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Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Das Vigilante Prinzip (German Edition)

Titel: Das Vigilante Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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begriff er, dass es nicht die Welt war, die sich um ihn drehte, sondern nur die Decke des Hotelzimmers, in dem er abgestiegen war. Wann war das noch gleich gewesen? Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern.
    Aber an den Tequila konnte er sich erinnern.
    Und warum er ihn in Massen in sich hineingeschüttet hatte.
    Arnie Hinsh war auf der Flucht.
    Noch auf dem Weg zur Dusche zog er sich ein halbes Dutzend Blessuren zu. Er prallte mit der Schulter gegen den Türrahmen, klemmte sich sein bestes Stück im Hosenschlitz ein, rutschte in der Duschtasse aus und prellte sich den Steiß. Stieß mit der Zahnbürste gegen einen lockeren Zahn und schrie vor Schmerz auf und schnitt sich mit Zahnseide das Zahnfleisch wund.
    Dass er sich dennoch anschließend nach draußen wagte und nicht zurück unter die Bettdecke kroch, verdankte er dem Umstand nackter Angst, die ihn ergriff, nachdem er einigermaßen bei Sinnen war und zumindest halbwegs klar denken konnte. Keine Zeit für Pausen. Er musste weiter. Je mehr er sich von seinen früheren Arbeitgebern entfernte, desto größer waren die Chancen, dass er die Sache überlebte.
    Die nächste Überraschung erlebte er, als er mit seiner Kreditkarte die Zimmerrechnung begleichen wollte.
    Die Karte war gesperrt.
    Sie wussten wo er war.
    Am liebsten hätte er seine Stirn gegen den nächsten Türrahmen gerammt. Seine Dummheit kostete ihn noch das Leben. Sie zeigten es in jedem Film. In jedem. Kreditkartenzahlungen hinterließen Spuren, die die Nachrichtendienste verfolgen konnten. Er kratzte mühsam das Bargeld zusammen, dass er vor zwei Tagen nach seiner Ankunft in Deutschland am Frankfurter Flughafen von einem Automaten abgehoben hatte und zahlte. Der Rest reichte noch für ein Taxi. Er brauchte dringend Geld und fuhr zur Filiale der JP Morgan Chase Bank, um sich Geld von seinem Konto zu holen. Hier waren seine Auftragsgelder geparkt, die er von der National Security Agency für diverse Botengänge und Kurierfahrten bezogen hatte.
    Der Sachbearbeiter der Bank sah ihn mit dem gleichen bedauernden Ausdruck an, wie zuvor der Mann an der Hotelrezeption. Das Konto war leer geräumt. Natürlich hatte die NSA die Transaktionswege verfolgt und alle Buchungen rückgängig gemacht. Arnie wusste, dass sie das konnten. Zwar nicht wie, aber sie hatten ihre Mittel und Wege. Es gab noch ein Konto seiner Schwester bei der Citibank, für das er eine Vollmacht besaß. Er verabschiedete sich von dem Bankier und verließ das Gebäude. Diesmal reichte das Geld noch für eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einer größeren Citibank-Filiale. Er hoffte, nein er betete, dass die NSA nicht auch dieses Konto geplündert hatte.
    Sein Aufbruch aus den Staaten war überhastet gewesen. Er hatte sich nur kurz im Internet über Einreisebestimmungen diverser europäischer Länder informiert, weil er glaubte, in Europa besser zurechtzukommen, als beispielsweise in Südamerika. Arnie betrachtete die Europäer als zivilisiert und einige Länder als amerikanisiert. England war seine erste Wahl gewesen, doch die Briten steckten zu sehr mit seinen Landsleuten unter einer Decke und würden ihn zweifelsohne sofort ausliefern, ohne dass jemals etwas davon an die Öffentlichkeit kam. Seine Wahl fiel auf Deutschland. Die Einwanderungsbestimmungen waren locker. Zugute bei der Entscheidung kam ihm die Tatsache, dass er für eine Einreise nach Deutschland kein Visum benötigte. Als er dies las, machte er sich nicht mehr die Mühe, sich die Gepflogenheiten anderer europäischer Staaten anzusehen und buchte kurzerhand einen Flug ab Washington nach Frankfurt.
    Es war alles so einfach gewesen. Landen. Hotelzimmer. Nachtbar. Tequila bis zum Abwinken und dann das schreckliche Erwachen am nächsten Mittag.
    Als er den letzten Auftrag der NSA-Dienststelle annahm, stand sein Entschluss, aus dem Kuriergeschäft auszusteigen, bereits fest. Vielleicht hätte er mit seinem alten Kontaktmann darüber reden können, doch der war kurz zuvor in eine andere Abteilung versetzt worden und die neue Mitarbeiterin, die sich ihm als Lydia Robertson vorstellte, kannte er nicht gut genug. Als er sich auf den Weg machte, die Ware zum vereinbarten Treffpunkt zu bringen, kam er auf eine wahnwitzige Idee. Falls sich Robertson stur stellen sollte und ihn nicht gehen lassen wollte, brauchte er ein Druckmittel, das er gegen sie verwenden konnte. Vor der Übergabe der Ware, öffnete er den Transportsack und entnahm einen der darin befindlichen

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