Das volle Risiko
an.
„Wie hat sie es aufgenommen, Donald?“
„Anfangs war sie natürlich verdattert über mein plötzliches Aufkreuzen. Sie wird sich aber bald von dem Schrecken erholen und dann, wie gehabt, auf dem Kriegspfad wandeln. Ich mache
mich aus dem Staube. Sie können mir noch Hals- und Beinbruch wünschen.“
Elsie lachte mich an. „Viel Glück, Donald!“
Nachdem ich mich mit der Kamera und ein paar Filmen bewaffnet hatte, fuhr ich zu den Bulwin Apartments hinaus; dort klingelte ich an der Wohnungstür Nr. 283. Eine gut aussehende junge Frau von knapp dreißig Jahren öffnete mir.
„Guten Tag“, sagte sie, bevor ich einen Satz anbringen konnte. „Vertreter Ihres Typs sehen wir hier selten. Erzählen Sie mir ja nicht, sie schlagen sich hungernd durchs Studium, indem Sie Zeitschriften verkaufen.“
Ihr Lächeln war eine einzige Herausforderung.
„Was kommen denn sonst für Leute an Ihre Tür?“ fragte ich und ging auf ihre flotte Art zu reden ein.
„Meist ältere Herren, die keinen festen Job mehr haben und dann von Haus zu Haus gehen müssen, um auf Kommissionsbasis etwas zu verkaufen. Tut mir leid, aber wenn ich das alles kaufen würde, was so an den Türen angeboten wird, dann ginge es mir finanziell noch schlechter, als es im Augenblick ohnehin der Fall ist.“
„Darf ich für einen Moment hereinkommen?“
„Muß das sein?“
„Ich glaube, ja.“
„Dann kommen Sie schon.“ Sie öffnete die Tür ganz.
Die Wohnung war größer, als ich erwartet hatte. Von dem gutmöblierten Wohnzimmer aus führten zwei Türen in weitere Räume. Im Hintergrund befand sich eine kleine Küche.
„Wollen Sie sich setzen, bevor Sie Ihre Verkaufsgeschichte vom Stapel lassen?“ fragte sie ironisch lächelnd.
„Muß ich unbedingt als Verkäufer auf treten?“
„Alle Männer wollen doch etwas verkaufen, am meisten sich selbst.“ Ihre Augen blieben kühl, obwohl sie ein verschmitztes Lächeln beibehielt.
„Ich bin aber kein Vertreter, der etwas verkaufen will. Mein Job besteht darin, Informationen einzuholen.“
„Worüber?“
„Über eine Miß Melita Doon, eine Krankenschwester, die hier wohnen soll. Ist sie gerade zu Hause?“
„Ich selbst bin Miß Doon und bin gespannt, was für Fragen Sie haben. Worum handelt es sich?“
„Nach der Beschreibung, die man mir mitgegeben hat, müßte Miß Doon allerdings völlig anders aussehen. Ich schätze, Sie sind Josephine Edgar, mit der Miß Doon zusammen wohnt.“
Sie mußte herzhaft lachen. „Also gut, ich habe den Versuch gemacht. Ich will ja nur Melita soweit wie möglich decken. Es kam mir darauf an, ihr Ärger zu ersparen. Worum dreht es sich überhaupt?“
„Es ist nur eine Routineangelegenheit.“
„Wer interessiert sich für sie und warum?“
„Ich will mich nur kurz informieren, wie sie lebt, ob sie kreditwürdig ist und —“
„Wie heißen Sie?“ fiel sie mir ins Wort.
„Man führt mich unter der Nummer S 35“, antwortete ich.
Ihr Blick wurde plötzlich finster, und wachsam fragte sie weiter: „Für welche Behörde arbeiten Sie?“
„Die Umstände lassen es nicht angebracht erscheinen, daß ich mich namentlich anders zu erkennen gebe als durch S 35.“
„Sind Sie im Staatsdienst tätig oder nicht? Nun mal ‘raus mit der Sprache, mein Lieber. Bevor ich mit Ihnen weiterrede, muß ich Klarheit darüber haben, andernfalls werde ich selbst nachforschen.“
„Ich bin nicht im Staatsdienst tätig.“
„Sie sind Privatdetektiv?“
„Ja.“
Sie streckte die Hand aus. „Zeigen Sie mal her —“
„Was?“
„Na, Ihren Ausweis.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich möchte nur als S 35 bei Ihnen in Erinnerung bleiben, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
„Es macht mir aber etwas aus, sehr viel sogar. Sie wollen Informationen über Melita Doon einholen. Das können Sie bei mir aber nur, wenn Sie die Karten offen auf den Tisch legen. Andernfalls gehe ich sofort zum Telefon da drüben, melde ein Ferngespräch an und sage Melita, daß Privatdetektive hinter ihr her sind.“
„Von mir aus können Sie das ruhig tun.“
„Natürlich kann ich das, aber ich bin ja nicht ganz von gestern.“
Ich holte meine Brieftasche hervor und zeigte ihr meinen Ausweis.
„Donald Lam“, sagte sie. „Eigentlich ein hübscher Name. Was wollen Sie nun wissen, Mr. Lam?“
„Vor allem interessiere ich mich für den Ärger, den Melita im Krankenhaus gehabt hat. War es eigentlich ihre Schuld?“
„Ob es ihre Schuld war?“ Ihre Stimme steigerte sich
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