Das Voodoo-Syndikat
saßen ein Mann und eine Sekretärin, die Bestellungen auf Auftragszettel tippte. So weit konnten die Schwarzen nicht schauen. Unter der Decke zog sich das Gestänge hin, an dem die hellen Leuchten befestigt worden waren. Sie sahen auch noch etwas anderes.
Rechts und schräg oben befand sich ein Glaskasten. Er hing vornüber und sah so aus, als würde er jeden Augenblick nach unten fallen. Hinter der Scheibe bewegte sich eine Gestalt im grauen Kittel. Der Mann dort hatte nur die Aufgabe zu beobachten.
Nummer eins deutete hoch. »Es wäre gut, wenn wir die Zentrale besetzten!«
»Wer?«
»Du und zwei Zombies.«
Nummer zwei nickte. Plötzlich lächelte er widerlich und fies. »Ja, das mache ich gern.« Er ging einige Schritte zur Seite und entdeckte auch einen Aufgang. Über eine Leiter kam man in die Kabine. Zwar lag sie im hellen Licht, aber niemand kümmerte sich so recht um den Aufpasser. Die Arbeiter hatten keine Zeit, sich großartig umzusehen. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
»Geh los, es ist günstig!« sagte Nummer eins.
Das ließ sich sein Kumpan nicht zweimal sagen. Er holte sich zwei Zombies, einen Farbigen und einen Weißen. Mit ihnen im Schlepptau, marschierte er los.
Zum Abschied sagte er noch: »Wenn wir oben sind, fangen wir an, alles zu zerstören…« Nummer eins nickte nur…
***
Fred Gallo hieß der Mann auf dem schwebenden Beobachtungsposten. Er war in London geboren, sein Vater aber stammte aus der Toscana, die Mutter war Schottin. Beide Eltern lebten jetzt in einem Heim, das ebenfalls von der Mafia mitfinanziert wurde.
Gallo wußte, für wen er arbeitete. Es machte ihm nichts aus. Die Arbeit gefiel ihm, er bekam pünktlich seinen Lohn, und durch die Firma hatte er auch für seine Frau und die beiden Kinder eine recht akzeptable Wohnung gefunden.
Er wußte auch, daß an diesem Tag besonders viel Arbeit anlag. Obwohl er mit den Leuten unter ihm in keinem Kontakt stand, spürte er dennoch etwas von der Hektik, die in Wellen zu ihm hochströmte und auch die Sichtscheibe durchdrang.
Die Arbeiter bewegten sich anders als sonst. Sie liefen aufgeregter, sie beeilten sich, einer schrie den anderen an, dazwischen die Vorarbeiter, die wirkten wie damals die Peitschenschläger auf den Galeeren. Heute wurde zwar nicht mehr gepeitscht, dafür waren die Methoden um so ausgeklügelter geworden, denn es zählte nur Leistung. Fred Gallo konnte ein Lied davon singen. Er hatte lange genug dort
»unten« gearbeitet und hatte es dank seines Fleißes und seiner Geschicklichkeit geschafft, sich im wahrsten Sinne des Wortes hochzuarbeiten.
Ein ruhiger Job war es keinesfalls. An hektischen Tagen passierte oft etwas. Es war schon vorgekommen, daß ganze Palettenstapel umkippten. Er mußte seine vier Monitore ständig im Auge behalten und war nicht einmal dazugekommen, den Kaffee zu trinken, den ihm seine Frau vor Arbeitsbeginn frisch aufgebrüht hatte. In der Kabine war es stickig. Die Strahlen einiger Lampen trafen das Glas, heizten es auch auf und gaben einen Teil der Wärme nach innen ab, so daß es dem armen Fred Gallo den Schweiß aus den Poren trieb. Jetzt herrschte Hochbetrieb. Hintereinanderr rollten die hochbeladenen Gabelstabier von der langen Rampenfläche in die Halle hinein. Die Vorarbeiter standen an neuralgischen Punkten und wiesen mit bestimmten Armbewegungen die Fahrer an ihre angestammten Plätze. Durch ein Mikrophon war Fred Gallo mit den Männern in der Halle verbunden.
Eine rote Lampe leuchtete interwallweise auf, für Gallo ein Zeichen, daß ihn jemand sprechen wollte. Er ging an das Pult und schaltete das Mikro ein.
»Ja, was ist.«
»Banner hier.« Er war einer der Vorarbeiter. »Ich möchte gern wissen, wo Toto steckt?«
Toto, ein Farbiger, arbeitete dort, wo die Ersatzstapler ihre Plätze gefunden hatten.
»Keine Ahnung, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Verdammt!« fluchte Banner. »Gerade jetzt, wo zwei Tracks außer der Reihe gekommen sind, brauchen wir alle Kräfte.«
»Tut mir leid…«
»Hast du ihn nicht auf deinem Monitor gesehen?«
»Nein, aber ich schaue mal nach.« Gallo verdrehte den Kopf, um auf den Bildschirm schielen zu können. Einige Sekunden verstrichen, dann konnte er die Meldung durchgeben. »Nichts, Banner, überhaupt nichts.«
»Shit! Wo treibt sich der Kerl denn herum? Wenn ich den erwische, schlage ich ihm den Kopf zwischen den Ohren ab, darauf kannst du dich verlassen. Tausende warten auf Arbeit, und ausgerechnet dieser faule
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