Das volle Risiko
Donald.“
Ich legte den Hörer auf. Bertha beobachtete mich neugierig.
„Was hast du mit ihm besprochen?“ fragte sie. „Heute vormittag war er noch so aufgebracht, und nun schreit er um Hilfe. Mir sagte er, die Sache sei so vertraulich, daß er sie nur mit dir besprechen könne. Worum geht es denn?“
Ich grinste nur und antwortete geheimnisvoll: „Vielleicht läuft doch noch alles so, wie ich es mir gedacht habe und wie es für unsere Detektei am besten ist.“
Bertha gab sich damit zufrieden. „Übrigens läßt dir deine Sekretärin ausrichten, sie habe eine Mitteilung für dich auf deinen Schreibtisch gelegt, die wichtig wäre.“
„Ist es wirklich wichtig?“ fragte ich.
„Das dumme Ding hält doch alles für wichtig, was mit dir zu tun hat. Außerdem hat sie bei der Vermittlung hinterlassen, sie sofort anzurufen, sobald du hier eintrudelst.“
„Na, dann werde ich mal nachsehen, was für eine Nachricht mir Elsie hinterlassen hat, und dann fahre ich zu Beckinridge hinaus.“
„Wie geht es weiter?“
„Das weiß ich jetzt noch nicht. Wir müssen erst mal sehen, wie die Dinge jetzt stehen.“
„Haben wir alles Material über die Krankenschwester bekommen, das wir brauchen?“ fragte Bertha Cool.
„Nicht ganz. Heute früh habe ich mit ihrem Freund und später mit ihrer Kollegin gesprochen, mit der sie zusammen wohnt.“
„Und was ist dabei herausgekommen?“
„Man beschuldigt Melita Doon, Röntgenaufnahmen von Unfallverletzungen gestohlen und vermutlich an Leute verhökert zu haben, die sich als Simulanten betätigen und bei Versicherungen große Beträge lockermachen wollen.“
„Sind die Röntgenbilder denn nicht nummeriert oder beschriftet, damit jeder sehen kann, wen sie betreffen?“
„Natürlich. Aber das kann man umgehen. Die Leute, die an einem Mißbrauch interessiert sind, kopieren nur den Teil der Röntgenaufnahme, der die in Frage kommende Verletzung zeigt. Dann legen sie eine andere Platte mit dem Namen des Patienten darüber, und schon ist die Sache perfekt. Nur ein Experte würde herausfinden können, daß daran etwas nicht in Ordnung ist. Ein Versicherungsagent, dem ein Anwalt aus seinen Akten ein Röntgenbild vorlegt, das mit dem Namen des versicherten Patienten und mit allem Drum und Dran versehen ist, gibt sich damit jedenfalls zufrieden, besonders wenn die Aufnahme deutlich eine Verletzung erkennen läßt. Die meisten Versicherungsleute nehmen auf dieser Grundlage Auszahlungen vor.“
„Und du glaubst, diese Krankenschwester hat Röntgenaufnahmen zu betrügerischen Zwecken entfernt?“
„Die Leitung des Krankenhauses scheint offenbar davon auszugehen. Man will das Mädchen loswerden, aber möglichst ohne großes Aufheben davon zu machen. Es kann aber genausogut auch nur eine Schikane der Oberschwester sein, die Melita nicht leiden kann.
„Und nun bist du an der Reihe und kannst dich betätigen. Wir fahren jetzt beide zu den Bulwin Apartments hinaus, und du wirst dir Josephine Edgar mal vornehmen.“
„Hast du mit ihr schon gesprochen?“ fragte Bertha, die von meinem Vorschlag nicht gerade begeistert schien.
„Ja. Aber es ist nicht viel dabei herausgekommen. Sie versuchte, mit ihren Kurven bei mir Eindruck zu erwecken, und drückte sich vor klaren Antworten.“
Bertha seufzte. „Es ist doch immer dasselbe mit dir. Sowie Weiber in einem Fall aufkreuzen, vergißt du deine Aufgabe. Und was soll ich jetzt dort tun?“
„Du wirst dieser Sexbombe als Frau mal richtig auf den Zahn fühlen, damit ich feststellen kann, wo der schwache Punkt liegt.“
Bertha wuchtete sich schwerfällig aus ihrem Sessel hoch, watschelte zur Tür und dann den Flur entlang zur Toilette, um ihr Make-up in Ordnung zu bringen.
Ich ging hinüber in mein Büro und holte vom Schreibtisch die Notiz, die Elsie mir hinterlassen hatte. Sie war so abgefaßt, daß nur ich verstehen konnte, was gemeint war:
Ich habe das Telefongespräch geführt, das Sie mir aufgetragen hatten, und die Gegenseite versprach nachzuprüfen, ob M. D. telefoniert hätte. Dann teilte man mir mit, M. D. sei plötzlich abgereist. Man wolle Näheres erkunden und es Ihnen mitteilen, wenn Sie heute abend dort anrufen. Elsie
Ich steckte mir die Notiz in die Tasche und wartete auf Bertha.
Zwölftes Kapitel
Wir fuhren vor den Bulwin Apartments vor.
Bertha sah sich das Gebäude und die Umgebung kritisch an und stellte fest: „Ziemlich aufwendig für berufstätige Mädchen. Hier zu wohnen ist bestimmt nicht
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