Das Voodoo-Syndikat
es nicht zerreißen kannst. Nein, ich lasse mich nicht umstimmen.«
Costello hatte längst bemerkt, wie ernst es seinem unheimlichen Besucher damit war. Er unternahm auch keinen Versuch mehr, den anderen umzustimmen, er dachte nur noch daran, so viel Zeit wie möglich zu gewinnen.
Es würde nicht mehr lange dauern, dann kamen Tendine und seine Männer zurück. Sie würden mit ihren Waffen hier eine Hölle entfachen, denn sie waren bereit, für Costello durchs Feuer zu gehen. Daß Sekunden und Minuten sehr lang werden können, mußte Costello in dieser Zeit erfahren. Er konzentrierte sich auf Macumba und die beiden Zombies, gleichzeitig lauschte er nach draußen. Wenn sie kamen, würde er das Motorgeräusch hören.
Eine Bewegung lenkte ihn ab. Macumba hielt die Puppe in der rechten Hand. Mit der linken griff er in eine Falte seines Gewands und holte dort etwas Langes hervor, das seine Finger überragte.
Es waren Nadeln!
Costello wußte, daß es ernst wurde. Der Beinlose hatte die Nadeln so gedreht, daß der Mafioso sie sehen konnte. Sie waren ziemlich lang, vorn sehr spitz und besaßen einen goldenen Glanz. »Nun?«
»Voodoo«, flüsterte Costello. »Ja, das ist Voodoo…«
»Zusammen mit dem alten afrikanischen Macumba-Glauben. Was meinst du, welch eine Sprengkraft beide besitzen, wenn sie gemeinsam eingesetzt werden. Du hast keine Chance, Costello. In den nächsten Minuten wirst du sterben, und ich begebe mich daran, die Macht in dieser Stadt zu übernehmen. Wer mir von deinen Leuten nicht die Treue hält, wird vernichtet, das verspreche ich dir.«
Costellos Augen hatten eine gewisse Starrheit bekommen und auch einen matten Glanz. »Wie kommst du her?« fragte er flüsternd. »Wer, zum Teufel, hat dich geschickt?«
»Ich komme aus der Tiefe, aus dem magischen Schlamm der Urwelt, denn bereits damals existierte Macumba schon. Nur wußten es viele nicht. Die alten Rassen beteten verschiedene Götter an, die alle zusammen waren Macumba. Man kann es nicht greifen, man kann es in keine Gestalt pressen. Heute sieht es aus wie ich, morgen schon wieder anders. Da kann es ein Tier sein, ein Monster, eine Mutation, ein Bild oder noch etwas ganz anderes. Heute bin ich Macumba, und ich werde meine Macht auszunutzen wissen.«
Costello senkte den Kopf. Eine Geste, die an Aufgabe erinnerte. Tatsächlich hatte er sich noch nicht aufgegeben. Angestrengt lauschte er nach draußen. In seinem Innern vermischten sich Gefühle wie Zorn, Wut und Angst. Sie brachten sein Blut in Wallung. Verdammt, wie lange brauchten die Kerle denn, um das Haus endlich zu erreichen?
Sie hätten normalerweise schon eintreffen müssen. Oder hatte sie Macumba zurückgehalten, hatte er sie abgefangen und getötet?
Der Beinlose lachte leise. »Ich will dich nicht fragen, aber ich kann mir denken, worüber du dir den Kopf zerbrichst.«
»Wirklich?«
»Ja, du hoffst auf Hilfe. Du hoffst darauf, daß deine Leute kommen und dir beistehen werden.«
»Das kann sein.«
»Sie werden es nicht!«
»Und weshalb nicht?«
Macumba lachte. »Weil ich es nicht will. Sie werden sich in diesem Netz verfangen, glaub mir. Du hast keine Chance. Wir sind und wir bleiben unter uns!«
Costello ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Es hatte ihn erschreckt, daß diese Gestalt seine Gedanken lesen konnte. Ob Tendine nun kam oder nicht, das war nicht mehr interessant, er jedenfalls mußte, wenn er am Leben bleiben wollte, alles auf seine Kappe nehmen, und er durfte sich seine Reaktionen nicht anmerken lassen. Der Mafioso hob die Schultern — und riß gleichzeitig sein Gewehr so hoch, daß die Mündung auf Macumba wies.
»Nein!« schrie er, »nicht mit mir! Ich werde dich zerfetzen, durchlöchern, ich…«
Er sprach nicht mehr weiter. Das Grinsen auf dem kahlen, aschgrauen Gesicht hatte ihn schon irritiert, etwas anderes aber störte ihn viel mehr, und er kam sich vor wie ein Ballon, dem die Luft geraubt worden war. Es war der Druck im Nacken.
Ein kalter Druck, wie ihn nur eine Mündung abgeben konnte, die warme Haut berührte.
»Du wirst nicht schießen!« flüsterte hinter ihm eine rauhe Stimme. »Du wirst es nicht wagen, sonst zerblase ich deinen Schädel, Logan Costello…«
Der dritte, der Neger, das offene Fenster, eine Einladung, in das Haus zu steigen.
All das schoß ihm durch den Kopf, und Costello erstarrte unter dem Druck der Mündung. Er kam sich selbst vor, als würde er vereisen. Wie hatte er nur den Kerl, der sich am Fenster seines
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