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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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Gegenstände. Zuvor hatte er nicht gewusst, was er transportierte. Auch als er den Mikrochip in den Händen hielt, hatte er weder einen Schimmer, warum die NSA Silikonschaltkreise auf diese Weise auf den Weg brachte, noch welche Katastrophe er auslöste, indem er einen der Chips entwendete.
    Einen.
    Der Sack war voll gewesen. Wer würde bei der Übergabe schon nachzählen, wenn einer fehlte?
    Der Empfänger hatte nachgezählt. Arnie hatte ihn hinter sich herrufen hören, doch er war rasch in der nächsten Seitengasse verschwunden und hatte sich abgesetzt. Er war nicht einmal mehr nach Hause zurückgekehrt. Sich des Honorars für seinen Auftrag sicher, war er ohne Gepäck nach Deutschland gereist, weil er annahm, er konnte sich hier mit Kleidung und Hygieneartikeln eindecken. Ohne Geld jedoch nicht machbar.
    Seine Schwester hatte knapp dreitausend Dollar auf dem Konto. Arnie Hinsh ließ sich die Summe komplett auszahlen, buchte einen Flug von Frankfurt nach Hamburg und entschied, sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen, an dem er erst einmal in aller Ruhe nachdenken und seine nächsten Schritte überlegen konnte.
    Warum es ihn ausgerechnet nach Zeven verschlug, konnte er hinterher nicht mehr sagen. Irgendwie gefiel ihm der Name der Kleinstadt, und sie war abgelegen, aber dennoch nicht allzu weit von Hamburg entfernt.
    Arnie Hinsh hatte seine dritte Tequila-Nacht überlebt. Er wusste, dass er so nicht weitermachen konnte. Spätestes in vier oder fünf Tagen würde ihm das Geld ausgehen. Wenn das noch eine Rolle spielte, denn er ging davon aus, dass die Leute der NSA schon weit früher hier auftauchten. Er konnte jedoch nicht weiter fliehen, nicht ohne Geld. Wenn er nicht schleunigst etwas davon beschaffte, würde Zeven für ihn die Endstation werden.
    Arnie ließ sich auf der Bettkante des Hotelzimmers nieder. Nachdem er seine Schwester ausgenommen hatte, gab es nur noch eine Möglichkeit, in kurzer Zeit an viel Geld zu kommen und einen sicheren Unterschlupf zu finden. Er stand auf und ging zu dem Schreibtisch gegenüber des Bettes, griff nach dem Telefonhörer und hielt inne.
    »Oh, Mann, was für eine gottverdammte Scheiße.« Arnie setzte sich auf den Stuhl vor dem Tisch und legte den Kopf in den Nacken. Von einem in Kirschholz gerahmten Kunstdruck lächelte ihn eine Frau an. Er starrte eine Weile zurück, doch das besserte seine Laune in keiner Weise. Als sein Nacken sich versteifte und zu schmerzen begann, was angesichts der hämmernden Kopfschmerzen kaum ins Gewicht fiel, stand Arnie wieder auf, griff nach seiner Jacke und zog seine Geldbörse heraus. Die Euroscheine waren über Nacht nicht auf wundersame Weise vermehrt worden. Im Gegenteil. Arnie hatte das Gefühl, dass mehr Geld fehlte, als er ausgegeben hatte. Aber angesichts der Erinnerungslücken des Tequila-Rausches maßte er sich nicht an, dies beurteilen zu können. Er fuhr sich über die Bartstoppeln und strich eine verirrte Strähne seines mittlerweile zu lang gewachsenen, dunkelbraunen Haares zur Seite. Dann fand er die Nummer, die Lydia Robertson ihm gegeben hatte. Das letzte, was er wollte war, diese Frau anzurufen. Er hatte sie hintergangen. Sie würde ihn bestimmt nicht in Frieden lassen, wenn er jetzt versuchte, sich zu entschuldigen. Er war geliefert. So oder so.
    Arnie drehte die Karte um. Auf der Rückseite hatte er handschriftlich eine andere Nummer notiert. Bei seinen zahlreichen Botengängen für die NSA innerhalb der letzten Jahre, hatte er eine Menge Leute kennengelernt. Auch wenn die meisten Übergaben eher wortlos oder wortkarg über die Bühne gegangen waren, gab es doch hin und wieder jemanden, der ihm anbot, für ihn zu arbeiten. Arnie hatte bisher stets abgelehnt, aber dieser Mann hier war hartnäckig genug gewesen, dass Arnie sich zumindest seine Rufnummer notierte.
    Er langte erneut nach dem Telefonhörer, hob ihn diesmal ab und begann die Nummer zu wählen. Es knackte in der Leitung. Ein Freizeichen war zu hören. Beim dritten Durchklingeln wurde am anderen Ende abgehoben.
    » Haló? Jak vám mohu pomoci? «
    Großartig! Außer dem Hallo hatte er kein Wort verstanden. Die Stimme war weiblich, rauchig.
    »Hallo«, sagte Arnie auf Englisch. »Kann ich bitte mit Mr. Novák sprechen?«
    »Wer ist da?« Endlich etwas, das er verstand. Die Stimme sprach gebrochen, aber die Worte kamen klar herüber.
    »Mein Name ist Arnie Hinsh aus den Vereinigten Staaten. Mr. Novák hat mir mal ein Angebot gemacht, für ihn zu arbeiten. Ich habe etwas,

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