Das volle Risiko
Abhang hinunter überschlug. Ihr Mann, der inzwischen seinen Wagen versteckt geparkt hatte, muß dann vermutlich mit einem großen Schraubenschlüssel zu der Stelle gegangen sein, wo der Wagen seiner Frau, die sich erhebliche Verletzungen zugezogen hatte, zum Stehen gekommen war. Er tötete seine Frau durch Schläge auf den Kopf.
„Um alle Beweise zu vernichten, löste er die Bremsen und schaffte es mit viel Mühe, daß der Wagen weiterrollte, bis er in dem ausgetrockneten Flußbett landete. Chester goß dann Benzin in das Innere des Wagens und setzte ihn in Brand. Dabei ist ihm jedoch ein kleiner Fehler unterlaufen, der ihn verriet.“
„Was war das für ein Fehler?“ fragte Beckinridge.
„Er vergaß, den Benzintank wieder mit der Kappe zu verschließen. Vorher hatte er den Verschluß abgeschraubt, offenbar einen Lappen genommen, ihn sich mit Benzin aus dem Tank vollsaugen lassen, um dann damit die Leiche und die Sitzpolster zu beträufeln. Nachdem er im Wagen Feuer gelegt hatte, muß er davongelaufen sein.
„Als wir eine ungefähre Vorstellung von dem bekommen hatten, was sich dort abgespielt haben mußte, fanden wir auch die Stelle, wo der Wagen seitlich auf dem Hügel zum Stehen gekommen war. Wir fanden unten am Fuß des Hügels weitere Fußspuren des Mannes, der den Wagen in Brand gesteckt hatte.
„Dieser Mord kann nur bei Tageslicht verübt worden sein, denn nachts hätten sicherlich vorbeifahrende Kraftfahrer den Feuerschein bemerkt und die nächste Polizeistreife verständigt. Mrs. Chester hatte ihr Heim um 4.30 Uhr verlassen. Sie wollte Bekannte in San Bernardino besuchen, und wir haben festgestellt, daß sie dort um 18 Uhr angekommen ist, zum Abendessen blieb und gegen neun Uhr abends weiterfuhr, um über den Tehachapi nach Bakersfield zu gelangen. Ihre Freunde redeten ihr zu, die Nacht über bei ihnen zu bleiben und am frühen Morgen weiterzufahren; aber sie erklärte, es mache ihr nichts aus, nachts zu fahren.
„Ihre Freunde hatte sie darüber unterrichtet, daß es zwischen ihr und ihrem Mann endgültig aus sei. Sie erwähnte auch, daß es in ihrem Leben einen anderen Mann gebe, der ihr weitaus mehr bedeute. Den Namen dieses Mannes haben wir bisher nicht feststellen können.
„Das also“, fuhr Seilers fort, „ist die Geschichte in großen Zügen. Wir befürchten nun, daß Chester sich nicht mehr blicken läßt, weil er damit rechnen muß, daß bereits Beweismaterial gegen ihn zusammengetragen wurde. Sollte er aber doch zurückkommen und erst dann davon Wind bekommen, daß eine Nachforschung im Gange ist, würde er sich bestimmt augenblicklich wieder aus dem Staube machen, und wir hätten das Nachsehen. Deshalb haben wir uns hier eingenistet, um ihn gleich zu schnappen, sobald er aufkreuzt. Wir wollen ihn auf das festlegen, was er uns alles über sich und den Ärger mit seiner Frau erzählen wird; selbstverständlich wird ein Tonband mitlaufen. Außerdem soll er die Geschichte wiederholen, daß er entweder gegen einen Zementpfahl gefahren ist oder jemand beim Einparken seinen Wagen gestreift hat. Haben wir seine Darstellung erst einmal auf Band, dann können wir ihn damit vor Gericht konfrontieren.“
Beckinridge zeigte sich nicht gerade begeistert. „Das ist eine eindrucksvolle Reihe von Indizien, Inspektor.“
„Danke“, antwortete Seilers, der das als Kompliment für seine Tüchtigkeit wertete. „Ich habe das auch alles selbst zusammengetragen, abgesehen von kleinen Hilfestellungen des lokalen Sheriffs.“
„Leider Gottes kommen wir als Versicherung dadurch in Teufels Küche“, gestand Beckinridge. „Wir müssen den Schadensfall schleunigst endgültig regeln, bevor der Kläger erfährt, daß Sie Chester des Mordes bezichtigen.“
Er sah mich tadelnd an und fuhr fort: „Nach allem, was wir eben gehört haben, Lam, sollten Sie nie wieder geringschätzig über den Wert praktischer Erfahrung denken. Wie ich Ihnen schon sagte, hatte ich so eine Ahnung in diesem Fall. Ich bin schließlich lange genug in diesem Geschäft tätig, um zu wissen, daß ich mich auf meine Eingebungen verlassen kann. — Dürfen wir jetzt gehen?“ fragte er Seilers.
„Ich glaube schon, setze aber voraus, daß ich mich auf Ihre Diskretion verlassen kann“, antwortete Seilers.
„Das können Sie bestimmt“, erwiderte Beckinridge.
„Und was ist mit mir?“ fragte ich.
„Bei Ihnen können wir wohl sicher sein, daß Sie uns wieder eine Menge Ärger bereiten werden. Aber wehe Ihnen, wenn...“
„Und
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