Das volle Risiko
Schadenssumme von unserer Versicherung forderte, in dem Glauben zu lassen, er habe in einem Preisausschreiben einen zweiwöchigen kostenlosen Ferienaufenthalt auf der Butte-Valley-Gästeranch gewonnen. Dort angekommen, ließ er sich durch die Verquickung landschaftlicher Idylle mit weiblichem Charme dazu verleiten, ,ins volle Menschenleben zu greifen’. Wie Sie inzwischen ja selbst festgestellt haben, vollzieht sich der Tagesablauf auf dieser Gästeranch nicht in der Ruhe, die gerade ein Körperbehinderter notwendig hat.
„Wir waren daher in den Fällen unserer ,Preisträger’ im Handumdrehen im Besitz von Fotos, die den betreffenden Mann bei der schwungvollen Handhabung eines Golfschlägers, beim Hechtsprung ins Schwimmbassin oder beim Flirt mit einem der attraktiven Mädchen zeigten, die in hautengen Badeanzügen oder Kleinstbikinis um das Schwimmbecken herumsitzen und sich von den sportlichen Leistungen der männlichen Gäste beeindrucken lassen. In einigen Fällen hat unsere Mitarbeiterin Dolores Ferrol den von uns hingeschickten Preisträgern’ derart den Kopf verdreht, daß diese ,Invaliden’ ihr auch noch einen Kopfstand vorgeführt hätten, wenn Dolores auch nur angedeutet hätte, daß sie so etwas gern sehen würde.
„Inzwischen ist aber unser Dreh an Hand einiger Fälle, die wir vor Gericht verhandeln mußten, durchschaut worden. Rechtsanwalt Melvin hat offenbar herausgefunden, daß unsere Preisausschreiben vorgetäuscht waren, daß wir auf der Gästeranch uns verpflichtete Mitarbeiter haben und dergleichen mehr. Nun hat uns Melvin den Kampf angesagt.“
„Wann war das?“
„Heute früh. Ich nehme aber an, daß er uns von vornherein eine Falle stellen wollte. Es sieht ganz danach aus, daß Bruno und er von Anfang an eng zusammengearbeitet haben.“
„Und was tut sich jetzt?“
„Melvin befindet sich bereits auf der Gästeranch. Er hat auch erfahren, daß gegen Foley Chester Mordanklage erhoben werden soll.“
„Wie ist er denn dahintergekommen?“
„Das war für ihn kein Problem. Als Melvin sich offiziell des Falles annahm, wollte er natürlich auch etwas über Chester in Erfahrung bringen. Selbstverständlich wußte er, daß er mit uns als Versicherungsgesellschaft zu verhandeln hatte. Dennoch wollte er verständlicherweise auch etwas über den Versicherten, also über Chester, wissen. So würde sich wohl jeder Anwalt verhalten.
„Um Informationen über Chester zu bekommen, hat er sich wohl mit der Detektei in Verbindung gesetzt, die hier in der Stadt ständig Auskünfte für ihn einholt. Als diese sich mit Chester befaßte, stieß sie natürlich sofort darauf, daß die Polizei Chesters
Wohnung lückenlos beschattet. Über den Hintergrund dieser Polizeiaktion war die Detektei dann schnell informiert.
„Genau das war es, was Melvin noch brauchte. Die Katze ist jetzt also aus dem Sack. Melvin hat alle Trümpfe in der Hand und ist sich darüber auch im klaren. Wir werden eines Tages eine horrende Summe zahlen müssen.“
Auf diesen Bericht reagierte ich absichtlich erstaunt. „Entschuldigen Sie, Mr. Beckinridge, wenn ich eine dumme Frage stelle: Warum haben Sie unter diesen Umständen nicht sofort Ihren Sachbearbeiter hingeschickt und Bruno ausgezahlt?“
„Ihre Frage ist durchaus berechtigt, Donald, und die Antwort darauf ist nicht gerade ein Ruhmesblatt für uns. Unser Inspektor hat mit Melvin schon in einem früheren Fall die Klingen gekreuzt und dabei den kürzeren gezogen. Er ist ihm juristisch und auch in puncto Spitzfindigkeit nicht gewachsen.“
„Was soll nun geschehen?“
„Sie müssen sofort hinfahren und sich der Sache annehmen. Hier habe ich vier Barschecks, zahlbar an Helmann Bruno und Rechtsanwalt Melvin. Jeder Barscheck lautet auf 25 000 Dollar, zusammen also 100 000. Auf dieser Basis sollten Sie den Fall wohl regeln können.“
„So hoch wollen Sie gehen?“
„Ich bin zu dieser Höhe bereit — wenn Sie es für erforderlich halten; und ich fürchte, Sie werden keine Regelung treffen können, die wesentlich niedriger liegt.“
„Anwalt Melvin gilt also als besonders gerissen?“
„Mehr als das. Er ist als Scharfmacher bekannt, um nicht zu sagen, berüchtigt.“
„Und Sie vermuten, er hat sich bei einigen Versicherungsfällen auch falscher Röntgenaufnahmen bedient?“
„Ich will das nicht behaupten, kann es aber auch nicht ausschließen.“
„Und trotzdem wollen Sie einen Phantasiepreis zahlen, um den Fall beizulegen? Ist er diese Summe wirklich
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