Das Vigilante Prinzip (German Edition)
auf.
»Nein, nein, warte. Ich ...«
Das Telefon klingelte. Ausgerechnet jetzt. Er konnte es bimmeln lassen, kein Problem. Zabette war jetzt wichtiger, doch sie hatte sich schon bis zur Tür des Apartments begeben. Endlich erhob sich auch Vigilante aus den Polstern.
»Willst du nicht rangehen? Es könnte wichtig sein.« Zabette schenkte ihm ein Lächeln.
»Ich … Himmel, ich weiß nicht … kann ich dich anrufen?« Jetzt waren die Worte raus. Ihr Lächeln wurde breiter, und ein Funkeln trat in Zabettes Augen. Sie nahm ihren Mantel von der Garderobe, griff in eine Tasche und zog eine Karte heraus, die sie auf die Anrichte neben der Tür legte.
»Das wäre schön.«
In dem Moment gab es noch ein Dutzend Dinge, die Vigilante sagen wollte, aber wieder einmal war Zabette schneller. Sie erlöste ihn aus der peinlichen Situation, indem sie ihn einfach am Couchtisch stehen ließ, ihm zuwinkte und dann aus dem Apartment schlüpfte.
Vigilante ließ die Schultern hängen. Verdammt, so dämlich bin ich mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen. Was war das denn jetzt für eine Aktion?
Er schlug sich demonstrativ gegen die Stirn und fauchte das Telefon an, das noch immer läutete. Endlich bequemte er sich, danach zu greifen und nahm das Gespräch an, ohne vorher auf die Nummer des Anrufers zu achten.
»Ja?«
»Jed?«
»Ja!« Seine Stimme klang schärfer als beabsichtigt. Hauptsächlich war er wütend über sich selbst, weil er eine Chance ungenutzt verstreichen ließ. Er sollte auflegen und Zabette nacheilen. Doch dann erkannte er die Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Jed, mein alter Freund!«
Radek Novák. Jetzt bekam er vermutlich die Rechnung dafür präsentiert, dass er dessen Namen bei der NSA als Informant erwähnt hatte. Im Grunde genommen war dies jedoch nicht ganz korrekt, denn wie sie sich im Nachhinein herausstellte, arbeitete Lydia Robertson ja nicht für die NSA. Allerdings war die Sache dadurch nur umso schlimmer geworden.
»Radek, schön von dir zu hören. Ist schon ein Weilchen her, seit wir das letzte Mal telefoniert haben. Wo steckst du? Immer noch in Dubai?«
»Nein, ich bin momentan in Deutschland. Ein paar geschäftliche Dinge, du weißt schon.«
Du weißt schon , bedeutete in diesem Fall eher das Gegenteil, nämlich von denen du nichts wissen willst und solltest.
»Deutschland. Gibt gutes Bier dort.«
»Willst du mich beleidigen, Jed?«
Offenbar hatte er heute ein Talent dafür, in Fettnäpfchen zu treten. Er biss sich auf die Lippen und beeilte sich, seine Worte richtig zu stellen. »Ich meine damit, besseres als die amerikanische Plörre. Natürlich nichts im Vergleich zu einem echten Pilsener.«
»Du bist noch immer der Diplomat, den ich kennen gelernt habe.« Novák klang amüsiert.
»Diplomat? Du hast mich als Diplomat in Erinnerung?«
»Mmmh, auch. Aber auch als Revolverheld und Draufgänger, Jed. Mein Freund, ich habe mich gefragt, warum mein Name auf der Liste einiger äußerst ungemütlichen Personen aufgetaucht ist. Man hat mich angerufen und gefragt, ob ich dich kenne und mit dir zusammenarbeite. Und ob ich dir Informationen im Zusammenhang mit einem Dr. Judas Kane geliefert habe.«
Jeden Moment musste Vigilantes Lippe anfangen zu bluten. Wenn er noch ein Quäntchen fester zu biss, brauchte er nur noch etwas Salz und Pfeffer dazu und konnte sich die Pizza sparen. Die Abrechnung. Toll. Warum musste er ausgerechnet Nováks Namen erwähnen? Von allen Gangstern, die er kannte, war er der gefährlichste. Allerdings auch derjenige, der am weitesten von Washington entfernt saß. Er hatte die Sache im Vorfeld eigentlich aufklären wollen, es dann aber verpasst, Novák anzurufen, um ihn vorzuwarnen.
»Hör zu, Radek, ich war da in einer sehr misslichen Lage und brauchte einen Namen. Ich habe dich als Informationsquelle angegeben, wollte dich aber informieren. Dann haben sich die Ereignisse hier überschlagen und dieser Dr. Kane, von dem du gesprochen hast, ist mir durch die Lappen gegangen. Es tut mir ehrlich Leid, ich wusste nicht, dass das solche Kreise nach sich zieht. Hast du jetzt Ärger deswegen? Kann ich irgendetwas für dich tun?«
Wie erbärmlich, Jed , dachte er. Für Novák etwas tun? Er konnte ihm seinen rechten kleinen Finger schicken. Oder gleich seinen Kopf auf einem Silbertablett in Geschenkpapier verpackt. Wenn irgendwer etwas tun konnte, dann Novák für Vigilante. Nämlich ihn am Leben lassen.
Wieder lachte Novák. »Jed, mein alter Freund. Es ist
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