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Das volle Risiko

Das volle Risiko

Titel: Das volle Risiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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vor?“
    „Man bezahlt mich dafür, daß ich Fragen stelle, und nicht dafür, daß ich welche beantworte.“
    „Dann sehen Sie zu, daß Sie hier schleunigst ‘rauskommen!“ fuhr er mich an. „Sie haben mir noch nicht einmal Ihren Namen genannt.“
    Ich lächelte ihn freundlich an. „Oh, entschuldigen Sie. Doch wird er Ihnen nicht viel sagen. Offiziell bin ich Nr. S 35.“
    „Meinetwegen, S 35. Sie haben jetzt die Wahl: Entweder marschieren Sie sofort mit eigener Kraft aus meinem Laden oder in fünf Sekunden mit einiger Nachhilfe.“
    „Ich ziehe es vor, allein zu gehen“, antwortete ich. „Entschuldigen Sie, daß ich Sie belästigt habe, aber ich wollte erst dann zu Miß Doons Arbeitgeber gehen, wenn es unbedingt sein muß. Chefs werden meist nervös, wenn eine Sicherheitsüberprüfung bei einem ihrer Mitarbeiter durchgeführt wird, was dann nicht gerade zum Vorteil des Betroffenen gewertet wird. Auf Wiedersehen.“
    „Einen Augenblick. Sie können jetzt nicht einfach dort hingehen und durch dumme Fragen Unheil anrichten. Das wäre im jetzigen Zeitpunkt unangenehm für Miß Doon.“
    „Warum wäre es unangenehm?“
    „Weil Melita gegenwärtig persönliche Schwierigkeiten hat.“
    „Ich glaube, es wäre entschieden besser, wenn Sie mir reinen Wein einschenkten!“ rief ich ihm zu.
    „Ich habe aber keine Lust, den Klatsch über das Mädchen weiterzugeben.“
    Auf diese Bemerkung hin setzte ich ein entrüstetes Gesicht auf. „Wer spricht denn hier von Klatsch? Ich will doch nur einige Angaben über ihr persönliches Leben, die vielleicht auch auf ihre Charakterzüge Hinweise geben. Wo ist sie jetzt? Wissen Sie das?“
    „Ich weiß es nicht. Sie macht ein paar Wochen Urlaub, um sich zu erholen. Man hat es ihr nahegelegt.“
    „Sie ist Krankenschwester?“
    „Ja.“
    „Ordnungsgemäß ausgebildet und registriert?“
    „Ja.“
    „Absolut vertrauenswürdig?“
    „Absolut. Dafür stehe ich ein.“
    „Hat es nicht einigen Ärger in dem Krankenhaus gegeben, in dem sie beschäftigt war?“
    „Da haben Sie recht“, ereiferte Lassen sich jetzt. „Es gibt dort eine Vorgesetzte, die Melita nicht leiden kann und von der sie ständig schikaniert wird. Die hat sie schließlich für Dinge verantwortlich gemacht, mit denen Melita überhaupt nichts zu tun hatte.“
    „Was war es denn?“
    „Es sind mehrfach Röntgenaufnahmen verlorengegangen, wie sich bei einer Überprüfung der Akten herausstellte. So etwas kann doch überall mal passieren, besonders wenn verschiedene Leute außer den Ärzten ohne weiteres Zugang zu den Akten haben.“
    „Und Melita wurde dafür zur Verantwortung gezogen?“
    „Ja, sie hat man zum Sündenbock gemacht. Und dann kam noch der Fall von dem Patienten dazu, der bei Nacht und Nebel aus ihrer Station verschwand und dessen Krankenhausrechnung sie nun bezahlen soll.“
    „Was meinen Sie mit ,verschwand’?“
    „Es war kein ,er’, sondern eine ,sie’. Solche Fälle gibt es hin und wieder in Krankenhäusern. Die Patientin befand sich auf dem Wege der Besserung und stand kurz vor der Entlassung. Sie wußte, daß sie eine ziemlich hohe Rechnung zu zahlen hatte, und schlich mitten in der Nacht heimlich davon.“
    „Ist das denn überhaupt möglich? Ich dachte immer, eine Nachtschwester sei stets auf der Station, und zwar so, daß sie —“
    „Klar kann man das, wenn man die Räumlichkeiten im Krankenhaus gut kennt. Es gibt doch mehrere Ausgänge.
    „Man verlangt nun von Melita, daß sie die Krankenhausrechnung für die Person zahlt, die getürmt ist. Das sind fast 300 Dollar — weitaus mehr, als die Kleine zusammenkratzen kann.
    „Außerdem sorgt Melita finanziell für ihre kranke Mutter. Ich habe ihr gesagt, sie soll dem Krankenhaus melden, ich würde für die Rechnung aufkommen. Aber das ist jetzt für sie eine Grundsatzfrage geworden; sie will der Verwaltung nicht einen Cent zahlen. Ich kann das verstehen. Zahlte sie, dann würden die Leute darin ein Eingeständnis ihrer Schuld sehen, und man würde noch mehr mit ihr Schlitten fahren.“
    „Da verschwinden also wirklich Kranke heimlich aus dem Krankenhaus?“
    „Es handelt sich um so eine Hochstaplerin. Sie war noch jung, gerade erst dreißig und hatte nirgendwo Verwandte, wie sich dann herausstellte. Sie war geschieden, und ihr Freund hat erklärt, daß er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben wolle. In ein paar Tagen sollte sie entlassen werden. Dann tat sie so, als ob es ihr wieder schlechter ginge. Nachts muß sie

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