Das volle Risiko
Hand und, wie mir scheint, auch noch recht unüberlegt. Bevor Sie sich endgültig und vorschnell festlegen, sollten Sie lieber nochmals mit Beckinridge sprechen.
„Dabei können Sie ihm gleich noch etwas ausrichten: Kommt es zu einem Prozeß, wird die Klage auf 250 000 Dollar lauten. Ich werde die Klageschrift innerhalb der nächsten 48 Stunden einreichen und darin besonders herausstellen, daß die körperlichen Beschwerden meines Klienten sich auf Grund des Verhaltens der Versicherungsgesellschaft verschlimmert haben.
„Nur am Rande möchte ich noch erwähnen, daß es Ihnen nichts nützen würde, ohne mich mit Bruno Kontakt aufzunehmen. Bruno reist ab, sobald ich selbst die Ranch verlasse.“
„Wieder zurück nach Dallas?“
„Das glaube ich nicht.“ Melvin lächelte ironisch. „Vermutlich wird er vorläufig zu einem ruhigen Plätzchen reisen, wo man ihn nur schwer erreichen kann, sobald die Klage eingereicht und er von den Reportern interviewt worden ist.“
„Sind Sie fertig mit Ihrer Geschichte?“, fragte ich. „Dann werde ich jetzt Ihnen einmal etwas sagen.“
„Reden Sie nur. Ich bin ganz Ohr“, antwortete er.
„Sie sind Anwalt“, begann ich. „In dieser Eigenschaft können Sie zwar Ihren Klienten vertreten, aber nicht mit ungesetzlichen und unmoralischen Mitteln. Das heißt: Sie dürfen nicht zum Mittel der Erpressung greifen. Genau das tun Sie nämlich, wenn Sie Beckinridge dazu bringen wollen, eine unangemessen hohe Schadenssumme an Ihren Klienten auszuzahlen, um in den Besitz der Filmaufnahmen zu gelangen. Für diese Handlungsweise gibt es nur die eine Bezeichnung: Erpressung.“
Melvin spielte den Entrüsteten. „Was, zum Teufel, reden Sie da für dummes Zeug?“ ereiferte er sich. „Sie wollen mich zum Erpresser abstempeln? Das ist doch ein starkes Stück!“
„Existierten diese Filmaufnahmen nicht, würden Sie niemals eine derartig hohe Versicherungssumme fordern.“
Melvins Gesicht rötete sich vor Zorn. „Sieh mal einer an! Ist das wirklich so, Sie gerissener kleiner Kerl? Obwohl Sie sich so verdammt schlau Vorkommen, scheinen Sie noch nicht zu wissen, daß der Versicherungsnehmer von Beckinridge in diesem Augenblick wegen Mordes von der Polizei in Los Angeles gesucht wird. Was sagen Sie nun?“
„Was wird er?“ reagierte ich scheinbar überrascht.
„Als Mörder gesucht. Das ist eine Tatsache, die Sie nachprüfen können. Ich hätte die Katze nicht aus dem Sack gelassen; aber nachdem Sie mir Erpressung vorwerfen, serviere ich Ihnen einen Mord.
„Mr. Chester, den Ihre Versicherungsgesellschaft vertritt, hat schon eine ganze Weile Schwierigkeiten mit seiner Ehefrau gehabt. Als die Ehe noch in Ordnung war, haben beide Ehegatten eine Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit abgeschlossen, und zwar über eine Summe von 100 000 Dollar. Nachdem die erste Verliebtheit vorbei war, kam Chester eines Tages zu der Annahme, seine Frau betrüge ihn. Es kam zu heftigen ehelichen Auseinandersetzungen, und schließlich verließ die Frau das Haus. Er folgte ihr mit dem Wagen nach San Bernardino. Von Bernardino aus fuhr sie mit einem Leihwagen nach San Francisco. Chester fuhr wiederum hinter ihr her und stieß sie in einer gefährlichen Kurve von der steil abfallenden Straße. Er wollte die Versicherungssumme einkassieren.
„Zu seinem Pech rollte der Wagen nicht so weit, wie Chester es erwartet hatte. Daher schlug er seiner schon verletzten Frau mit einem schweren Schraubenschlüssel über den Kopf und schob ihren Wagen wieder so weit an, daß er in den Abgrund rollte, wo er ihn dann in Brand steckte.“
„Woher wissen Sie das alles?“ fragte ich.
„Über meine guten Beziehungen zur Polizei von Dallas. Die Polizeibeamten in Los Angeles hatten herausgefunden, daß Chester in Dallas in einen Verkehrsunfall verwickelt gewesen ist. Natürlich interessierten sie sich für Einzelheiten; vor allem aber hofften sie, der von Chester verletzte Mann würde vielleicht eine Adresse haben, über die man den Mörder ausfindig machen könnte.
„So kam also die Polizei zu mir und fragte, ob Bruno eine andere Adresse von Chester kenne als die, welche der Polizei bekannt ist. Ehe ich mich darauf einließ, telefonischen Kontakt mit Bruno aufzunehmen, was ich gestern tat, ließ ich mir von der Polizei erst den ganzen Fall darlegen.
„Das ist also die Lage. Und jetzt, mein Lieber, werden Sie Homer Beckinridge anrufen und ihm melden, wir würden auf 250 000 Dollar klagen, wenn er es zu einem Prozeß
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