Das Vigilante Prinzip (German Edition)
unpassende.«
Er musste ziemlich dämlich dreingeschaut haben, so wie sie ihn ansah und plötzlich loszulachen begann. Vigilante gab sich einen Ruck, zog die Tür weit auf und trat beiseite.
»Komm doch rein.« Er machte eine einladende Geste. Als Zabette an ihm vorbeischritt, umwehte sie ein Duft von Dior. Hypnotic Poison , wenn sich Vigilante nicht irrte. Betäubend. Sinnverwirrend. Verdammt, er brauchte einen klaren Kopf. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, ein weiteres Arrangement mit Madame Dunoire getroffen zu haben. Es gab auch keinen Grund, ihn für irgendetwas zu belohnen. Auch wenn Präsident Wallace seinen letzten Auftrag als Teilerfolg ansah, so betrachtete Vigilante die Sache als vergeigt. Den ganzen Tag über hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er wieder Judas Kanes Spur aufnehmen konnte und bisher noch keine brauchbare Idee gehabt. Der Sender, den Wolverine dem Doc angeheftet hatte, funktionierte nicht. Und ausgerechnet jetzt tauchte Zabette auf.
Sie schritt bis zum Wohnzimmer des Apartments durch, öffnete den Mantel und streifte ihn ab. Darunter trug sie hellblaue, enge Jeans, Stiefel mit hohen Absätzen und eine fliederfarbene Bluse. Sie legte den Mantel über die Lehne des Sofas, ehe Vigilante ihn ihr abnehmen konnte.
»Was führt dich zu mir?« Er griff nach dem Mantel und brachte ihn zur Garderobe. »Möchtest du etwas trinken? Ich fürchte, ich habe nur nicht viel Auswahl da. Du kannst zwischen Leitungswasser und Bier wählen. Aber ich kann auch ...«
»Ein Bier ist okay.« Zabette setzte sich auf die Couch und schlug ein Bein über das andere.
Vigilante ging zum Kühlschrank und zog zwei Lonestar-Flaschen aus der Tür. Er wollte gerade aus dem Schrank Gläser holen, als Zabette ihm zu verstehen gab, dass die Flaschen ausreichten. Mit den geöffneten Bieren kehrte Vigilante zur Couch zurück, reichte eines an Madame Dunoires Escortlady und hockte sich dann mit einem angezogenen Bein an den Rand des Sofas. Zabette nahm die Distanz zwischen ihnen mit einer hochgezogenen Braue zur Kenntnis, sagte jedoch nichts.
»Ich hab Pizza bestellt, ich weiß nicht, ob du ...«
Zabette rutschte zu ihm herüber, legte eine Hand auf sein Bein und tätschelte es. »Ich hab keinen Hunger. Ist okay.« Ihr französischer Akzent klang niedlich, so wie sie das G in Hunger aussprach.
»Ah.« Vigilante prostete ihr zur und stieß mit dem Flaschenboden gegen den anderen. Der Schluck, den er nahm, war größer als beabsichtigt. Vielleicht dachte er, das unangenehme Schweigen zwischen ihnen noch ein wenig hinauszögern zu können. Zabette erlöste ihn davon.
»Du fragst dich sicherlich, ob Madame Dunoire mich geschickt hat.«
Vigilante brummte. »Zugegeben ...«
»Hat sie nicht«, fiel Zabette ihm ins Wort. »Ich habe mich bei ihr nur nach deiner Adresse erkundigt und bin auf gut Glück hierher.«
»Oh.«
Zabette sah ihn an, leerte das Lonestar bis zur Hälfte und stellte die Flasche dann auf dem Tisch ab. Sie lächelte. »Ich will dich auch nicht lange aufhalten, aber ich wollte dich … wiedersehen. Du bist etwas Besonderes, Jed. Bisher hat mich kein Mann so behandelt, wie du.«
Vigilante musste bei diesen Worten eine erbärmliche Grimasse ziehen, denn die junge Frau prustete laut. Sie beugte sich vor und berührte mit ihren Lippen seine Nasenspitze.
»Das war als Kompliment gemeint, keine Schelte«, sagte sie. »Du bist zuvorkommend, fürsorglich, warmherzig. Ich hätte vielleicht gerne herausgefunden, ob du auch liebevoll und zärtlich bist. Und leidenschaftlich. Aber du hast dich zurückgehalten. Wie ein Gentleman, der niemals aufdringlich wird. Ich habe mich bei dir sehr, sehr wohl gefühlt, Jed. Und ich wollte dich wissen lassen, dass ich neben meinem Beruf auch … ein Privatleben habe.«
Vigilantes Kinnlade klappte herunter. Privatleben . Und jetzt? Was sollte er erwidern? Bevor er reagieren konnte, küsste sie ihn erneut. Diesmal auf die Stirn. Auch Zabette hielt sich zurück und wurde nicht aufdringlich. Genau das schätzte er an ihr.
Was genau erwartete sie von ihm? Dass er sie zum Essen einlud? Sie sich für einen Kino- oder Theaterbesuch trafen? Oder er einfach versprach, sich bei ihr zu melden? Ganz gleich, welchen Satz er sich in Gedanken zurechtlegte, er fühlte sich nicht richtig an. Offenbar spürte auch Zabette, dass ihm die Worte fehlten und er keinen Fehler begehen wollte.
»Ich habe dich offensichtlich überrumpelt, das tut mir Leid.«
Sie stand
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