Das volle Risiko
ihrem Wesen und Auftreten nach wie eine Rolle Stacheldraht. Sie ist hart gesotten und von zäher Natur. Wir haben uns die Arbeit so geteilt, daß sie die Büro- und Finanzangelegenheiten erledigt, während ich den Außendienst wahrnehme.“
Mrs. Beckinridge fand nach diesem gegebenen Aufschluß ihr Lächeln wieder. „Ich könnte mir vorstellen, daß so ein Zweigespann eine gute Partnerschaft ist“, meinte sie.
„Das ist auch der Fall“, bestätigte ich. „Ab und zu gerate ich bei Bearbeitung von Aufträgen in Situationen, wo — gestatten Sie mir die Bezeichnung — weibliche Sirenen versuchen, mir den Sachblick zu trüben. Da tritt dann Bertha in Erscheinung, und es ist wirklich sehenswert, was sie in wenigen Minuten aus einem Möchtegern-Vamp machen kann.“
Als Mrs. Beckinridge das hörte, strahlte sie über das ganze Gesicht. „Eine wundervolle Arbeitsteilung. Ich bin froh, daß mein Mann Ihre Firma beauftragt hat.
„Ein Durchschnittsmann macht sich ja wenig Gedanken darüber, wie eine Frau, wenn sie es einigermaßen versteht, ihn um den Finger wickeln kann, besonders dann, wenn so eine kleine Circe ihre Reize voll einsetzt, um Vorteile zu erreichen.
„Ich bemühe mich gelegentlich, meinen Mann vor Personen zu warnen, die ihn nur ausnutzen wollen; er hält mich deswegen für argwöhnisch.“
„Aber nicht doch! Keineswegs, meine Liebe“, beeilte sich Beckinridge zu erklären.
„Ihre Bertha Cool sollte man einmal auf solche Typen loslassen“, ereiferte sich Mrs. Beckinridge.
„Es ist in der Tat ein erfrischendes Erlebnis, sie bei einer einschlägigen’ Arbeit zu beobachten“, bemerkte ich mit einer Miene diebischen Vergnügens.
„Wie stellt sie das denn an?“
„Bertha kann ziemlich grob, manchmal sogar auch ordinär in ihrem Vokabular sein. Zunächst macht sie den jungen Dingern, Flittchen heißen sie bei ihr, unmißverständlich klar, daß sie es mit ihr und nicht mit einem für weibliche Reize empfänglichen Adam zu tun haben und daß Tränen sowie schön geformte Beine bei ihr keine Furore machen. Die Mädchen sind nach dem Maschinengewehrfeuer, das auf sie herniederprasselt, vollkommen verdattert. Und wenn eine — sagen wir Außenseiterin der Gesellschaft — versuchen sollte, ihrerseits grob oder gar handgreiflich zu werden, dann packt Bertha so kräftig zu, daß dem Geschöpf die Zähne klappern. Wird Bertha so weit getrieben, dann ist sie alles andere als eine Dame. Ihr Spezialwortschatz würde Sie zweifellos schockieren, Mrs. Beckinridge.“
Die Augen von Mrs. Beckinridge glitzerten, so herzhaft mußte sie lachen. „Aber Homer“, wandte sie sich an ihren Mann, „du hast mir bisher noch nie etwas von dieser interessanten Frau erzählt. Wie lange beschäftigst du diese Detektei schon?“
„Dies hier ist der erste Fall. Wir werden gewissermaßen gerade warm miteinander. In Zukunft werden wir bestimmt häufiger Zusammenarbeiten.“
„Wenn du mich fragst — ich finde dieses Gespann wirklich ausgezeichnet. Ich will Sie jetzt aber nicht länger auf halten.“
Mit diesen Worten reichte sie mir lächelnd die Hand und verließ das Zimmer.
Beckinridge sah mich nach dem Abgang seiner Frau einen Augenblick schweigend an. Dann sagte er spontan: „Nun bin ich restlos davon überzeugt, daß Elsie Brand recht hatte, Donald.“
„Wie meinen Sie das?“
„Sie sind ein verdammt cleveres Individuum, mein Lieber — Sie haben Köpfchen und das erforderliche Einfühlungsvermögen. Alle Achtung! Nun aber ab mit Ihnen. Fliegen Sie zur Gästeranch und schließen Sie den Fall Bruno ab. Regeln Sie ihn, so gut und preiswert es geht. Ihr Schaden soll es nicht sein!“
„Bin schon unterwegs!“ rief ich ihm von der Tür aus zu.
Dreizehntes Kapitel
Buck Kramer, der gute Hausgeist der Gästeranch, holte mich vom Flughafen ab. „Wir werden für Sie wohl einen Sonderpreis machen müssen“, sagte er grinsend zur Begrüßung. „Oder wir richten es vielleicht so ein, daß ich für Sie hier am Flughafen ein Pferd stationiere. Mir fällt auf, daß ich Sie zwischen der Ranch und dem Flugplatz nur hin und her fahren muß.“
„Sind denn keine neuen Gäste mit dieser Maschine gekommen?“
„Nein. Wir sind auch voll besetzt.“
„Als ich abfuhr, waren aber noch einige Zimmer frei.“
„Jetzt in der Hochsaison ist das höchstens für einen halben Tag der Fall.“
„Was sind das für neue Gäste?“
„Einer kommt mir etwas komisch vor.“
Ich sah ihn interessiert an. „Inwiefern
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