Das Voodoo-Syndikat
Möglicherweise hat er mir ein Haar ausgezupft. Mehr brauchen diese Burschen ja nicht, um den Zauber wirksam werden zu lassen.«
»Mich wundert, Suko, daß sie so schnell zugeschlagen haben.«
»Wahrscheinlich drängt es sie. Die werden ja noch andere Dinge vorhaben, als uns aus der Welt zu schaffen. Aber sie müssen uns verschwinden lassen, weil wir sie stören könnten.«
Ich legte die Spitze meines ausgestreckten Zeigefingers gegen das Kinn.
»Wobei stören?«
»Dazu müßte man wissen, was sie vorhaben. Jedenfalls wären wir Personen, die ihnen dabei im Weg stehen.«
»London ist groß«, sinnierte ich. »Es ist eine gewaltige Stadt. Wer London beherrscht, hat Einfluß. Wir leben hier, wie manche Leute meinen, auf einem Pulverfaß. In London versammeln sich die Rassen der Welt. Viele werden nicht akzeptiert, hocken im East End, verslumen, sind auf der Suche nach einem Stückchen Glück. Das ist natürlich ein Nährboden für Leute wie Voodoo-Zauberer.«
Suko nickte. »Und wir haben es mit Schwarzen zu tun«, meinte er mit leiser Stimme.
»Denkst du weiter?«
»Sicher. Überleg mal. Afrika schlägt zurück - und wie! Das Land hat über lange Jahre die Herrschaft der Weißen ertragen müssen. So etwas bleibt nicht nur hängen, das frißt sich in die Seelen der nachfolgenden Generationen. Der Haß wird weitergegeben und steigert sich sogar noch. Zwar leben die Menschen hier in einer anderen Welt, ich will nicht von Zivilisation sprechen, aber sie haben längst nicht vergessen, was ihnen die andere Welt, aus der sie gekommen sind, alles geboten hat. Das war Tradition, das war Magie, über die Weiße nur gelacht haben. Sie hätten sie ernst nehmen sollen, ebenso wie die Menschen. Auch ich gehe davon aus, daß die Zombies London beherrschen wollen, und sie haben sich eine Stelle ausgesucht, die zwar fest im Sattel sitzt, aber dennoch wackelt, wenn man mit einer genügenden Brutalität vorgeht. Wir können nicht einfach hingehen und Costellos Mafioso töten, die Zombies denken da anders. Die lassen sich durch nichts aus dem Konzept bringen. Was wäre denn wohl gewesen, wenn du mit der Peitsche nicht eingegriffen hättest?«
»Dann wäre der Killer trotz der Kugeln im Leib verschwunden.«
»Richtig, und Costello hätte mehr als dumm aus der Wäsche geschaut. Suko, an was kannst du dich erinnern?«
»Wie meinst du?«
»Was hast du gefühlt, bevor dich diese verdammte Attacke erwischte?«
Mein Freund winkte ab. »Mir war schlecht. Schon bei dir merkte ich, daß etwas nicht stimmte, schob es allerdings auf eine gewisse Müdigkeit. An einen Voodoo-Zauber habe ich dabei nicht gedacht, da will ich ehrlich sein. Es wurde immer schlimmer. Im nachhinein gleicht es einem Wunder, daß ich noch telefonieren konnte. Es war im letzten Augenblick. Anschließend bekam ich den berühmten Filmriß. Ich kam erst wieder richtig zu mir, als du mit dem Kreuz angegriffen hast.«
»Das weiß ich.«
»Stellt sich die Frage, was wir unternehmen und ob wir überhaupt etwas unternehmen können?«
Ich zog den Mund schief. »Gut gebrüllt, Löwe. Ich weiß es leider auch nicht.«
»Wo können wir anfangen zu suchen? Wer steckt dahinter? Vielleicht Afrika«, sagte Suko und stand auf. Er ging mit vorsichtig gesetzten Schritten, als wollte er das Laufen noch üben. »Hatten wir das vor kurzem nicht schon einmal? Erinnere dich, als Jane Collins in die Fänge des Macumba-Zaubers geriet. Ich denke da an die alte Fabrik und diesen Virgil.« [3]
»Ja, stimmt.« Heftig nickte ich. »Du hast recht, Suko. Darauf könnte es hinauslaufen.«
»Meine ich auch.«
»Macumba…« Ich flüsterte das Wort und betonte jede Silbe. »Das ist verdammt gefährlich. Macumba ist eine Institution, Macumba ist das Grauen schlechthin…«
»Und auch Voodoo…«
»Natürlich. Frage: Steckt dieser Virgil dahinter?«
»Das glaube ich nicht. Er war einfach zu schwach oder kam mir zu schwach vor, um diesen Zauber durchzuführen.«
»Werdann?«
»Das müssen wir herausfinden.« Ich räusperte mich. »Eigentlich sehe ich da nur eine Möglichkeit. Über Logan Costello.«
»Der wird sich bedanken.«
»Rechnest du nicht damit, daß er mit uns zusammenarbeitet?«
»Dann müßte es ihm schon verdammt dreckig gehen.« Suko hob die Schultern. »Nichts ist unmöglich. Andererseits denke ich daran, daß auch wir unsere Leute einsetzen sollten.«
»Denkst du an Spitzel?«
»Ja. Wir haben einige >Under cover Agents< in den Slums der Last End hocken.«
»Das ist eine
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