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Das volle Risiko

Das volle Risiko

Titel: Das volle Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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heraussteilen, daß alles, was jemand tut, auch genau zu diesem Motiv paßt. Seilers geht davon aus, Chester habe seine Frau getötet, um in den Besitz der Versicherungssumme zu kommen. Angenommen, Chester weiß noch gar nicht, daß seine Frau tot ist. Was bleibt dann von dieser Theorie übrig? Hat er aber das Verbrechen wirklich begangen, dann wird er bestimmt eine Staffage auf bauen, vor der er seinen Versicherungsanspruch anmeldet.
    „Gehen wir einmal weiter davon aus, daß er der Täter ist. Sobald seine Frau tot war, gab es für ihn überhaupt keinen
    Grund, den Wagen noch bis in das ausgetrocknete Flußbett zu befördern. Und selbst als der Wagen dort unten stand, gab es für ihn noch keinen Grund, mehrere Stunden irgendwo zu warten, danach zurückzukehren und den Wagen in Brand zu stecken.
    „Ich werde zwar nicht dafür bezahlt, Chester gegen die Theorie von Seilers zu verteidigen, aber wohl dafür, falsche Einschätzungen der Gegebenheiten im Falle Helmann Bruno aufzuzeigen.“
    „Stimmt genau, Donald.“ Dabei drückte sie mir die Hand.
    „Und Sie haben ein Apartment für mich bekommen?“
    „Es war eins frei“, antwortete sie und schloß die Augenlider. „Es ist auf demselben Flur“, fuhr sie fort.
    „Das macht doch nichts“, antwortete ich. „Ich könnte zum Abendessen ausgehen, und da wir einen Spesenbetrag haben, der —“
    „Aber Donald, Mr. Beckinridge würde die Ausgaben für ein Abendessen dieser Art niemals als Spesen anerkennen; nicht nach allem, was geschehen ist.“
    „Würde Mr. Beckinridge Ihrer Meinung nach zahlen, wenn auf der Spesenrechnung Beträge einfach unter ,Mahlzeiten’ aufgeführt sind?“
    „Das würde er wohl tun.“
    „Na also. Außer zwei Glas Buttermilch habe ich heute überhaupt noch nichts zu mir genommen. Ich bin hungrig wie ein Wolf. Es ist also abgemacht, daß Sie mir bei diesen ,Mahlzeiten’ helfen?“
    „Einverstanden“, erwiderte sie lächelnd.
    „Und wie steht es mit ,Unterkunft’?“
    Jetzt wurde sie nervös. „Der Manager des Apartmenthauses will das auf meine Rechnung setzen. Es würde ohnehin nicht viel ausmachen.“
    „Dann werde ich es so hinbiegen, daß auch das unter Spesen fällt.“
    „Nein. Bitte nicht, Donald! Lassen Sie das meine Sache sein. Ich möchte wenigstens einmal das Gefühl haben, daß Sie mein Gast sind.“
    „Und Bertha weiß bestimmt nichts davon?“
    „Nicht das geringste“, versicherte sie. „Um Himmels willen,
    Donald, davon darf niemand etwas erfahren. Wenn Bertha das wüßte — wo sie doch so sonderbar ist..
    „Ich weiß“, riß ich sie aus ihrer Verlegenheit. „Bertha spielt manchmal ein wenig verrückt, und wenn sie wüßte, daß ich ein Apartment im selben Haus habe wie Sie, ja sogar auf demselben Flur .. . Übrigens, wo liegt das Apartment?“
    „Genau gegenüber dem meinen“, antwortete Elsie.
    „Nein“, erklärte ich mit Nachdruck, „das darf Bertha niemals erfahren.“
    Und mit diesem Einvernehmen gingen wir beide zum Abendessen.

Achtes Kapitel

    Marty Lassen, ein breitschultriger Riese von knapp dreißig Jahren, steckte bis zu beiden Ellbogen in einem Fernsehgerät, das er reparierte, als ich seine Werkstatt betrat.
    „Ich hätte mit Ihnen gern eine persönliche Angelegenheit besprochen“, redete ich ihn an.
    Er drehte sich mit jähem Ruck herum und maß mich von oben bis unten. „Was für eine persönliche Angelegenheit?“
    „Ich bin beauftragt, die Sicherheitsüberprüfung einer Krankenschwester namens Melita Doon durchzuführen.“
    Lassens Haltung versteifte sich spürbar.
    „Es handelt sich nur um eine Routineüberprüfung“, fuhr ich fort. „Und zwar möchte ich einiges über ihre Herkunft, ihre allgemeinen Charakterzüge und ihre Zuverlässigkeit in Erfahrung bringen.“
    „Warum kommen Sie gerade zu mir?“
    „Soweit mir bekannt ist, kennen Sie die Dame. Ich frage zunächst nur bei Freunden und Bekannten von ihr nach. Sollte ich auf diese Weise nicht die richtigen Auskünfte erhalten, müßte ich mich vielleicht an ihren Arbeitgeber wenden.“
    „Was meinen Sie mit »richtige Auskünfte’?“
    „Solche, die darauf schließen lassen, daß sie ein gutes Sicherheitsrisiko ist.“
    „Warum soll über Miß Doon eine Sicherheitsüberprüfung durchgeführt werden? Sie ist doch nicht im Staatsdienst tätig.“
    „Es gibt verschiedene Arten von Sicherheitsüberprüfungen.“
    „Mag sein. Aber warum soll über sie überhaupt nachgeforscht werden? Was liegen für Gründe

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