Das Voodoo-Syndikat
Gesetzen beikommen, sie reagierten nicht auf Prozesse oder auf Anwälte. Da regierte bei ihm die nackte Angst. Ich schielte auf den Wecker. Teufel, die erste Morgenstunde war bereits um. Allmählich sollte ich auch einschlafen, die nächsten Tage würden bestimmt nicht leicht werden.
Genau da meldete sich das Telefon. Obwohl ich noch nicht geschlafen hatte, schrak ich zusammen. Beim zweiten Läuten schnappte ich mir den Hörer und kam nicht einmal dazu, meinen Namen auszusprechen, denn am anderen Ende sagte eine kratzende Stimme nur einen Satz. »John, komm rüber — bitte…«
»Suko!«
Er hatte schon aufgelegt. Ich starrte sekundenlang den Hörer an und sprang aus dem Bett.
Im Schlafanzug wollte ich nicht gerade zu Suko rüberlaufen, schlüpfte in Windeseile in meine Klamotten, nahm auch die Beretta mit und den Schlüssel zu Sukos Wohnungstür.
Kaum hatte ich aufgeschlossen, hörte ich ihn bereits stöhnen. Eine Falle?
Ich wurde vorsichtig. Im Flur brannte Licht. Das stöhnende Geräusch war aus dem Wohnraum gedrungen. Befand Suko sich allein in der Wohnung, oder hatte er ungebetenen Besuch bekommen?
»Suko? Bist du allein?«
»Ja…«
Über die Antwort erschrak ich. Und ich erschrak noch mehr, als ich den Wohnraum betrat. Dort sah ich meinen Freund.
Rücklings und mit verzerrtem Gesicht lag er auf dem Boden. Seine Hände hielt er gegen den Magen gepreßt, das Gesicht war schweißnaß, er atmete stoßweise und flüsterte Worte, die mich bis ins Mark trafen.
»John, ich glaube, ich muß sterben…«
***
Verdammt, das war hart gewesen. So lange ich meinen Freund kannte, hatte er noch nie dermaßen pessimistische Äußerungen von sich gegeben. Suko lag nicht ruhig auf dem Boden, die Schmerzen erwischten ihn stromstoßartig, er wälzte sich hin und her. Einmal nach rechts, dann wieder nach links, dabei keuchte er laut, und auf seiner Haut sammelte sich der Schweiß.
Ich kniete längst neben ihm. Dabei fühlte ich mich so verdammt hilflos, weil ich einfach über die Ursache seines Zustandes nichts wußte. »Was ist denn passiert, Suko? Wie ist es passiert?«
Er konnte noch nicht antworten. Sein Gesicht war fleckig geworden. Dicke, rote Stellen hatten sich auf seinen Wangen ausgebreitet.
»Plötzlich, John«, ächzte er, »auf einmal war es da. Bitte, Wasser…«
»Klar, sofort.« Ich rannte in die Küche. Als ich zurückkehrte krabbelte Suko gerade unter Schmerzen in einen Sessel.
Ich gab ihm einen Schluck zu trinken. Wie bei einem kleinen Kind führte ich den Glasrand an die Lippen meines Freundes. Er schluckte und schaute mich dabei aus großen, starren Augen an. Zur Hälfte leerte er das Glas, wobei ich hoffte, daß es ihm jetzt besserging.
»Wie ist es?«
»Mies, John.«
»Soll ich einen Arzt rufen?«
Suko schaute mich plötzlich wieder klar an, als wären seine Schmerzen verschwunden. »Einen Arzt? Nein, der kann mir nicht helfen. Das ist… das ist etwas anderes.«
Es ist etwas anderes!
Da hatte Suko eine verflixt gute Antwort gegeben. Das andere war keine normale Krankheit, keine Infektion, das war auch nicht erklärbar, es kam aus dem Innern und trotzdem von außen. Diese Krankheit besaß keinen medizinichen Namen, ich würde sie mit einem anderen Begriff umschreiben.
Voodoo!
Kein Zweifel, es hatte Suko erwischt. Und ich wußte auch schon, wie. Wenn sich jemand mit dem Voodoo-Zauber auskannte, mußte er sich an bestimmte Regeln halten. Er konnte von der Person, die er durch den Zauber treffen wollte, eine Puppe nachbilden, ihr etwas Persönliches aus dem Besitz des Betreffenden mit einfügen, um anschließend diese Puppe zu verzaubern. Dadurch stellte er eine Verbindung zwischen der Puppe und dem lebenden Menschen her. Wenn er nun kleine Nadeln in die Puppe hineinstieß, so übertrug sich der Schmerz auch auf den Menschen, und das schien mir bei Suko der Fall gewesen zu sein.
»Du weißt Bescheid, John?« flüsterte er.
»Ich glaube.«
»Der… der Schwarze. Er hat mir den Tod versprochen. Ich… ich habe das Gefühl, als würde er recht behalten, John. Mich kann kein Arzt heilen, nicht bei Voodoo.«
Ich gab keinen gegenteiligen Kommentar, verzog aber das Gesicht, als sich mein Freund plötzlich aufbäumte, als wollte er mit seinem Körper eine Brücke im Sessel bilden. Er schrie dabei und preßte seine Hand auf die rechte Brustseite.
Mir rann es kalt den Rücken herab. In meinem Magen spürte ich einen harten Druck und überlegte krampfhaft, wie ich meinem Freund helfen
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