bis Anfang und Ende nicht mehr zu finden waren.
    Nogees rauchte und schwieg. Als ich
fertig war, scheuerte er mit seinem Bierkrug auf dem Tisch herum. Dann sah er
mich an.
    »Die Idee mit dem beleidigten Patienten
ist nicht schlecht«, sagte er. »Ich habe nicht daran gedacht, weiß Gott nicht.
Man kommt und kommt nicht dahinter, warum die drei umgebracht worden sind. Aber
das wäre eine Erklärung. Haben Sie die Namen da?«
    Ich gab ihm meinen Zettel. »Beate
Weber«, sagte er nachdenklich. »Nie gehört. Die beiden anderen leben?«
    Ich nickte.
    »Jedenfalls noch, als sie entlassen
wurden. Könnte höchstens sein, daß sie hinterher noch gestorben sind.«
    »Gut. Werden wir rausfinden. Was
Freiburg betrifft: Über Wildbolz wissen wir Bescheid. Ich war bei seinen
Eltern. Ehrsame Leute, einziger Sohn, der es mal besser haben sollte und so.
Muß nicht einfach für sie gewesen sein, ihn studieren zu lassen. Außer ihrem
Kummer habe ich

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